Gibt es eine Zukunft für unsere Erde und wie könnte sie aussehen? Teil 3

Nachdem in den ersten beiden Teilen dieses Beitrages (hier lest ihr Teil 1 und Teil 2) die verschiedenen Narrative vorgestellt wurden, möchte ich nun einen Ausblick wagen, der der Realität gerecht wird und dennoch Hoffnung für die Zukunft macht. Ich sehe in den Narrativen des Gerichts und der Transformation sowohl Positives als auch Negatives – wie ich es in Teil zwei auch schon erwähnt habe. Ich denke aber auch, dass eine Verbindung von beiden eine mehr als sinnvolle Option darstellt. Darf ich vorstellen: das transformative Gerichtsnarrativ.

Das transformative Gerichts-Narrativ

Neben einem guten Namen würde das transformative Gerichtsnarrativ das Beste von beiden Bestandteilen mitbringen. Das Gerichtsnarrativ würde die Dringlichkeit mitbringen, die dem Transformationsnarrativ fehlt. Es zeichnet ein Bild allerhöchster Not, was zum einen nicht sonderlich weithergeholt ist und zum anderen den Fokus auf die Suche nach der Verantwortlichkeit legt.

Diese Suche nach den Schuldigen ist deshalb so bedeutsam, weil keine Zeit bleibt, um darauf zu hoffen, dass sich die verschiedenen Länder irgendwann ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden. Es geht um die Suche nach Verantwortlichen und nicht um die nach Freiwilligen. Dies könnte und sollte der Anthropozän-Thematik eine Dynamik geben, die wiederum die nötige Aufmerksamkeit nach sich ziehen sollte, um endlich ein Umdenken einzuleiten. Erfahrungsgemäß tun sich Menschen mit dem Helfen und Verantwortungübernehmen leichter, wenn bereits jemand vorangeht. Dies ist vielleicht der einzige Weg, damit die Menschheit doch noch als ein kollektiver Akteur handelt und außerdem genau der Antrieb, den das Narrativ der großen Transformation braucht.

Es braucht Lösungen und Antrieb

Denn während das Transformationsnarrativ handfeste Lösungen für die Umweltproblematik liefert, was das Gerichtsnarrativ nicht unbedingt kann, fehlt ihm doch die Zugkraft. Zwar sind die Vorschläge für eine effizientere Nutzung von Technologie, Stärkung der globalen Demokratie und Förderung des Globalen Südens und der Nachhaltigkeit allesamt gut, allerdings wird keine Nation von sich aus damit anfangen, wenn es nicht auch die anderen tun. Unter dem Aspekt ist es wichtig, dass das Transformationsnarrativ eine positive Zukunft in Aussicht stellt. Wenn nichts mehr zu gewinnen wäre, wie es beispielsweise das Katastrophennarrativ behauptet, wieso sollte dann überhaupt etwas am bisherigen Verhalten geändert werden?

Das Transformationsnarrativ bietet ein positives – vielleicht sogar leicht übertrieben positives – Zukunftsbild, welches den Menschen aber zumindest ein lohnendes Ziel in Aussicht stellt. Leider fehlt eine Nation, die bewusst vorangeht, wahrscheinlich aus Sorge vor einer Benachteiligung im globalen Länder-Rennen. Denn ohne Verzicht und Mäßigungspflicht wird es nicht gehen.

Vermischt man allerdings beide Narrative, so liefert das Gerichtsnarrativ den Antrieb und das Transformationsnarrativ die direkten Lösungsvorschläge. Dadurch, dass beide in den Industrienationen des Globalen Nordens die Hauptverantwortlichen sehen, gibt es auch noch einen Überschneidungspunkt, der eine Vermischung geradezu anbietet.

Jemand muss zwingend vorangehen

Der Idealverlauf könnte so aussehen: Die Industrienationen des Globalen Nordens bekennen sich zu ihrer Täterschaft und übernehmen Verantwortung. Dadurch verpflichten sie sich die ersten Maßnahmen zu Verbesserung der Situation einzuleiten, also eine allgemein nachhaltigere Politik zu führen und gezielt in Technologien zu investieren, die diese Politik unterstützen.

Außerdem helfen sie den zuvor benachteiligten und teilweise ausgenutzten Nationen eine Situation zu erreichen, in welcher sie ebenfalls eine nachhaltigere Politik führen können. Dazu gehören die Förderung der globalen Demokratie sowie die Förderung der Wissenschaft, und zwar aller Disziplinen. Denn ein Umdenken in der Bewertung des planetaren Zustandes muss interdisziplinär geschehen. Nur ein Zusammenarbeiten von Natur-, Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaft wird erreichen, dass die Spezies Mensch ihren egozentrischen Status aufgibt und beginnt, sich als Bewohner und nicht als Herrscher dieses Planeten zu betrachten.

Durch das erzwungene Vorangehen der Industrienationen des Globalen Nordens werden andere Länder freiwilliger folgen und durch zukünftiges Sanktionieren von Fehlverhalten ein Status quo erreicht, indem Umweltschutz keine eigene Partei braucht, sondern zum allgemeinen Konsens wird.

Der Stein muss ins Rollen kommen

Abschließend lässt sich sagen, dass der eben beschriebene Verlauf vielleicht etwas utopisch ist, allerdings sicher nicht vollkommen losgelöst von der Realität. Was fehlt, ist der berühmte Stein, der ins Rollen kommen muss. Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass, wenn die Not groß genug ist, der Mensch in der Lage ist, auf seine vielen, teilweise maßlosen Privilegien zu verzichten – wie einen Großteil des globalen privaten Flugverkehrs. Es bleibt zu hoffen, dass unsere Spezies den Ernst der Lage rechtzeitig zur Gänze erkennt, bevor der „Weltgärtner“ zum „Industrieparkwächter“ wird.

In diesem Sinne

Euer Basti


Foto von Patrick auf Unsplash

2 Comments
  • Moritz von Hoeßle
    Posted at 13:40h, 30 März Antworten

    Sehr schöner Artikel, wobei ich dem Covid Vergleich nur halb zustimmen kann, da man an der Verteilung der Impfstoffe auf den globalen Norden und der Vernachlässigung des globalen Südens nicht nur die Chance verpasst hat Covid gänzlich los zu werden, sondern auch das selbe Schema wie bei Industrialisierung, Kolonialisierung und letztendlich auch der Klimapolitik zu Tage trat.

  • Bastian Ivens
    Posted at 10:18h, 31 März Antworten

    Lieber Moritz,
    da hast du sicherlich Recht. Die Covid-19-Pandemie hat wiedermal verdeutlicht, dass der Globale Norden viel zu häufig auf Kosten des globalen Südens weiter vorne in der Schlange steht. Ich persönlich finde es auch richtig in diesem Zusammenhang von einer verpassten Chance zu sprechen. Mit meinem Vergleich wollte ich allerdings lediglich verdeutlichen, dass der Verzicht von Privilegien in meinen Augen eine Frage der Bereitschaft ist. In der Regel steigt diese Bereitschaft mit der „Not“ die herrscht. Leider ist es häufig so, dass das Kind erst in den Brunnen fallen muss, bevor jmd anfängt es zu suchen. Es bleibt zu hoffen, dass beim Thema Umwelt ein schnelleres Einsehen der Not und damit eine größere Bereitschaft zum Verzicht erfolgen wird..

    Vielen Dank für deinen Kommentar!.

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