Menstruieren ist kein Luxus

In Deutschland zahlen wir auf Periodenprodukte immer noch den erhöhten Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Schluss damit! Tampons, Binden oder Menstruationstassen sind keine Luxusgüter, für die dieser Steuersatz gedacht ist.  Eine Petition möchte nun erreichen, dass der Bundestag die Regelung ändert und Menstruierende nicht mehr diskriminiert werden.

Trüffel, Schnittblumen oder Ölgemälde – bei ihnen gilt der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent, denn angeblich sind sie Gegenstände des täglichen Bedarfs. Und Periodenprodukte etwa nicht?! Frauen* bekommen etwa 40 Jahre ihres Lebens einmal im Monat für etwa drei bis fünf Tage ihre Periode. Und das ist in den meisten Fällen nun mal unausweichlich.

Warum also  wird das offensichtliche Grundbedürfnis an Periodenprodukten nicht mit dem ermäßigten Steuersatz versehen? Eine Erklärung dazu, wie unser Mehrwertsteuersystem funktioniert, findet ihr bei NEON. Fazit: „Hundefutter wird also im Gegensatz zu Babynahrung als Grundbedarf angesehen, weil Landwirte vor 100 Jahren keine besonders gute Bildung genießen durften – wenig beruhigend, oder?“ Und „das System ist renovierungsbedürftig – die Politik will nur nicht.“ Na das klingt nicht gerade nach einer leichten Revolution in Sachen #freebleeding.

Sowohl eine Petition bei change.org als auch eine Petition im Petitions-Forum des Deutschen Bundestags forden die Abschaffung des erhöhten Steuersatzes von 19 Prozent. Die Regierung muss gewährleisten, dass niemand aufgrund seiner körperlichen Merkmale benachteiligt wird – in diesem Fall im finanziellen Sinne.

Ein Buch gegen Steuerdiskriminierung

Mit einem Trick beweist The Female Company, dass es auch anders geht. Das Unternehmen vertreiben Tampons aus Bio-Baumwolle, die ohne Chemikalien und Pestizide angebaut wird. Seit neuestem kann man auf ihrer Website das „Tampon Book“ bestellen. Das Buch ist sozusagen ein Schlupfloch, denn auf ihnen gilt der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent. The Female Company verkauft deshalb ihre Bio-Tampons ganz einfach als Buch, besser gesagt in einem Buch. Das soll natürlich kein Dauerzustand bleiben, sondern vielmehr auf die ungerechte Steuersituation aufmerksam machen. Das Buch enthält übrigens nicht nur die Tampons, sondern kommt mit spannenden Geschichten rund um die Menstruation – ganz nach dem Motto „Gut zu wissen, wie’s läuft“.

Der internationale Vergleich

Dass auf Tampons, Binden oder Menstruationstassen ein erhöhter Steuersatz gilt, ist übrigens nicht nur in Deutschland so. In China liegt der Steuersatz bei Menstruationsprodukten bei 17 Prozent, in Russland bei 18 Prozent und in Schweden sogar bei 25 Prozent. Andere Länder dagegen haben es inzwischen geschafft, Tampons und Co. nicht mehr als Luxusgüter einzustufen und die steuerliche Diskriminierung zu beenden. Kanada schaffte 2015 die „tampon tax“ ab, Indien und Kolumbien zogen 2018 nach.

Was sagt ihr dazu? Würdet ihr die Petition unterstützen?

*Es ist zwar die gesellschaftliche Annahme, aber nicht nur Frauen bekommen ihre Tage. Transmänner zum Beispiel identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt aufgrund körperlicher Geschlechtsmerkmale zugewiesen wurde. Sie identifizieren sich als Mann und bekommen dan vielleicht trotzdem noch ihre Periode. Ob jemand menstruiert oder nicht sagt nichts über das Geschlecht aus.

Beitragsbild: Josefin / Unsplash

1 Comment

Post A Comment