Eine Demonstratin auf einer Demonstartion gegen den Tigray-Konflikt

Zur aktuellen Lage des Tigray-Konflikts

Bereits seit zwei Jahren herrscht in der äthiopischen Region Tigray ein gewaltsamer Konflikt. Doch besonders seit dem Aufflammen des Krieges in der Ukraine ist der Konflikt in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt. Nun gibt es allerdings einen Erfolg in den Friedensverhandlungen. Zeit, sich das Ganze noch einmal genauer anzuschauen.

Worum es geht

Im Wesentlichen geht es im Konflikt um einen Streit zwischen der Regierung unter dem Staatsoberhaupt und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed und der in der Region regierenden Partei Tigray Defence Forces (TPLF). Der Konflikt begann 2020, als Ahmed die geplante Parlamentswahl verschob. Die TPLF stuften dies als illegal ein und führten daraufhin in der Region eigenständige Wahlen durch, welche wiederum von der Regierung Äthiopiens nicht anerkannt wurden. Der Konflikt weitete sich in der Folge zunehmend auf angrenzende Gebiete aus und zog eine humanitäre Katastrophe nach sich.

Warum der Konflikt so problematisch ist

Allen Seiten des Konflikts werden schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Das Problem dabei: Die Region ist weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Die Menschen können nicht mehr telefonieren, es gibt keine Internetverbindung, das Bankwesen wurde eingestellt und die Versorgungsinfrastruktur ist eingebrochen, berichtet beispielsweise Amnesty International.  Humanitäre Organisationen haben große Schwierigkeiten, Zivilist*innen zu erreichen.

Erschwerend hinzu kommt, dass der Konflikt vor allem seit dem Ukraine-Krieg kaum mehr präsent ist. Franziska Ulm-Düsterhöft von Amnesty International sagt dazu: „Am Anfang hat der Konflikt in Tigray noch eine große Aufmerksamkeit gehabt. Diese ist mit Beginn der Ukraine-Krise verschwunden. Wir haben einen riesigen Konflikt mit grausamen Menschenrechtsverletzungen und Mangel an humanitärer Hilfe.“  Die fehlende Aufmerksamkeit spiele dann den Kriegstreibenden besonders in die Hände, führt sie weiter aus.

Hoffnungen liegen in den Friedensgesprächen

Doch Friedensverhandlungen sollen Hoffnung geben. Anfang November lud die Afrikanische Union (AU) die Kriegsparteien zu einem Treffen nach Südafrika ein und vermittelte. Schließlich vereinbarten Vertreter*innen einen Waffenstillstand, der als Durchbruch gilt. Doch ganz ohne Beigeschmack ist das Ganze nicht: Denn bereits im August war eine fünfmonatige Waffenruhe gescheitert. Viele sind nun allerdings optimistisch, dass zumindest humanitäre Organisationen ins Land gelassen werden, um Versorgung zu gewährleisten, denn darauf einigten sich die Kriegsparteien ebenfalls.

Obwohl die Versprechen der Kriegsparteien groß sind, sehen Analyst*innen das Ganze kritischer. Beispielsweise fordern diese mehr Transparenz in der Umsetzung des Abkommens. Auch bemängeln sie, dass weitere Gegner und Gruppen, wie beispielsweise Eritrea, bislang in den Gesprächen außen vor sind.

Aktuell ist also offen, wie es im Konflikt weitergeht und es bleibt die Hoffnung, dass die Verhandlungen auch verwirklicht werden. Währenddessen bleibt es allerdings wichtig, sich über den Konflikt zu informieren.

Empfehlenswert ist diese Podcastepisode von 55 Countries, in denen drei Expert*innen über den Konflikt berichten.

Die Deutsche Welle berichtet außerdem regelmäßig über den Konflikt. Lesenswert ist hier ein Kommentar des Journalisten Ludger Schadomsky zum Friedensabkommen. 

–Julia–


Beitragsbild von Brett Sayles auf Pexels

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