31 Jul 2018 Sklaverei und ihre Auswirkungen heute
Gestern, am 30. Juli, war der Welttag gegen Menschenhandel. Noch heute sind mehr als 12 Millionen Menschen weltweit von Zwangsarbeit, Prostitution und Kinderarbeit betroffen.
In Amerika und Brasilien werden unschuldige Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft verhaftet oder gar erschossen. Doch was hat dies mit Sklaverei zu tun? Klar, die Zwangsarbeit ist ein direkter Nachfahre der Sklaverei und wird auch heute noch praktiziert, aber all die Polizeigewalt gegenüber Afroamerikaner*innen, woher kommt das? Kamen alle Sklaven aus Afrika? Aber mal langsam, alles der Reihe nach.
Eine kurze Geschichte der Sklaverei Part 1
Sklaverei in Form von Menschenhandel gibt es schon seit dem Beginn der Menschheit und der Dreieckshandel über den Atlantik hat dies nur noch mehr ausgedehnt.
Sklaverei begann schon bei den Römern: Hier wurden mehr Slawen versklavt als Afrikaner, aber mit dem Vormarsch der Araber und dem Zerfall des römischen Reichs wurden vor allem Menschen aus Afrika versklavt. Ein wichtiger Knotenpunkt ist hier Kairo: Kairo ist der wichtigster Markt für Sklavenhandel in der Geschichte. Dies sorgte dafür, dass in Kairo der Wohlstand zunahm und die Stadt ein erhöhtes Ansehen erlangte.
Dadurch, dass die Araber weiter in Richtung des afrikanischen Kontinents vorzogen, erhöhte sich auch die Nachfrage nach Sklaven. Vor allem betroffen waren hier Ethnien in Äthiopien und Nubien. All diese Menschen wurden in Richtung Osten verschleppt. Der Grund, warum die arabischen Besetzer Sklaven in Afrika suchten, war der Grundsatz, dass die Sklaven nicht die gleiche Herkunft oder Kultur wie ihre Herren haben durften. Viele Sklaven in Bagdad versuchten dem zu entfliehen und nahmen die Religion der Herren an, da der Koran keinen Sklavenhandel von gleichen Religionen erlaubte. Die Bindung zwischen Sklaven und Herren war sehr eng, da viele Kinder schon zu Beginn ihres Lebens einen Sklaven zur Seite gestellt bekamen. Dennoch ist dies eine verzerrte Sichtweise, da die Sklaven kein angenehmes Leben hatten und zur Arbeit gezwungen wurden.
Beginn der Versklavung von Menschen aus Westafrika
Das Königreich Mali verfügte über ein großes Goldvorkommen und so war der größte Handelszweig der Goldhandel. In Bambuk und Bouré gab es die größten Goldvorkommen, wodurch die Berber mit den Menschen aus Mali Handel trieben. Nachkommen der Sklaven aus Mali sind sich auch heute ihrer Geschichte bewusst und arbeiten teilweise noch heute auf Feldern ihrer ehemaligen Lehnsherren.
In Timbuktu lagern alte Schriften, die über Jahre hinweg von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Ehemalige Sklaven aus dem Norden Malis verstecken sich in der heutigen Hauptstadt Bamako vor Verwandten und ihren ehemaligen Lehnsherren – teilweise reicht nur ein Name aus, um gefunden zu werden. Ein dauerhaftes Leben in Angst ist schrecklich, oder?
Außerdem fliehen viele Menschen in den Norden Afrikas, um über das Mittelmeer auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa zu kommen: Und wieder ist Kairo ein Knotenpunkt. Denn viele Menschen erreichen nicht Europa, sondern arbeiten zwangsweise auf dem Bau in Kairo.
Mit dem Beginn der Kolonialisierung verschleppten die Kolonisatoren Sklaven aus Kap Verde, Angola, Senegal, … nach Europa, um dort zu arbeiten. Trotz des Verbots der Leibeigenschaft in Europa durch den Papst gab es viele afrikanische Sklaven. Durch den immer größer werdenden Trend unter Druck gesetzt, erlaubte die katholische Kirche mit einer Bulle die Leibeigenschaft. In Portugal gab es eigene Viertel für die Sklaven, aber sie lebten zum Großteil integriert in die Gesellschaft.
Nach der „Entdeckung“ des amerikanischen Kontinents durch Christopher Kolumbus im Jahr 1492 wurde auch die indigene Bevölkerung in Süd- und Nordamerika versklavt. Doch durch Revolutionen und Krankheiten der Europäer starb der Großteil der indigenen Bevölkerung. Woher sollten nun neue Arbeiter für die Goldminen und Plantagen kommen? Die Europäer setzten auf ein altes und bewährtes System (und jetzt bitte hochironischer Trommelwirbel ): „Lasst uns doch die Sklaven aus Afrika holen!“ Deshalb leben auch heute in Nord- und Südamerika viele afrikanischstämmige Menschen.
Part 2 der Geschichte der Sklaverei
Allein Portugal verkaufte mehr als
Wahnsinn, oder? So basiert all die Wirtschaftsleistung des amerikanischen Kontinents im 17. und 18. Jahrhundert auf der Arbeit von Sklaven. Nahezu jede europäische Nation hat sich dem Sklavenhandel angeschlossen.
Mit dem Beginn der französischen Revolution, der Erklärung der Rechte des Menschen und dem Unabhängigkeitskrieg von den zukünftigen Vereinigten Staaten von Amerika schöpfte die versklavte Bevölkerung auf dem amerikanischen Kontinent Hoffnung und schürte somit die Angst der weißen Bevölkerung vor Aufständen. Im Jahr 1791 kam es auf Haiti zu einem Aufstand. Die ehemaligen Sklaven setzten sich gegen Armeen von Napoleon, der spanischen Regierung sowie der englischen Regierung durch und erklärten am 1. Januar 1804 ihre Unabhängigkeit. Paradoxerweise nahm jedoch auf dem amerikanischen Kontinent die Sklaverei zu, vor allem in Brasilien und Nordamerika.
Im 19. Jahrhundert schafften viele Länder die Sklaverei ab und in Nordamerika war dies ein Grund für den Bürgerkrieg. Im Norden ersetzte man die Sklaverei durch die Industrialisierung und Lohnarbeit. Im Süden setzte man weiter auf die billige Arbeit von Haussklaven und Plantagenarbeitern auf Baumwollfeldern.
Viele Filme drehen sich heute um die Geschichte der Sklaven aus den Südstaaten, denn selbst nach dem Ende des Bürgerkriegs wurde die afroamerikanische Bevölkerung benachteiligt. Hier ein wichtiges Stichwort: Racial Segregation. Nicht nur in Nordamerika war dies ein Problem und spaltet auch heute noch die Bevölkerung, auch in Südafrika ist das Thema Apartheid noch heute ein großes Thema und auch die Polizeigewalt gegenüber afroamerikanischen Jugendliche in Brasilien ist allgemein bekannt.
Auswirkungen auf heute
Noch heute leiden viele Menschen unter den Folgen der Sklaverei. Zwar wurde 1980 in Mauretanien als letztes Land die Sklaverei abgeschafft, aber dennoch gibt es auch heute Menschen, die unter Zwang arbeiten, sich prostituieren oder gar Kinder, die schon von jungen Jahren an arbeiten müssen. Auch haben verschiedene Personengruppen noch heute mit Vorurteilen und Ungerechtigkeiten zu kämpfen, wie Klischeedenken, Benachteiligung auf der Arbeit und Polizeigewalt.
Amerika
Polizeigewalt ist vor allem in Brasilien und den Vereinigten staaten von Amerika ein Problem. Viele Jugendliche und junge Erwachsene werden aufgrund ihrer Hautfarbe von der Polizei festgenommen.
Ein Beispiel für die Polizeigewalt ist der Fall von Michael Brown, der von einem Polizisten im Sommer 2014 in Ferguson erschossen wurde. Durch eine Polizeikontrolle ins Visier genommen wurde Brown später mit sechs Schüssen von dem Polizisten getötet, was zu Ausschreitungen in Ferguson und anderen Städten der USA führte. So entstand die Bewegung Black Lives Matter in den USA.
Die Organisation setzt sich für eine Aufklärung der Polizeigewalt und gegen Rassismus gegen Afroamerikaner*innen ein. Viele Prominente setzen sich für diese Organisation ein, so auch Jesse Williams, einer der Schauspieler von Grey’s Anatomy. Für sein Engagement wurde er schon vielfach ausgezeichnet.
In Brasilien bilden die Kreolen (die Vermischung der ethnischen Herkünfte) die Mehrheit, aber es gibt dort auch viele afrikanischstämmigen Menschen, die von Polizeigewalt aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft und ihres Alters betroffen sind und als kriminell angesehen werden. Dabei kommen viele unschuldige Menschen zu Tode und die Polizisten werden oft nicht bestraft.
Afrika
Doch nicht nur in den ehemaligen Kolonialländern in Amerika sind die Auwirkungen des Sklavenhandels immens, sondern auch in Afrika.
Dadurch, dass aus Afrika so viele Menschen nach Amerika verschleppt wurden, konnte sich kaum eine starke Industrie aufbauen. Heute können afrikanische Länder deshalb oft nur schwer mit europäischen, asiatischen oder amerikanischen Wirtschaftsländern konkurrieren.
Sklaverei in Europa heute
Was viele nicht wissen: Auch in Europa gibt es heutzutage Sklaverei: unten eine interessante Doku dazu.
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