Schnellcheck: E-Scooter

Das Kabinett des Bundestags hat eine Verordnung mit Regeln für den Einsatz von E-Scooter beschlossen. E-was? Das sind Tretroller, die einen Elektromotor haben, und mit denen man klimafreundlich durch die Stadt flitzen kann. Wir checken, ob die Zulassung wirklich eine grüne Mobilitätsrevolution starten kann oder nur Teil eines städtischen „Greenwashings“ ist.

Die angesagten E-Scooter sehen aus wie die guten, alten Roller zum Anschieben, haben jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie sind mit einem Elektromotor ausgestattet, der sich immer wieder aufladen lässt. Falls die E-Scooter zugelassen werden, kann man schon bald mit bis zu 20 km/h über Radwege heizen. Falls es keinen Radweg gibt, darf man auch auf die Straße ausweichen. Den elektrischen Roller darf man übrigens schon ab 14 Jahren fahren. Einen Führerschein oder einen Helm braucht man dafür nicht, lediglich eine Versicherung wird benötigt. Einen E-Scooter mit einer Höchstgeschwindigkeit von zwölf km/h dürfen sogar schon Kinder ab zwölf Jahren fahren. Sie müssen damit aber auf dem Gehweg bleiben.

In Städten wie San Francisco, wo die E-Scooter bereits für den Straßenverkehr zugelassen sind, ist vor allem die Sharing-Variante beliebt. Ähnlich wie beim „Carsharing“ oder bei Leihfahrrädern, lassen sich die E-Scooter per App an verschiedenen Stationen in der Stadt mieten. Nach der Fahrt stellt man sie einfach ab und trägt in der App die Fahrt als beendet ein. Der Roller steht dann für den oder die Nächste bereit.

Was sagen die Befürworter*innen?

Unser Verkehrsminister Andreas Scheuer (CDU) sagt in der Tagesschau, dass er in den E-Scooter eine neue Art der Mobilität für die Stadt sieht, vor allem für die „letzte Meile“. Damit meint er den Weg vom Ausstieg aus Bus oder Bahn zum eigentlichen Ziel wie der Schule oder dem Arbeitsplatz. Mit dem kleinen Tretroller erreicht man schließlich schneller und klimafreundlicher sein Ziel. Das soll motivieren, das Auto stehen zu lassen und die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen.

Für den Verkehrsforscher Thorsten Koska sind die E-Scooter ein kleiner, aber wichtiger Teil der nachhaltigen Mobilitätswende. Für ihn ist die Mischung aus verschiedenen Verkehrsmitteln entscheidend. Jede*r kann dann die Verkehrsmittel nach den eigenen Bedürfnissen kombinieren und so zu einer nachhaltigen Mobilität beitragen. Vor allem die Sharing-Variante kann dabei zu mehr Flexibilität führen, da kein eigener Roller angeschafft werden muss.

Wie steht es um die Sicherheit?

Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen wird bei der Zulassung der E-Scooter sehr wahrscheinlich leiden. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann sagt in der Tagesschau dazu, dass es auf jeden Fall Unfälle geben werde. Das würde immer passieren, wenn eine neue Fahrzeugart hinzukomme. Und auch der Fußgängerverein FUSS und der Radfahrerverband ADFC befürchten mehr Unfälle und eine unsicherere Verkehrssituation.

In den Städten, wo die E-Scooter bereits unterwegs sind, bestätigt sich zum Teil diese Annahme. Laut dem Süddeutsche Zeitung Magazin häufen sich in US-Städten die Zusammenstöße und Unfälle. Wenn die Roller auf Gehwegen oder vor Eingängen abgelegt werden, mutieren sie zur Stolperfalle. In Spanien wurden die Zulassungsregeln wieder verschärft, nachdem eine 90-Jährige in Barcelona von einem Rollerfahrer umgefahren wurde und verstarb.

Sind E-Scooter wirklich die neuen Klimaretter?

Ob die Tretroller nun eine grüne Mobilitätswende starten werden – daran zweifeln noch viele. Die CO2-Emissionen des Scooters betragen nur ein bis zwei Prozent der Emissionen eines Autos. Doch bei der Sharing-Variante muss der Transport miteinberechnet werden. Die Vans, die die Roller in der Stadt einsammeln und wieder zu den Leihstationen bringen, fahren meistens mit einem Verbrennungsmotor, was die Emissionsrate wieder nach oben steigen lässt.

Die Sharing-Anbieter überfluteten die Städte zudem mit den Rollern, die nun auf Gehwegen, Wiesen oder auch in Flüssen verstreut liegen. Wenn sie dann nach zwei oder drei Monaten im Müll landen, verschwenden sie problematische Rohstoffe wie Lithium oder Aluminium.

Wer sein Auto wirklich durch einen E-Scooter ersetzt, ist auch noch fraglich. Man kann damit nichts transportieren und auf dem Land sind die Strecken wahrscheinlich doch zu weit. Die Zielgruppe konzentriert sich im Moment also nur auf Geschäftsleute, die in der Innenstadt von einem zum nächsten Termin müssen – das klingt nicht gerade nach einer gesellschaftlichen Mobilitätswende. Der E-Scooter scheint also gar kein „Mobilmacher“ zu sein, eher wird er von Leuten benutzt, die eigentlich auch aufs Fahrrad steigen oder zu Fuß gehen könnten.

Eure Meinung ist gefragt

Wie denkt ihr darüber? Würdet ihr euch einen E-Scooter zulegen? Seht ihr darin eine nachhaltige Alternative? Wir sind gespannt auf eure Kommentare!

Bildquelle: unsplash.com Urheber: Nicolas I.

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