Reise für das Leben: Eine Delegation von Zapatistas aus Mexiko bereist Europa

Im Juni 2021 hat eine erste Delegation von Zapatistas aus dem mexikanischen Bundesstaat Chiapas nach wochenlanger Reise auf hoher See mit einem Boot in Spanien angelegt und eine Rundreise durch Europa begonnen. Damit kamen sie 500 Jahre nach der Eroberung Mexikos durch Spanien an. Die Zapatistas sind indigene Personen, die gegen Unterdrückung und Landraub und für selbstverwaltete basisdemokratische Strukturen kämpfen. Bei ihrer Reise geht es um einen politischen Austausch sowie die weltweite Vernetzung, in der sie ihre Erfahrungen weitergeben können. Auch möchten sie sich persönlich für die Unterstützung durch die Weltöffentlichkeit bedanken. Seit September sind auch in Deutschland Delegationen unterwegs.

Die zapatistische Bewegung: Ya Basta! – Es reicht!

Der Name Zapatistas bezieht sich auf den mexikanischen Bauernführers Emiliano Zapata. Er hat im mexikanischen Bürgerkrieg des vorherigen Jahrhunderts „Tierra y Libertad“ (Land und Freiheit) gefordert. In der von ihm geforderten Landreform sollten alle Bevölkerungsteile berücksichtigt werden, auch marginalisierte Personen wie die Indigenen Mexikos.

Die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN) wurde 1983 im mexikanischen Bundesstaat Chiapas gegründet, um Strukturen gegen ihre Vertreibung und strukturelle Diskriminierung seitens der Regierung aufzubauen. 1994 trat sie anlässlich des Inkrafttretens des Freihandelsabkommens NAFTA zwischen Kanada, den USA und Mexiko in Erscheinung. Mit der Aufhebung der Zölle für landwirtschaftliche Produkte wurde die Existenzgrundlage der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern zerstört. Um ihrem Protest gegen NAFTA Ausdruck zu verleihen, besetzten sie bewaffnet Regierungs- und Verwaltungsgebäude in Chiapas, wogegen die mexikanische Armee mit Waffengewalt vorging. Dank breiter internationaler Aufmerksamkeit zog sich die Armee zurück und die Zapatistas bauten ihre eigenen Strukturen weiter aus. Sie konnten ihre Länder durch Enteignung der Großgrundbesitzer wieder selber nutzen und entwickelten eigene, basisdemokratische Strukturen. Diese müssen sie weiterhin verteidigen.

Die Reise für das Leben

Die Zapatistas beschreiben sich als Teil einer globalen Bewegung. Auch wenn sie viele lokale Kämpfe ausfechten mussten und müssen, sehen sie sich als Teil einer Revolution für eine bessere Welt:

Gegen die Internationale des Schreckens, die der Neoliberalismus darstellt, müssen wir die Internationale der Hoffnung aufstellen. Die Einheit, jenseits der Grenzen, Sprachen, Hautfarben, Kulturen, Geschlechter, Strategien und Gedanken, all derer, denen eine lebende Menschheit lieber ist.” (Aus der ersten Erklärung von La Realidad des CCRI der EZLN, 1996)

Bisher gibt es international viel Unterstützung und Solidarität mit den Bestrebungen der Zapatistas, ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur zu leben. Der Kampf soll kollektiv und horizontal stattfinden statt an einer Leitfigur ausgerichtet. Mit der Reise für das Leben durch fünf Kontinente wird die globale Vernetzung und der Austausch vorangetrieben und damit neue Chancen für die Kämpfe eröffnet. Zu der Reise und einzelnen Stationen könnt ihr euch auch auf www.ya-basta-netz.org informieren. Beim Nachrichtenpool Lateinamerika gibt es einen Radiobeitrag über eine Willkommensveranstaltung in Berlin.

-Marina-


Das Beitragsbild ist von Lorena Cassady auf flickr, CC BY-NC-SA 2.0.

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