Präsidentschaftswahlen in Kolumbien – ein neuer Weg?

Am vergangenen Sonntag, den 29. Mai haben in Kolumbien die Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Nach über 20 Jahren rechter Dominanz zeichnet sich ein radikaler Wechsel in der Politiklandschaft Kolumbiens ab. In die Stichwahl gehen nun zwei Kandidaten, die mit dem Versprechen werben, das Land grundlegend zu verändern. Wer sind diese Menschen und wer wird wohl als Sieger aus dem Rennen gehen?

Hintergrund

Der derzeitige rechtskonservative Präsident Iván Duque war wohl einer der unbeliebtesten Präsidenten der Geschichte Kolumbiens. Während seiner Amtszeit nahmen Korruption, Polizeigewalt und soziale Ungleichheit massiv zu, was zu großen Protestbewegungen im Land führte. Nun gibt er sein Amt verfassungsgemäß nach vier Jahren ab. Seine Führung der letzten Jahre spiegelt sich auch Wahlkampf wider, seine Partei hat nicht mal mehr einen eigenen Kandidaten in die Wahl geschickt. In der Stichwahl sind nun der parteilose Rodolfo Hernández, der 28,15 Prozent der Stimmen erhielt, und der linke Kandidat Gustavo Petro mit 40,32 Prozent.

Gustavo Petro und die Linke

Gustavo Petro ist schon länger in der Politik aktiv, zuletzt hatte er den Posten des Bürgermeisters von Bogotá inne. Bekannt war er jedoch schon früher als Anhänger einer linken Guerilla-Partei, bis diese 1990 ihre Waffen niederlegte. Inhaltlich möchte Petro mit seiner Partei einen Fokus auf die Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit setzen und dabei die Ursachen von Gewalt im Land bekämpfen. Auch Korruption möchte er angehen, Umweltschutz vorantreiben und Reiche höher besteuern. Von seinen Anhängerinnen und Anhängern wird er dabei als grüner Sozialdemokrat beschrieben.

Rodolfo Hernández

Sein Gegner ist der 77-jährige Bauunternehmer Rodolfo Hernández. Über seine Ziele in der Politik ist jedoch wenig bekannt, er ist vor allem mit dem Ziel, Korruption zu bekämpfen, in den Wahlkampf gegangen. Er war bis vor wenigen Wochen noch kaum bekannt, nennt sich heute der „Alte von TikTok“ und nutzt soziale Dienste, um Wahlkampf zu machen. Vor allem seine Parteilosigkeit spielt ihm bei der Wahl in die Karten. Während Petro mit seiner linksorientierten Partei für alte Strukturen im Schema rechts gegen links steht, passt Hernández nicht mehr in dieses Bild und bedeutet so für viele Wählerinnen und Wähler einen Neuanfang.

Die Stichwahl

Nachdem Petro schon fast als sicherer Wahlsieger bei der Wahl am Sonntag gehandelt wurde, geht es nun doch in eine Stichwahl am 19. Juni. Für einen direkten Wahlsieg hätte Petro 50 Prozent der Stimmen gebraucht – und mit seinem Wahlergebnis doch sehr eindeutig verfehlt. Auch wenn sein Gegner 12 Prozent weniger Stimmen erhalten hat, ist für die Stichwahl noch alles offen. Schließlich gab es noch einige andere Kandidaten, deren Stimmen nun wieder offen für die zwei verblieben sind. Würde Petro am Ende als Gewinner aus dem Rennen gehen, würde in Kolumbien das erste Mal eine linke Partei den Präsidenten stellen. Doch nicht nur für Kolumbien hätte ein Sieg Petros eine Bedeutung . Auch Chile, Argentinien und Bolivien sind linksregiert und mit Kolumbien würde dies eine deutliche politische Machtverschiebung auf dem Kontinent bedeuten. Wie auch immer die Wahl am Ende ausgeht: Es bleibt spannend!

-Leah-


Das Beitragsbild stammt von Mark Koester auf Flickr.com.

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