Lastenräder für Bogotá

In Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, sterben jährlich mehrere tausend Menschen an den Folgen der Feinstaubbelastung. Die Deutsche Welle beziffert diese Zahl auf rund 2.000 Menschen. Immer wieder muss Bogotá den Umweltnotstand ausrufen, da die Feinstaubbelastung zu hoch ist. Dies ist vor allem dem urbanen Straßengüterverkehr zuzuschreiben. Rund 40 Prozent der Luftverschmutzung wird von LKWs produziert. Diese stoßen in einer der staureichsten Städte weltweit Unmengen an CO2, Stickoxide und Feinstaub aus und belasten so die Gesundheit der Bewohner*innen in hohem Maße. Das Pilotprojekt „BiciCarga” soll nun helfen, dies zu ändern.

Die Hintergründe des Projekts

Seit 2020 ist in Bogotá erstmals eine grüne Partei an der Macht. Die Bürgermeisterin Claudia López Hernández ist Parteimitglied der Alianza Verde („Grüne Allianz”), die sich für klimaneutrale Alternativen zum urbanen Lastenverkehr einsetzt. Bogotá ist ein Verkehrsknotenpunkt und gerade deshalb von enormen Staus geprägt. Bisher hat sich die traditionelle Verteilung von Gütern über LKWs trotz dieser Verkehrslage durchgesetzt. Doch die Feinstaubbelastung und die damit einhergehenden gesundheitlichen Folgen zwingen zu einem Umdenken. Da auch der zweimal jährlich stattfindende autofreie Tag keine langfristige Lösung bietet, hat die Stadt das Pilotprojekt „BiciCarga” ins Leben gerufen.

Das Projekt „BiciCarga”

Die Grundidee hinter dem Pilotprojekt ist der langfristige Verzicht auf LKW-Verkehr in der Innenstadt. Dafür entladen die LKWs ihre Güter an Sammelstellen vor der Stadt und fahren so gar nicht mehr in die staulastigen Orte Bogotás. Von dort werden die Waren auf kleine E-Lastenräder verteilt, die über die gut ausgebauten Fahrradwege zu ihrem Zielort gebracht werden. Einerseits bietet ein Lastenrad deutlich weniger Stauraum als ein herkömmlicher LKW, wodurch mehrere Fahrten nötig sind, um alle Waren zu verteilen. Andererseits sparen die Lastenräder Zeit und eben vor allem Emissionen.

Die Chancen des Projekts

Das Pilotprojekt konzentriert sich momentan noch auf die Auslieferung von Waren an kleine Läden und Einzelhändler, da diese ihre Waren nicht in großen Massen bestellen. Auch sind bisher erst 15 E-Lastenräder im Einsatz, die Läden beliefern, die nah beieinander liegen. Für Stadtteile mit weiter entfernten Geschäften muss so noch an besseren Akkus der Lastenräder getüftelt werden. Dass für die Produktion der Akkus viel Kupfer benötigt wird und dafür oft natürlicher Lebensraum zerstört wird, sollte dabei nicht in Vergessenheit geraten (mehr zu diesem Thema in unserem Blogbeitrag „Natur zerstören, um Natur zu retten? Der Nebelregenwald in Ecuador”). Dennoch liefert das Projekt wertvolle Erkenntnisse für den Ausbau der klimaneutralen Alternative.

In einem Bericht der Deutschen Welle wird das Projekt ausführlich erklärt. Im Film von Nicole Frölich lernt ihr dabei Daniel Sanchéz kennen, der früher selbst LKW gefahren ist und nun Teil des Pilotprojekts ist. „BiciCarga” läuft noch bis Juni 2021 und wird vom Umweltministerium des Bundes im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative gefördert.

-Leah-


Das Beitragsbild stammt von Wikimedia Commons.

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