Bild von Prokash Pul auf Pixabay

Mit Stadtgestaltung zu mehr Gesundheit

Stadtgesundheit – ein Begriff, der erstmal stutzig macht und mit dem viele zunächst nichts anfangen können. Handelt es sich um die Gesundheit der Stadt und können Städte überhaupt krank oder gesund sein? Was gemeint ist, ist die Gesundheit der Städter*innen und wie diese durch den urbanen Raum gefördert wird.

Gesundheit: Mehr als die Abwesenheit von Krankheit

Wenn wir den Begriff „Gesundheit“ hören, denken wir sofort an unseren Körper. Wenn wir keine allzu starken Beschwerden haben, bewerten wir uns allgemein als „gesund“. Tatsächlich bedeutet der Begriff aber viel mehr:  „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen physischen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht bloß die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen“ (WHO 1946). Es geht also um ganze Lebensumstände, die es zu optimieren gilt. Gesundheit wird hier zu einem Maßstab für die Qualität der individuellen und gesellschaftlichen Lebensumstände.

Gesundheit ist Privatsache

Für Gesundheit werden allgemein Menschen selbst verantwortlich gemacht. Mit der richtigen Ernährung, Sport und Entspannung soll der Körper fit gehalten und Krankheiten vorgebeugt werden. Was dabei allerdings unberücksichtigt bleibt, sind Fragen der Chancengleichheit. Wir alle wissen, dass gutes Essen mehr kostet und Familien Zeit zum Kochen brauchen. Familien mit zwei arbeitenden Elternteilen und/oder geringem Einkommen haben oft weder Zeit noch Geld für gute Ernährung. Sportprogramme sind sowohl kostspielig als auch zeitintensiv und für Entspannungsphasen braucht der Mensch Ruhe und Zeit. Teure Erholungsurlaube sind bei den wenigsten drin. Hinzu kommt, dass Bewegung im Alltag wenig Spaß macht, wenn Mensch inmitten hässlicher und enger Blocksiedlungen lebt.

Gesundheit im urbanen Lebensraum

Unsere Gesellschaft neigt dazu Krankheitsrisiken zu individualisieren und so den Betroffenen selbst die Schuld zuzuschieben. Dadurch wird oft vernachlässigt Verhältnisse zu verbessern, wie beispielsweise die Umweltbedingungen oder Bildungschancen. Natürlich bleibt ein Teil der Verantwortung immer bei der Person selbst, jedoch können städtebauliche Strukturen und Stadtgestaltung Anreize geben und so helfen gegen Volkskrankheiten und Übergewicht vorzugehen.

Wie sieht eine Stadt fürs gesunde Leben aus? Laut des Urban Health-Ansatzes kommt es vor allem auf viel Grün an. Wer viel grüne Fläche in der direkten Wohnumgebung hat, lebt in gesundheitsförderlichen Bedingungen. Dazu zählt auch, dass die Flächen für alle zugänglich sind: Wege zu Parks müssen einfach gestaltet, für jede*n zu betreten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht erreichbar sein. Konkrete Beispiele für Stadtgesundheit sind u.a. die Fahrradfreundlichkeit und Geschäfte in der Nachbarschaft: Sind Einkäufe, der Weg zur Arbeit, Schule oder Kindergarten zu Fuß oder mit dem Fahrrad möglich? Und wie gerne nutzen Menschen die Möglichkeit? Schwierig dagegen sind Nachbarschaften mit vielen Fastfood-Läden statt Gemüse- und Obstständen.

Projekte zu Stadtgesundheit

Ansatz Clever Cities: Das EU-Projekt beschäftigt sich mit der Frage nach der Wirkung von Nachbarschaften, Gebäuden und Infrastruktur auf Bewohner*innen und sucht dabei Lösungen aus der Natur.

Ansatz Soundscapes: Auch die akustische Qualität von Städten findet Berücksichtigung. Motorbrumme, Musik aus Bars und Cafés, Vogelgezwitscher, Gesprächsfetzen – alltägliche Geräuschkulissen, die doch in jeder Stadt anders klingen. Statt dem Druckpegel, mit dem Lärm gemessen wird, kommt es hier auf das ganze Frequenz-Spektrum und dessen Einfluss auf die Städter*innen an.

Die Frage, wie Städte gestaltet sein sollten, dass wir gerne und gesund dort leben, sollten wir uns heute längst schon stellen. Mit Blick auf die Zukunft, in der wahrscheinlich alles enger und lauter sein wird, erhält sie gleich doppelte Brisanz. Grüne Städte tun auch dem Klima gut und können Menschen zu kreativen Initiativen wie Urban Gardening inspirieren. Neben körperlicher Gesundheit kann so auch die soziale Komponente gefördert werden.

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