Hier könnte ihre Werbung stehen oder was Besseres!?

Schon mal was von Werbung gehört? Klar, die ist überall. Produkte sollen verkauft werden und Werbung kommt zum Einsatz, um uns dazu zu verleiten, sie zu erwerben. Und was wird dem Kunden in spe nicht alles versprochen! „Guck mal, so gut könntest du aussehen oder so glücklich könntest du sein, wenn du dich nur für unser Produkt entscheidest“, wird uns zugeflüstert. Das Auffällige dabei ist, dass so gut wie jede*r weiß, wie leer die Versprechungen sind und das sich dahinter geschickte Manipulationsversuche verstecken. Wieso nehmen wir das einfach so hin?

Berlin will etwas ändern.

Die Bürger*inneninitiative Berlin Werbefrei will sich gegen den Malstrom an Werbung stellen, der uns täglich umgibt. Wenigstens im öffentlichen Raum soll Sicherheit vor ständiger Bewerbung herrschen. Die sogennante Außenwerbung ist das Ziel der Kampagne. Seit August 2018 wird der Gesetzentwurf geprüft. Über 32.000 Unterschriften haben das bewirkt. Drei Gründe werden angeführt, warum Produktwerbung nur da außen hängen soll, wo es um das Kaufen geht. Gemeint sind Geschäfte, Gaststätten usw. Andere Werbung, etwa für Kulturveranstaltungen, soll weiterhin überall erlaubt sein.

Die Bürger*innen fürchten eine Zunahme von digitalisierter Werbung, deren Leuchten eine Belastung für das Auge und eine andauernde Ablenkung, etwa vom Straßenverkehr, zur Folge haben könnte. Der Markt für solche Werbeformen wächst. Des Weiteren passt Produktwerbung nicht überall hin. An Schulen etwa könnte dabei der Bildungsauftrag mit wirtschaftlichen Interessen kollidieren. Zu guter letzt beschert uns Werbung Bilder, die eine diskussionswürdige Vorstellung bestimmter Menschengruppen zeichnet. Dabei geht es beispielsweise um unerreichbare Ideale, Reduktionen von Gruppen auf bestimmte Verhaltensweisen oder Exotisierungen.

Statt der Werbetafeln sollen zum Beispiel Bäume ihren Platz einnehmen.

Wird Berlin dadurch mehr oder weniger sexy?

An dieser Stelle soll mal ein bisschen advocatus diaboli gespielt werden. Was hat Berlin vielleicht zu verlieren, wenn Außenwerbung verboten oder zumindest stark eingedämmt werden sollte?

Zunächst gehen Themen verloren, die zu Gesprächen anregen können. „Hey, hast du das Plakat von XY gesehen? Ziemlich verrückt“, könnte die Eröffnung eines verbalen Austauschs sein. Dazu ist zu erwähnen, dass auch Werbung einen kreativen Ausdruck darstellt. Es mögen manipulative Motive dahinterstecken. Nichtsdestotrotz ist Werbung eine besondere Form Inhalte aufzubereiten und darzustellen. Oftmals hinterlässt Werbung sogar einen bleibenden Eindruck, schafft Zielgruppen, verändert Sprache. Sie ist ein Teil von Kultur.

Werbung sollte deshalb keinen Freifahrtschein erhalten. An Schulen erscheint uns Produktwerbung erst einmal suspekt. Handelt es sich um Werbung, die im Speziellen Kinder als Zielgruppe hat, springen zurecht die Alarmsirenen an. Dennoch kann das Vorkommen solcher fragwürdiger Werbevorstöße im Bildungsbereich genutzt und kritisch behandelt werden. So lässt sich etwa im Kunstunterricht das Thema Werbung reflektieren. Die Kinder könnten ein Werbeplakat für ein Produkt ihrer Wahl entwerfen. Man kann einen Ausflug zu Außenwerbung planen und die Kinder fragen, was die Werbung mit ihnen macht usw. Das Ziel könnte es sein, verstehen zu lernen, wie Werbung tickt, um verantwortungsvoller mit ihr umgehen zu können. Das lässt sich auch auf die Darstellung von Stereotypen etc. ausweiten.

Ungeahnte Risiken?

Außenwerbung muss wohl Erfolg haben. Ihr Auftreten würde ansonsten wenig Sinn machen. Es lässt sich also vermuten, dass eine Eindämmung von Außenwerbung dazu führt, dass Aufmerksamkeit verloren geht, die woanders wieder eingeholt werden muss. Aggressivere Werbung auf Smartphones, im Internet usw. könnten die Folgen sein. Öffentliche Außenwerbung muss aufgrund ihrer Öffentlichkeit Regeln befolgen. Diese Regeln werden zwar nicht außer Kraft gesetzt, wird Werbung dazu gezwungen, sich mehr auf das Eindringen in private Räume zu konzentrieren. Es könnte allerdings zu einer Entfaltung subversiver Potenziale führen, welche sich öffentlicher Kontrolle zunächst einmal erfolgreicher entziehen könnten.

Was haltet ihr, liebe Leser*innen dieses Blogs und Werbungsrezipient*innen, von Außenwerbung oder Werbung im Allgemeinen?

Photo by Tobias Moore on Unsplash

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