Sanduhr, Bild von PAula Guerreiro auf Unsplash

Die Sand-Uhr tickt – warum wir Sand schützen müssen. Ein Beitrag zum Tag der Umwelt. Teil 2.

Letzte Woche haben wir euch anlässlich des Tages der Umwelt hier berichtet, wozu Sand überhaupt gebraucht wird und was sein weltweiter Abbau für Konsequenzen hat. Sowohl für die Umwelt, als auch direkt für den Menschen.

Heute wollen wir euch deutlich machen, dass es einige Lösungsmöglichkeiten für die erläuterten Probleme des Sandabbaus gibt. Die Sand-Uhr kann also sehr wohl verlangsamt werden!


Lösungen für Probleme des Sandabbaus     

 

Recycling

Eine sinnvolle Möglichkeit, um den Sandverbrauch zu senken, ist Recycling von altem Bauschutt. Laut der Deutschen Handwerkszeitung ist Bauabfall für 60% des bundesweit anfallenden Abfalls verantwortlich. Würde man Recycling, auch in anderen Ländern, weiter ausbauen, so könnte eine gewaltige Menge an Sand für Neubauten eingespart und überfüllte Mülldeponien vermieden werden. Derzeit werden laut derselben Quelle in Deutschland 90% des Bauschutts recycelt.

Jedoch sind dies laut Fraunhofer Institut nur 5% des gesamten Abfalls, der bei einem Hausabriss anfällt. Zudem werde oft so recycelt, dass das Material maximal für Straßenbau verwendet werden könne, also quasi downgecycelt werde. Die Forscher*innen des Instituts entwickeln deshalb gerade Methoden, um hochwertigere Materialien aus Bauschutt zu gewinnen. Dazu gehören Technologien, die das Sortieren der verschiedenen Bestandteile des Bauschutts vereinfachen sollen.

Doch nicht nur recycelter Beton könnte Beton nachhaltiger machen. Auch recycelte Glasflaschen, die dazu in winzige Kügelchen aufgespalten würden, könnten den Sand im Beton ersetzen, wie Dirk Hebel von der Universität Karlsruhe in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung meint.

Alternativen zu Sand als Baumaterial

Zurecht eines der Unworte 2010 war das Wort „alternativlos“. Auch Beton als Baustoff ist keineswegs ohne Alternative.

Ein Artikel des Deutschlandfunks nennt drei innovative Projekte: So können beispielsweise bestimmte Pilzarten zu „Steinen“ geformt werden durch Verhärtung nach kontrolliertem Wachstum. Oder Bakterien, die Wüstensand oder Steinbruchstaub in Steine verwandeln.  Auch Kunstharz kann als Festiger für beispielsweise Wüstensand eingesetzt werden.

Doch Kritiker der auf Wüstensand basierenden Ansätze bemängeln, dass so lediglich andere Ökosysteme, nämlich die der Wüsten, angegriffen würden. Andere Wissenschaftler wiederum verteidigen den Ansatz, so würden Oasen vor der Austrocknung durch Wanderdünen geschützt (Artikel der Süddeutschen Zeitung).

Wie man als Kind mit Begeisterung Architekt eigener Legohäuser war, könnte es in Zukunft möglich sein, das eigene Haus selbst zu erschaffen. Dazu werden Steckteile entwickelt, die zu Häusern in beliebigen Formen und Größen kombiniert werden und nach dem Nutzungsende eines Hauses einfach für ein anderes verwendet werden können. Als Material kommt zum Beispiel Holz infrage (Deutschlandfunk).

Und was spricht eigentlich gegen Häuser aus recycelten Flaschen, Bierdosen, Autoreifen und anderen wiederverwendbaren Materialien? Michael Reynolds kreiert mittlerweile weltweit sogenannte „Earthships“, kunstvolle Häuser aus Recyclingmaterial (Die Welt). Wer würde nicht darin leben wollen?

Langlebigere Bauwerke

Um die Lebensdauer von Bauwerken zu verlängern, wird an Bakterien geforscht, die Kalk absondern und so Risse im Beton verschließen können. Also selbstheilender Beton quasi (Deutschlandfunk).

Sandabbau-Verbote

Kambodscha, Vietnam, Indonesien und Malaysia haben offiziell ihren Sandabbau für den Export eingestellt. Jedoch zeigen Statistiken Singapurs, dass die Realität anders aussieht – illegaler Sandabbau und fehlende Sanktionen dafür sind der Grund (Vaillant). Grundsätzlich ist ein Sandabbau-Verbot natürlich eine gute Sache. Nur müssten dazu eben die Konsequenzen von Verstößen stärker sein.

Lieferketten besser kennen

Oftmals bestellen Bauunternehmen bereits fertig gemischten Beton für ihre Projekte. Wäre hier das Interesse der Unternehmen an den Einzelbestandteilen des Betons und deren Produzenten größer, so würde gegebenenfalls weniger illegal abgebauter Sand verwendet…

Gesetze zum Einsparen von Sand

…Doch das Interesse der meisten Unternehmen wird wahrscheinlich von allein recht gering bleiben. Da können Gesetze und Vorschriften allerdings nachhelfen:

In der Schweiz ist es Vorschrift, 25% des benötigten Baustoffs aus recyceltem Material herzustellen. Dies muss nachweisbar sein (nachhaltig-natürlich.ch). Außerdem ist die LKW-Maut dort so hoch, dass es sich nicht lohnt, den Bauschutt über lange Distanzen abzutransportieren.

In Dänemark werden Steuern auf den Verbrauch von Meeressand erhoben. Der Verbrauch ging daraufhin um 80% zurück (Süddeutsche Zeitung).

In den Niederlanden ist „Downcycling“ von Bauschutt nicht erlaubt, weshalb gleichwertiger Beton daraus gewonnen wird.

Auch die EU bezieht dazu Stellung: Die EU-Abfallrahmenrichtlinie schreibt vor, dass in allen EU-Ländern Pflicht sei, bis 2020 mindestens 70 % der nicht gefährlichen Bau- und Abbruchabfälle wiederzuverwenden (Recyclingmagazin). Zudem könnte das geplante Lieferkettengesetz der EU dazu beitragen, dass Unternehmen stärker hinterfragen, woher sie den Sand für ihre Produkte beziehen.

Es gibt also durchaus sinnvolle und zukunftsfähige Ansätze, wie gebaut werden kann, ohne dass dafür wertvolle Lebensräume zerstört werden.

Selbst aktiv werden

Auch bei uns in Europa wird Sand abgebaut! Zwar gibt es hier deutlich strengere Regulierungen, dennoch verkleinern sich einige Strände dramatisch. Setzt euch dafür ein, dass das nicht weiter in zu großem Ausmaß passiert. Redet mit Freunden und Familie über das Thema und informiert euch weiter. Oder unterschreibt Petitionen wie diese. Auch durch euren Konsum könnt ihr beeinflussen. Entscheidet euch, welche Produkte ihr kaufen möchtet und achtet darauf, ob sie aus recyceltem Material bestehen. 


Habt ihr weitere Informationen zu dem Thema? Kennt ihr noch mehr Möglichkeiten, den Lauf der Sand-Uhr zu verlangsamen? Dann kommentiert gerne unter diesem Beitrag!


Das Bild stammt von Paula Guerreiro auf Unsplash.

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