Die Bildschirm-Alternative: Bücher entdecken

Habt ihr auch keine Lust mehr immer nur in irgendwelche Bildschirme zu starren? Egal ob Schule, Uni, Freunde treffen, Sport, Freizeit gestalten – viel zu viele Stunden passiert das zurzeit immer zu Hause und digital. Daher kommt hier die herzliche Einladung – old but gold – mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen. Denn es gibt da drei tolle Frauen, die drei tolle Bücher geschrieben haben, die ich euch gerne vorstellen und ans Herz legen möchte.

Noch eins vorneweg: Wenn ihr Interesse an den Büchern bekommt, dann denkt bitte beim Erwerb eines Exemplars daran, entweder Secondhand zu bestellen oder eure Buchhändler vor Ort zu unterstützen. Oder fragt in eurem Freundes- oder Bekanntenkreis, ob euch jemand sein Buch ausleiht. Warum ihr Amazon nicht unterstützen solltet, könnt ihr auch gerne hier nochmal nachlesen.

So, viel Spaß beim Anlesen und vielleicht anschließend beim haptischen Blättern von Buchseiten!

Nummer Eins

„Girl, Woman, Other“ wurde von der Autorin Bernardine Evaristo geschrieben. Sie entwickelt in diesem Buch zwölf verschiedene Porträts von weiblich gelesenen Frauen und skizziert ihre unterschiedlichen Erfahrungen aufgrund ihres Geschlechts. Dabei durchwandert Evaristo soziale Kontexte des Theaters, der Schule, der Wirtschaft und des Lebens auf dem Land, während sie geschickt all ihre Charaktere miteinander verwebt. Es geht um Wünsche, um Abhängigkeit, um Liebe, um Verlust, um Stärke, um Beziehungen zwischen Generationen, um Zusammenhalt und immer wieder um die feinen und brutalen Nuancen von Diskriminierung, die die Figuren aufgrund ihres Geschlechts und teilweise auch aufgrund ihrer Hautfarbe erleben. Verfasst sind diese Porträts in einer fließenden Sprache, die ihren Rhythmus von Zeile zu Zeile weiter entfaltet und die jedem Wort eine ganz bewusste Platzierung gewährt.

Dieses Buch ist eine wunderbare Möglichkeit in die Erfahrungswelt von leisen und lauten Persönlichkeiten einzutauchen und sich von dieser besonderen Weise, Geschichten neu zu erzählen, begeistern zu lassen.  Die deutsche Übersetzung ist unter dem Titel „Mädchen, Frau etc.“ zu finden.

Nummer Zwei

„Untenrum frei“ von der Autorin Margarete Stokowski ist ein Buch, das eigentlich als Lektüre in jeder Schule gelesen werden könnte und wesentlich mehr Aufklärung bringen würde als der dafür vorgesehene Unterricht. Gewagte These? Vielleicht, aber wer dieses Buch liest, wird damit konfrontiert, dass ziemlich viel so wie es ist, nicht ok ist und auch nicht so weiter gemacht werden muss. Wie frei und gleichberechtigt sind wir? Stokowskis zentrale Frage in ihrem Buch kreist um die These: „Wir können nicht untenrum frei sein, wenn wir obenrum nicht frei sind.“ Mit vielen konkreten Beispielen aus ihrem eigenen Leben, zeigt sie ihren Leser*innen damit, wie sich Rollenbilder und Schamgefühl in unserer Gesellschaft manifestiert haben. Aber auch wie wir diese Einschränkungen wieder loswerden können. Es geht um die Schwierigkeiten mit dem Begriff Feminismus, um das zwanghafte Rasieren, um die Gewöhnung an nackte Frauen im öffentlichen Raum, um die fragwürdige Vermarktung von Frauenzeitschriften, um Selbstermächtigung, um unvollkommene Aufklärung und und und.

Dieses Buch bewegt, ist ehrlich und entlässt einen mit einem sehr viel kritischeren Blick wieder hinaus in die Welt.

Alle guten Dinge sind Drei

Zu guter Letzt eine Empfehlung, die vielleicht ein paar von euch schon im Serienformat kennen: „The Handmaid’s Tale“ von der Autorin Margaret Atwood. Dieses Werk, das erstmals 1986 veröffentlicht wurde, entwirft die Dystopie einer Welt nach einer nuklearen Katastrophe. Stellt euch vor, euch wird euer vertrautes und freies Leben weggenommen und stattdessen landet ihr in einer Art Erziehungsanstalt, die euch nur darauf vorbereitet einzig und allein zu leben, um für andere Menschen Kinder zu gebären. So sieht die Realität der Hauptfigur in diesem Buch aus. Sie wurde zu einer solchen Magd degradiert. Man begleitet sie als Leser*in bei ihren Wanderungen durch ihre Erinnerungen und erfährt durch die beschriebenen Alltagssituationen mehr und mehr über ihre Umstände und den Verlauf dieser ganzen Katastrophe.

Dieses Buch ist düster und beklemmend und doch eine wahnsinnig detailreiche Beobachtung von kleinen Gesten und kleinen Freiheiten, die wir in unserer freien und vertrauten Welt oft übersehen. Die deutsche Übersetzung von diesem Roman heißt „Der Report der Magd“.

 

– Ronja –


Das Beitragsbild ist von Nietjuh auf Pixabay.

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