„Bändern“ gegen Lebensmittelverschwendung

Die Freiburger Mensa füllt sich jeden Mittag mit hungrigen Studierenden. Vier verschiedene Gerichte, mit oder ohne Fleisch, teilweise auch vegan – erst einmal nichts Ungewöhnliches. Doch in einer Ecke, hinter der Geschirrrückgabe, da tummeln sie sich – die „Bänderer“. Ihre Mission: Das übrig gebliebene Essen ihrer Kommiliton*innen abfangen, bevor es den Tunnel Richtung Spülanlage erreicht. Ein heldenhafter Akt gegen Lebensmittelverschwendung?

41.000 Tonnen Lebensmittel landen im Müll der Mensen

Eine Studie von Wissenschaftler*innen der Universitäten Stuttgart und Wien aus dem Jahr 2009 fand heraus, dass in deutschen Hochschulmensen rund 41.000 Tonnen Lebensmittel jährlich im Müll landen. Das ist eine ganz schöne Menge! In Freiburg begannen ein paar Studierende, die Reste ihrer Kommiliton*innen einfach aufzuessen. Sie wollen so etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun. Sind die Studierenden fertig mit ihrem Essen, kommt das Tablett mitsamt dem Teller auf ein Band, das in einen kleinen Tunnel läuft. Es gelangt dann zu der Spülanlage. Die Lebensmittelretter*innen nehmen sich die Tabletts mit übrig gebliebenem Essen dann einfach vom Band – daher das Wort „bändern“ bzw. „Bänderer“.

Die Lebensmittelretter*innen kämpfen gegen ein Verbot

Mit ihrer Mission zielgerichtet vor Augen lauern zu Hochphasen rund 40 „Bänderer“ um das Geschirrband. Sie stellen sich von verschiedenen Tellern mit verschiedenen Gerichten ihr eigenes Mittagsmenü zusammen. Dabei sparen sie nicht nur Geld, sondern schaffen auch Aufmerksamkeit. Eine ganze Bandbreite an TV- und Online-Formaten berichtete über die „Bänderia“, wie sie sich selbst bei Facebook nennen.

In den Fokus der Journalist*innen gerieten sie aber gerade deshalb, da „von oben“ ganz schön Gegenwind kam. Die Leitung des Studierendenwerks, in deren Zuständigkeit die Mensen liegen, möchte das „Bändern“ verbieten. Es gehe um Hygienevorschriften und rechtliche Standards. Wenn die Studierenden ihr Tablett auf das Band abstellen, gehöre es rechtlich wieder der Mensa. Und laut der Hygieneverordnung dürfe aus „unreinen“ Bereichen, worunter das Geschirrband zählt, kein Essen entnommen und verzehrt werden. Aktuell scheint das Ganze immer noch eine Art Grauzone zu sein. Die „Bänderer“ lassen sich jedenfalls nicht so schnell einschüchtern, sie sind auch heute noch aktiv bei der Sache.

Das Studierendenwerk ließ bereits Abdeckungen anbringen, die es erschweren sollen, an die Teller ranzukommen. Doch Pustekuchen für die „Bänderer“ – eine vermeintliche Hürde, die sie eher erst Recht herausfordernd annehmen. Zwischenzeitlich schwappte das Phänomen sogar bis nach Réunion.

Gibt es ein Gesundheitsrisiko?

Eine Ansteckung von Krankheiten befürchten die Aktivist*innen übrigens nicht – zu Recht wie Dr. Ernst Tabori, Leiter des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene in Freiburg, bei fudder.de bestätigt. Die Gesundheitsrisiken seien überschaubar. Wichtig sei es, frisches Besteck zu verwenden, denn daran kleben die meisten Erreger. Ansonsten sei eine Ansteckung via Tröpfcheninfektion möglich. Dadurch könnten z.B. Pfeiffersches Drüsenfieber, Noro-Viren, Scharlach oder Ebola übertragen werden. Eine realistische Gefahr sei das aber laut Dr. Tabori nicht.

Was sagt ihr zu der Aktion?

Kennt ihr das auch aus euren Mensen oder Cafeterien? Gelungener Aktivismus gegen Lebensmittelverschwendung? Abfälliges Missachten des Gesundheitsrisikos? Oder findet ihr es einfach nur „eklig“? Schreibt es uns in die Kommentare!

Bildquelle: pixabay.com Urheber: Hans

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