24 Jun 2020 Wie Reden uns und die Welt verändert
Auch, wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind – unsere Stimme ist mächtig (Nein, ich rede nicht vom Wählen gehen, auch wenn der Satz auch in dem Kontext zutrifft).
Aber heute soll es nicht um Politik gehen. Jedenfalls nicht nur. Denn Reden hat mehrere Funktionen. Es kann befreiend sein oder kann andere befreien. Es kann Mut machen, dem Zuhörer und dem Redner. Und Reden kann Erkenntnisse liefern. Aus jedem Gespräch kann man etwas lernen, über die Welt, das Gegenüber und über sich selbst.
Fazit: Wir reden zu wenig übers Reden. Und deshalb stellen wir euch Organisationen und Initiativen vor, die Reden in verschiedensten Formen als weltverändernd erkannt haben.
Reden, um zu helfen
Für manche Menschen ist ein Gespräch etwas Besonderes. Der Verein Silbernetz beschäftigt sich eingehend mit dem Thema Einsamkeit im Alter und hat eine mögliche Lösung parat: Freiwillige sind tagsüber für Gespräche verfügbar. Wenn einem älteren Menschen etwas auf dem Herzen liegt, oder er/sie einfach nur plaudern möchte, dafür ist Silbernetz da. Silbernetz vermittelt auch Freund*innen, die sich dann regelmäßig bei ihrem/r älteren Freund*in melden. Das könnte deine Rolle sein!
Manchmal fühlen sich Menschen auch allein oder brauchen Unterstützung, weil sie die Sprache des Landes, in dem sie leben, noch nicht richtig sprechen können. Auch hier kann man unterstützen und den Alltag der Menschen erleichtern. Triaphon zum Beispiel bietet Menschen mit geringen Deutschkenntnissen die Möglichkeit, Hilfe in Form von telefonischen Übersetzung bei akuten medizinischen Notfällen zu erhalten. Falls du also eine Fremdsprache sprichst, kannst du so vielleicht einem Menschen helfen.
Reden, damit es dir besser geht
Und was ist, wenn dir selbst etwas auf dem Herzen liegt, du aber nicht so recht weißt, an wen du dich damit wenden kannst? Bei InCognito kannst du anonym (wie der Name sagt) mit geschulten Menschen über deine Probleme sprechen. Es gibt auch zahlreiche weitere Hilfe-Hotlines, auf denen du unverbindlich Beratung zu allen Themen bekommen kannst.
Reden, um zu lernen
Auch Sprachtandems könnten etwas für dich sein- so lernst du eine andere Sprache während du deinem/r Partner*in deine Sprache beibringst. Aus Gesprächen können Freunde werden! Dazu kannst du entweder in diversen Gruppen auf Facebook nach einer passenden Person suchen oder dafür designte Apps, wie z.B. Tandem, nutzen. So lernst du neue Menschen und neue Kulturen kennen.
Reden, um gegen Ungerechtigkeiten vorzugehen
Momentan erheben viele Menschen ihre Stimmen zu Themen, die sie beschäftigen, wie Rassismus oder die Klimakrise. Reden ist also auf jeden Fall ein mächtiges Instrument, um die Welt zu verändern. Wir erinnern uns zum Beispiel an die weltverändernde Rede von Martin Luther King „I have a dream“, die sogar in populären Liedern ausschnittweise rezitiert wird.
Aber man muss keine weltberühmte Ikone sein, um über seine Überzeugungen mit Menschen in Austausch zu kommen und Themen anzusprechen. Das gilt sowohl digital als auch im realen Leben- sprecht darüber, was euch beschäftigt! Oft kann man vom Gegenüber dabei sogar noch etwas lernen. Und manchmal ist es auch angebracht, einfach mal zuzuhören, denn zu einem Gespräch gehören immer mindestens zwei.
Reden, um andere Positionen kennenzulernen
Es kann ziemlich spannend und erfrischend sein, sich mit Personen zu unterhalten, die nicht zu all deinen Überzeugungen ja und Amen sagen, also gewissermaßen aus deiner Gesprächsblase auszubrechen. Dazu gibt es Diskutiermitmir. Hier kannst du dich mit Personen austauschen, die nicht dieselbe (politische) Überzeugung haben wie du. Denn ohne Debatten gibt es auch keine Demokratie. Und wenn man ein Gespräch als „gemeinsame Wahrheitssuche“, statt als Wettbewerb sieht, schafft man es vielleicht auch, Gegenargumente nicht direkt persönlich zu nehmen. Diese und weitere Erkenntnisse zur Wichtigkeit von Diskursen könnt ihr in diesem Artikel der Süddeutschen Zeitung nachlesen.
Reden, um Fakten klarzustellen
Doch was ist, wenn das Gegenüber im Gespräch nun Dinge behauptet, die mit Sicherheit schlichtweg nicht stimmen? Die App Konterbunt stellt hierzu eine Reihe von “Stammtischparolen“ vor und liefert konkrete Fakten, die man diesen entgegenstellen kann. Denn nur, wer sich über ein Thema ausreichend informiert hat, kann auch überzeugend darüber sprechen.
In eine ähnliche Situation kann man geraten, wenn das Gegenüber plötzlich behauptet, es gäbe nur wenige Menschen, die die eigentliche Wahrheit kennen, es gäbe „die Guten“ und „die Bösen“ und eine kleine Gruppe von Personen oder gar eine Einzelperson lenke das Weltgeschehen. All das sind Merkmale von Verschwörungstheorien. Der Entschwörungsgenerator der Amadeu-Antonio-Stiftung kann hier Abhilfe leisten. Er stellt eine Menge gängiger Verschwörungstheorien vor und erläutert, warum diese nicht der Wahrheit entsprechen.
Dieser Artikel der Hessenschau beleuchtet die Frage, wieso Menschen überhaupt an Verschwörungstheorien glauben und wann man sie vielleicht mit Fakten überzeugen kann.
Wie rede ich eigentlich?
Zuletzt kann auch die Art, wie wir reden, etwas verändern. In diesem Gastartikel erklärt euch fairlanguage wie eure Sprache zu einem besseren, inklusiveren und gleicherem Miteinander beitragen kann. Nicht nur wann und mit wem wir reden, sondern auch wie kann einen Unterschied machen.
Und das sind nur ein paar der Ideen, mit denen du allein durch ein Gespräch etwas Gutes bewirken kannst. Manchmal kann auch schon die freundliche Frage im Alltag, ob Jemand Hilfe benötigt, der Anfang einer guten Tat sein. Oder ein Anruf, den man seit Monaten vor sich herschiebt. Es gibt viele Arten, mit Reden etwas Gutes zu tun. Fangen wir damit an!
Viele dieser Angebote haben wir bei der Facebookseite der Akademie für Vielfalt gefunden. Schaut dort mal vorbei, es wimmelt nur so von interessanten Projekten und inspirierenden Ideen!
Das Beitragsbild stammt von Volodymyr Hrychschenko auf Unsplash.
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