Das Beitragsbild stammt von Tatenda Mapigoti auf Unsplash.com und zeigt eine Landschaft in Lesotho.

Wasser aus Lesotho – für Südafrika

Lesotho ist ein sehr kleines Land, das von Südafrika komplett umschlossen wird. Das Königreich ist arm, sogar sehr arm. Doch eines haben sie: Wasser. Das hat wiederum das Nachbarland Südafrika zu wenig. So wurde 1986 ein Vertrag zwischen den beiden Staaten unterzeichnet und so das Lesotho Highland Water Project ins Leben gerufen. Ziel ist dabei, dass beide Seiten vom Wasserprojekt profitieren. Südafrika kann die wirtschaftsstarke Provinz Gauteng mit der Metropole Johannesburg mit Wasser versorgen, Lesotho verdient Geld und schafft Arbeitsplätze. Doch viele kritisieren das Projekt, da die Vorteile gerade die Ärmsten der Bevölkerung Lesothos nicht erreichen und sie teilweise sogar selbst zu wenig Wasser haben.

Das Land Lesotho

Lesotho liegt mitten in Südafrika, ca. 1.9 Millionen Menschen leben hier. Das Land ist eine parlamentarische Monarchie. Die Währung heißt Loti, ist jedoch an den südafrikanischen Rand geknüpft. Da Lesotho eine schlechte Wirtschaftsleistung besitzt, subventioniert die südafrikanische Zentralbank deshalb das Land enorm. Deswegen sieht die lesothische Hauptstadt Maseru auch eher aus wie jede andere südafrikanische Stadt, von lesothischen Geschäften fehlt jede Spur.

Lesothos Wasservorkommen

Lesotho ist ein Land voller Berge. In den Maloti-Bergen entspringen viele Quellen, die die Flüsse mit Wasser versorgen. Der wohl wichtigste Fluss für das Lesotho Highland Water Projekt ist der Senqu. Dieser entspringt auf einer Höhe von 3.000 Metern ebenfalls in den Maloti-Bergen und fließt entlang der Grenze zwischen Südafrika und Lesotho. Im Winter friert dieser aufgrund seiner hohen Lage und wird somit problematisch für die Wasserversorgung der Menschen im Tal.

Das Lesotho Highland Water Project

Das Lesotho Highland Water Project wurde 1986 mit der Apartheid-Regierung Südafrikas beschlossen und umfasst den Bau von fünf Talsperren, die die Wasserversorgung der Provinz Gauteng mit der Metropole Johannesburg sichern soll. Zwei dieser Talsperren sind fertig: die Katse-Talsperre und die Mohale-Talsperre. Der Bau der übrigen Talsperren verzögert sich immer wieder, auch wegen diplomatischer Krisen zwischen den beiden Partnern. Die faz hat zu den politischen Begebenheiten der beiden Länder und die damit verbundene Wasserkooperation berichtet. Der Beitrag ist zwar schon ein bisschen älter und nicht mehr auf dem aktuellen Stand, gibt aber dennoch einen guten Überblick über die politischen Geschehnisse hinter dem Projekt. Wie genau die Talsperren funktionieren, könnt ihr außerdem in einem kurzen Video der Deutschen Welle sehen.

Die Auswirkungen des Projekts auf die Menschen in Lesotho

Statt die politischen Streitereien weiter zu beleuchten, möchten wir in diesem Beitrag jedoch genauer schauen, welche Auswirkungen das Projekt auf die Menschen vor Ort hat. Deutschlandfunk Kultur hat vom Dorf Ha Lejone im Hochland Lesothos berichtet. Die Ortsvorsteherin des Dorfs erklärt, dass sie vor dem Projekt immer einen guten Zugang zu sauberem Trinkwasser hatten, durch die Straßen- und Bauarbeiten jedoch viele Leitungen beschädigt worden sind. Ihnen wurde zwar die Reparatur versprochen, in den meisten Fällen ist dies jedoch bis heute nicht geschehen. Besonders bizarr am fehlenden Zugang zu sauberem Trinkwasser ist wohl, dass das Dorf direkt am Ufer des riesigen Katse-Staudamms liegt. Wasser in greifbarer Nähe und doch gleichzeitig nicht zur Verfügung.

Doch auch Lesotho bleibt vom Klimawandel nicht verschont. Immer mehr Trockenperioden sind auch hier zum Alltag geworden. 2020 musste Lesotho daher erstmals den Wasserexport nach Südafrika drosseln. Das hat wiederum direkte Auswirkungen auf die ärmsten Menschen im Land: Der Wasserexport macht einen erheblichen Anteil des Staatshaushalts von Lesotho aus. Sinkt der Export, sinken auch die Einnahmen, die wiederum zur Armutsbekämpfung zwingend notwendig sind.

Den Menschen aus Ha Lejone wurde mit dem Bau des Staudamms auch finanzielle Entschädigung versprochen. Diese floss jährlich bis 2004, dann kam kein Geld mehr an. Die Nichtregierungsorganisation Seinoli Legal Centre setzt sich für die Rechte der ländlichen Bevölkerung ein und ging wegen der fehlenden Zahlungen 2015 vor Gericht. Trotz der Behauptung der Lesotho Highlands Development Authority, die Zahlungen wären wegen Fällen von Missmanagement in den Dörfern ausgesetzt worden, bekam Ha Lejone Recht. Seitdem müssen jedoch Komitees gegründet werden, die ihre Ausgaben genau dokumentieren, durch Rechnungsprüfer kontrollieren lassen und sogar Business-Pläne erstellen müssen. Zugesprochene Unterstützung bei der Erstellung der Business-Pläne kommt auch hier wieder einmal nicht an. Die Menschen werden mit dem Highland Water Project im Stich gelassen und die Situation für die Ärmsten verschlimmert sich immer weiter. Schätzungen zufolge leben 51 Prozent der Menschen in Lesotho unter der nationalen Armutsgrenze von 1,50 US-Dollar pro Tag. Nur 30,3 Prozent haben einen Zugang zu Sanitäranlagen.

Wenn ihr noch mehr von der Situation der Menschen vor Ort erfahren wollt, schaut in den Beitrag von Deutschlandfunk Kultur rein, dieser ist auch als Audio-Ausgabe verfügbar. Was sagt ihr zum Highland Water Project? Habt ihr vor diesem Beitrag schon mal etwas davon gehört?

-Leah-


Das Beitragsbild stammt von Tatenda Mapigoti auf Unsplash.com und zeigt eine Landschaft in Lesotho.

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