Gruppenphoto von academic experience worldwide

Was bedeutet das Wort “Flucht”? – ein Gastbeitrag

Dieser Beitrag wurde von Helena Lüer im Namen des Vereins academic experience Worldwide verfasst. Sie schildert euch dabei, wofür und wie sich der Verein einsetzt und warum es wichtig ist, Geflüchtete als Individuen und nicht als homogene Gruppe wahrzunehmen. Danke, Helena, für diesen wertvollen Einblick!


Über Geflüchtete wird in Deutschland viel gesprochen. Das Bild von geflüchteten Menschen begegnet uns oft, wenn wir die Zeitung aufschlagen, die Nachrichten schauen oder die News-App nutzen. Meistens erhalten wir aber nur einen generalisierten und unreflektierten Eindruck, da geflüchtete Menschen oft als unselbstständige und passive Personen dargestellt werden, die in erster Linie auf unsere Hilfe und Sozialleistungen angewiesen sind. Gleichzeitig herrscht auch ein Misstrauen, ob sie diese Unterstützung wirklich verdient haben und sie müssen sich kontinuierlich beweisen und rechtfertigen. Nur selten kommen sie öffentlich selbst zu Wort und können ihre Sicht auf Fluchterfahrungen und das Leben in Deutschland erzählen. So geht im öffentlichen Diskurs beispielsweise auch verloren, dass viele geflüchtete Menschen in ihren Herkunftsländern schon beeindruckende berufliche, akademische und persönliche Erfolge erzielt haben. Durch ihre Erfahrungen können sie unsere Arbeitswelt, Hochschullandschaft und nicht zuletzt auch unser alltägliches Leben sehr bereichern. Das darf im Umkehrschluss aber auch nicht bedeuten, dass nur Menschen Schutz genießen dürfen, die einer Gesellschaft ökonomischen Mehrwert liefern. Wo beginnt schützenswertes Leben?

Wir leben zwar in einer sehr diversen Gesellschaft, dennoch wissen wir nur erschreckend wenig über unsere Mitmenschen, über die wir zwar oft sprechen, aber ihre Geschichten kaum kennen. 

Der Verein academic experience Worldwide e.V. aus Frankfurt am Main hat es sich zur Aufgabe gemacht Vorurteile abzubauen, Menschen zusammenzubringen und das Bild von geflüchteten Menschen in der deutschen Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Die Mitglieder setzen sich dafür ein, Menschen aller Nationalitäten in unserer Gesellschaft zu vernetzen und geflüchtete Akademiker*innen vielseitig zu unterstützen. Die Arbeit begann 2013 als zwei Studentinnen der Goethe Universität Frankfurt ein Tandemprogramm zwischen geflüchteten Akademiker*innen und Studierenden organisierten. Dies ist bewusst kein klassisches Mentoring-Programm, da es darum geht, dass beide Teilnehmenden von dem geteilten Wissen und den gesammelten Erfahrungen profitieren. Hieraus bildete sich 2015 ein Verein, der seine Arbeit seitdem kontinuierlich erweitert. Neben dem Tandemprogramm bietet aeWorldwide ebenfalls ein regelmäßiges Seminarprogramm und andere kulturelle Events wie Kochabende oder Museumsbesuche an. Zusätzlich können mithilfe von Spendengeldern Deutschkurse und Fahrkarten für die Mitglieder und Teilnehmenden finanziert werden. 

Ein neues Projekt ist die Podcast-Reihe „Refugee Tales Germany – #exitVorurteile“, der von Sayed Shahanshah Hashimi initiiert und produziert wird. Mit dem Podcast wollen die Mitglieder von aeWorldwide es anders machen und häufige Vorurteile bezüglich Flucht und Migration aus der Welt schaffen. “Refugee Tales Germany” #exitVorurteile ist ein bislang einmaliges Projekt im deutschsprachigen Raum. Damit möchte der Verein die Stimmen und die Einzelschicksale hörbar machen. In kurzen etwa 10-minütigen Folgen kommen Geflüchtete zu Wort und erzählen ihre individuelle Geschichte ohne mit der Ankunft in Deutschland zu stoppen. Wie erging es ihnen? Was hat sie überrascht? Welche Wünsche haben sie für ihre Zukunft? Welches Leben haben sie vor der Flucht geführt? Es ist eine Reise in die Lebenswelt der Geflüchteten, die die Vielseitigkeit und Komplexität ihrer Biografien erkundet.

In den bisher veröffentlichten Folgen sprachen Darious und Aryana über ihre Lebenswege und auch über die Ankunft in Deutschland. Darious thematisiert in der ersten Folge das Leben als Jude im Iran und Aryana spricht über ihre Flucht aus Afghanistan und ihren großen Traum, Ärztin zu werden. Neue Folgen werden bald folgen und die Hörer*innen können sich auf neue Eindrücke und Geschichten freuen!  

Da die Vereinsarbeit und auch die Produktion des Podcasts rein ehrenamtlich organisiert wird, freut sich aeWorldwide immer über kleine Spenden. Dies geht ganz einfach über die Plattform Betterplace

Wenn auch ihr eure Geschichte erzählen möchtet, nehmt gerne Kontakt auf unter: info@aeworldwide.de. Darüber hinaus sind auch jederzeit Anregungen, Kritik und sonstige Rückmeldungen willkommen! 

Den Podcast könnt ihr euch auf Spotify  oder ITunes anhören! 


Auf dem Beitragsbild ist das academic experience Worldwide e.V.-Team zu sehen.

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