Vorsicht, kann Spuren von Tierkadaver enthalten

Hand auf’s Herz: Was wäre Glühwein ohne Schweineknochen? Eine langweilige Brühe! Wie hätte man die Weihnachtszeit mit all ihren Märkten genießen sollen, wäre da nicht totes Tier in der Glühwein-Tasse gewesen? Ohne diese erlesene Zutat – gemeint ist Gelatine – bliebe der Traubensaft trüb.

Glücklicherweise werden die Schlachtabfälle vor dem Verkauf wieder aus dem Rebensaft herausgefiltert. Trotzdem können Reste verbleiben. Aber was soll’s? Der/Die Konsument*in kriegt ein optisch gelungenes High End Produkt geliefert und der ekelerregende Anblick eines ungefilterten Saftes bleibt ihm/ihr erspart. Wer würde den schon runterkriegen… Deswegen wollen wir den Einsatz von tierischen Stoffen in unserer Nahrung heute mal ausdrücklich loben!

Nein, natürlich nicht!

Das Ausmaß, in dem tierische Bestandteile ihren Weg in unsere Lebensmittel finden, ist schockierend. Ich für meinen Teil esse in seltenen Fällen auch mal Fleisch, versuche es aber in der Regel zu vermeiden. In den wenigen Fällen, in denen ich Tier konsumiere, tue ich das bewusst. Ich kriege es ungern in Form einer unklaren Verpackungsaufschrift untergemogelt.

Eins ist mal klar: Wenn ich versuche, kein Tier zu essen, will ich es logischerweise auch nicht trinken, es mir in die Haare schmieren oder gar die Zähne damit putzen. Leider ist das tote Tier meist gut hinter Kürzeln versteckt und nur für Chemiestudenten im 10. Semester auf den ersten Blick identifizierbar.

Orientierungshilfe: Wo finden sich tierische Bestandteile?

Falls ihr vorhabt, euren bewussten und unbewussten Tierkonsum zu verringern (Wäre vielleicht was für die Fastenzeit?), könnt ihr euch an der folgenden Liste orientieren.

Es geht hier übrigens nicht um Produkte, die Milch oder andere Tiererzeugnisse beinhalten – damit haben die meisten Menschen ja gar kein Problem. Es geht um Waren, die tatsächlich nicht ohne Schlachtabfälle wie Knochen, Borsten oder Blut auskommen.

1. Schweineborsten im Brötchen

Nichts ist wichtiger für den erfolgreichen Start in den Tag als ein gutes Frühstück. Bäckereien haben das erkannt und versorgen uns mit knusprigen Brötchen. Um den Brötchenteig leichter verarbeiten zu können, wird die Aminosäure L-Cystein eingesetzt. Gewonnen wird sie aus Schweineborsten und Vogelfedern – lecker! Wie vermeiden wir dieses Geschmackserlebnis? Indem wir beispielsweise Bio-Ware kaufen oder Bäckerei-Fachverkäufer*innen um Rat bitten.

2. Knochen in der Zahnpasta

Der Gedanke an Schweineborsten im Mund ist eklig? Kein Problem, beim Zähneputzen schrubben wir das weg. Das Knochenmehl in der Zahnpasta wird dabei sicherlich helfen. Schließlich wird es extra zugesetzt, um die Zähnchen blitzeblank zu schleifen. Sollte jemand auf diesen kleinen, gruseligen Zusatz verzichten wollen, sucht er/sie am besten nach einer vegan gekennzeichneten Zahncreme.

3. Tierfett im Shampoo

Nach dem Zähneputzen ist duschen angesagt. Auf dem Etikett diverser Shampoos findet sich Cholesterol. Was mag das wohl sein? Ein fettartiger Stoff, der in allen Tierzellen vorkommt und aus solchen gewonnen wird. Vegane Produkte kommen ohne aus. Egal, genug getrödelt. Fertig machen und auf zur Arbeit!

4. Garnelenpanzer schützen Bananen

Genug gearbeitet, Zeit für einen Pausensnack: Banane. Traurig, aber wahr: Obst kann tierische Bestandteile enthalten, sofern es nicht aus Bio-Anbau stammt. Bananen werden beispielsweise mit Chitosan behandelt. Hergestellt wird dieses Insektizid aus den Panzern von Garnelen und anderen Krebstieren.

5. Blut im Zigarettenfilter

Über den Schreck erst mal eine rauchen gehen. Aber keine Selbstgedrehten, sondern Gekaufte. Das ist bestimmt sicher. Da wird wohl kaum Tier drin stecken, oder? Oder? Leider doch. Hämoglobin, also der Proteinkomplex, der Blut seine rote Farbe verleiht, eignet sich, um Schadstoffe aus dem Tabakrauch zu filtern.

6. LCD Bildschirme

Zurück ins Büro und vor den Bildschirm. Vor deinem Auge befindet sich jetzt vielleicht unser alter Bekannter Cholesterol. Es wird auch in LCD Bildschirmen verwendet. Frag uns jetzt bitte nicht, was es da tut.

7. Läuse in Süßigkeiten

Feierabdend! Der stressige Teil des Tages ist endlich um. Jetzt heißt es: Glotze an und zur Ruhe kommen. Der Fernsehabend wird von Chips und Fruchtgummis begleitet. Nein, Gelatine ist jetzt nicht Thema, sondern die toten Insekten, die wir futtern. Um Lebensmitteln eine rote Farbe zu verleihen, wird Karmin verwendet. Dabei handelt es sich um die sterblichen Überreste von Schildläusen, die getrocknet und gekocht werden. Ihr neuer Name: E120. Augen auf beim Einkaufen….

8. Tier unter der Haut

Fernsehen reicht nicht zur Ablenkung. Wir wollten ja noch über ein Tattoo nachdenken, das wir uns stechen lassen könnten. Also: Laptop hochfahren und recherchieren. Was erfahren wir? Die Pigmente für die Tattoo-Farbe können aus tierischen Bestandteilen gewonnen werden…

Reicht jetzt, ist eklig genug!

Will man gar nicht alles wissen? Doch! Will man wissen. Es wäre weniger ein Problem, wenn tierische Inhaltsstoffe so klar gekennzeichnet werden würden, dass man sie nicht ausversehen zu sich nimmt. Deswegen soll das hier keine Kritik an Menschen sein, die gerne Tier konsumieren – das können sie gerne tun. Schlachtabfälle zu verwerten, ist aus ethischer Sicht eigentlich eine gute Sache. Allerdings wäre es im Sinne des Verbrauchers, wenn dieser durch entsprechende Kennzeichnung über das Verspeisen und die Verwendung von Tierkadavern informiert werden würde.

Weitere Informationen über bewussten Fleischkonsum findest du hier.

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