Veganes Leder aus Mexiko

Alternativen zu herkömmlichem Leder werden immer stärker nachgefragt, nicht zuletzt wegen der massiven Zahl an Tieren, die jährlich für die Produktion unserer Klamotten und Schuhe ihr Leben lassen müssen. Die Tierschutzorganisation PETA schätzt, dass jährlich die Haut von bis zu 1,4 Milliarden Tiere benötigt wird, um den weltweiten Bedarf an Leder zu decken. Dabei werden vor allem Kühe, Büffel und Kälber geschlachtet, aber auch die Haut von Pferden, Schweinen, Schafen, Lämmer und Ziegen wird als Leder verwendet. Es gibt Tiere, die lediglich aufgrund ihrer Haut gejagt und getötet werden. Dazu zählen zum Beispiel Krokodile, Elefanten, Schlangen oder Schildkröten. Manche werden sogar extra auf Farmen gezüchtet, um der Nachfrage nach exotischem Leder gerecht zu werden. Neben der schlechten Tierhaltung hat tierisches Leder ebenso Auswirkungen auf die Umwelt und verursacht gerade in Billiglohnländern im Rahmen der Lieferkette Krankheiten der Arbeiter*innen durch mangelhafte Sicherheitsstandards. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, haben zwei mexikanische Unternehmer eine vegane Alternative entwickelt. Leder aus Kakteen? Die zwei haben es möglich gemacht!

Die Pflanze Nopal

Adrián López Velarde und Marte Cázarez nutzen für ihre vegane Alternative einen Rohstoff, der in ihrer Heimat massenhaft zu finden ist: Kaktus. Für die Lederherstellung eignet sich besonders die Kaktusart Nopal, auch bekannt als Feigenkaktus. Diese ist im zentralmexikanischen Bundesstaat Zacatecas zahlreich zu finden. Nopal benötigt nahezu kein Wasser, um zu wachsen, da die mineralienreichen Böden Zacatecas genug Grundlage für Wachstum bieten. Die Pflanze ist sehr widerstandsfähig und kann so auch kalte Winter überleben. Außerdem machen die mineralienreichen Böden Pflanzenschutzmittel überflüssig. Ein zusätzlicher Pluspunkt ist, dass diese Kaktussorte wenige Stacheln hat und die Ernte somit um einiges erleichtert.

Die Herstellung des veganen Leders

Nach über zwei Jahren intensiver Forschung ist es den beiden Unternehmern im Jahr 2019 gelungen, ihr erstes veganes Leder herzustellen. Bei der Ernte werden die reifen Blätter der Kaktuspflanze behutsam abgeschnitten, damit der Kaktus keinen Schaden nimmt. Die Blätter werden gewaschen und in einer Maschine zerstampft. Anschließend müssen diese mindestens drei Tage lang in der Sonne getrocknet werden, erst dann ist eine Weiterverarbeitung möglich. In einer Fabrik werden die zerstampften Blätter mit nicht giftigen Chemikalien vermischt und können in jede Textur und Farbe weiterverarbeitet werden, die gewünscht ist. 

Eigenschaften

Das vegane Leder weist die gleichen Eigenschaften wie tierisches Leder auf und ist dank seiner organischen Zusammensetzung atmungsaktiv. Aufgrund seiner Eigenschaften erfüllt das Leder die technischen Voraussetzungen der Mode-, Lederwaren- und Möbelindustrie und kann so auch dort eingesetzt werden. Außerdem wird bei der Produktion auf giftige Chemikalien, PVC und Phthalate verzichtet. Auch mit einer Haltbarkeit von mindestens 10 Jahren punktet die Alternative. Das vegane Leder ist zwar nur teilweise biologisch abbaubar, da Chemikalien und Kunststoffe darin verarbeitet werden, hat jedoch dennoch hohes Potential die umweltunfreundlichen tierischen und synthetischen Alternativen zu ersetzen.

Die Zukunft der neuen Lederalternative

Die vegane Alternative wird unter dem Produktnamen „Desserto” vertrieben und gehört dem Unternehmen Adriano Di Marti der beiden Mexikaner. Das Unternehmen arbeitet bereits an einigen Großprojekten mit Konzernen aus ganz verschiedenen Bereichen. Dennoch wollen sie weiter forschen, um das vegane Leder weiterzuentwickeln und fortlaufend zu verbessern. Auch mit kleinen und mittelständigen Unternehmen wird zusammengearbeitet. Da diese als Hürde oft Mindestabnahmemengen haben, versucht Adriano Di Marti immer einen gewissen Lagerbestand zu haben, um das Leder auch in kleinen Mengen zu verkaufen.

Was sagt ihr zu der veganen Lederalternative? Wäre das etwas, was ihr euch selbst auch kaufen würdet? Wenn ihr noch mehr über das Unternehmen erfahren wollt, könnt ihr in einem Interview von Fashion United mit Adrián López Velarde mehr erfahren. Außerdem gibt diese Bilderstrecke der Deutschen Welle nochmal einen schönen Eindruck über die vegane Ledervariante. Dieses Video erklärt die Entstehungsgeschichte und gibt Einblicke in die Produktion von Desserto. Ein Blick lohnt sich! Natürlich gibt es auch noch viele andere vegane Alternative wie Leder aus Ananas, Pilz oder Apfel. Kennt ihr noch weitere Lederalternativen?

-Leah-


Das Beitragsbild stammt von Khara Woods auf Unsplash.com.

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