Skateistan – eine Chance für mehr Gleichberechtigung

Mit dem Skateboard für mehr Gleichberechtigung und bessere Bildungschancen sorgen? Afghanische Mädchen auf Skateboards? Für all das setzt sich die Nichtregierungsorganisation Skateistan ein. Aus einer kleinen Idee ist ein großes Projekt geworden, das neben mehreren Standorten in Afghanistan auch in Südafrika und Kambodscha umgesetzt wird. Das Skateboard-Fahren wird mit konkreten Bildungsangeboten verbunden, die Kindern und speziell Mädchen bessere Chancen im Leben bieten sollen. Dabei spielen Herkunft oder Geschlecht keinerlei Rolle. Verbinden tut sie alle das eine: die Liebe zum Skateboard fahren.

Eine beinahe zufällige Idee

Alles begann mit drei Skateboards. Der australische Skateboarder und Wissenschaftler Oliver Percovich kam 2007 in Kabul, Afghanistan, an, um einen neuen Job zu finden. Percovich sprach mit vielen Einwohner*innen über die Versuche, das Land nach jahrzehntelangem Krieg wieder aufzubauen. Er war jedoch verwundert, warum es so wenige Projekte für die Jugend gab, obwohl die unter 25-Jährigen 70 % der Bevölkerung ausmachten. Während er tagsüber durch die Straßen zog, kamen immer mehr Jugendliche auf ihn zu und wollten sein Skateboard ausprobieren. Für die Afghanen war dieses Sportgerät vollkommen neu und faszinierend. Vor allem aber brachte das Skateboard junge Menschen aus den verschiedensten Hintergründen zusammen. So war für Percovich eine Idee geboren.

Die Entstehung von Skateistan

Oliver Percovich machte sich daraufhin auf die Suche nach Sponsoren, um mehr Skateboards zur Verfügung stellen zu können. Diese wurden dann an allen möglichen Orten in Kabul genutzt. Dabei kamen auch immer mehr Mädchen zusammen. Für die meisten sind sportliche Aktivitäten verboten, da das Skateboard jedoch etwas ganz Neues war und eher als Spielzeug angesehen wurde, war dies für die Mädchen ein Schlupfloch. Da die Straßen für Kinder gefährlich sein können, begann Skateistan mit dem Aufbau einer Indoor-Halle. Diese eröffnete im Oktober 2009. Seitdem wurden noch weitere Standorte in Mazar-e-Sharif und Bamyan aufgebaut. Außerdem gibt es Skateistan seit 2011 auch in Phnom Penh, Kambodscha, sowie seit 2014 in Johannesburg, Südafrika.

Die Struktur von Skateistan

Skateistan bietet fünf verschiedene Programme an: Outreach, Skate and Create, Back-to-School, Dropping-In und Youth Leadership. Das Skate and Create Programm schafft eine Balance zwischen strukturiertem Lernen und Skateboarden. Dabei lernen die Kinder eine Stunde lang im Klassenzimmer zu Themen wie Wohlbefinden, Gleichberechtigung oder Naturwissenschaften (das individuelle Können ist dabei nicht wichtig) und können sich eine Stunde lang im Skatepark austoben. Ein weiteres wichtiges Programm ist Back-to-School. Dort werden innerhalb von zwölf Monaten drei Klassenstufen aufgearbeitet und den Kindern so ein (Wieder-)Einstieg in die Schule ermöglicht. Besonders spannend ist auch das Youth Leadership Programm, bei dem engagierte und motivierte Jugendliche zu Youth Leaders ausgebildet werden und so selbst Verantwortung tragen können.

Warum das Projekt so wichtig ist

Skateistan ist viel mehr als nur skateboarden. Durch die vielen Bildungsprojekte wird Lernen mit sportlichen Aktivitäten verbunden und bietet Kindern einen sicheren Ort, um einfach nur Kind zu sein. Besonders Mädchen wird mit dem Skateboarden die Chance gegeben, mehr Selbstbewusstsein zu entwickeln und zu verstehen, dass sie die gleichen Sachen wie Jungs schaffen können. Das Skateboarden verbindet Kinder aus allen sozioökonomischen Hintergründen und vereint in der Liebe zum Skateboard. Skateistan wurde für die Projektarbeit auch schon mit vielen Preisen ausgezeichnet und so für das tolle Projekt mit Anerkennung belohnt.

Weitere Informationen

Zu Skateistan kannst du alles auf der Website erfahren. Es gibt auch zwei empfehlenswerte Reportagen auf YouTube. In einer Dokumentation von fluter spricht der Gründer über die Entstehung und Vision von Skateistan. Ebenso bietet die offiziellen Dokumentation einen tollen Einblick in die Projektarbeit an den verschiedenen Standorten. Außerdem wird die NGO seit mehr als zehn Jahren finanziell vom Auswärtigen Amt unterstützt. Mehr dazu erfahrt ihr hier. Eine Bilderstrecke der britischen Fotografin Jessica Fulford-Dobson bietet einen eindrucksvollen Einblick in die Welt der skateboard-fahrenden Mädchen in Afghanistan.

-Leah-


Das Beitragsbild stammt von Nada Hanifah auf Unsplash.com.

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