Es ist mehr als genug Nahrung für alle da – bei uns und überall

Dieser Text ist Teil der Reihe „Unser Blickpunkt“ des EPIZ Entwicklungspolitisches Informationszentrum Göttingen.


Im Hintergrund läuft elektronische Musik, im Vordergrund schnippeln zahlreiche junge und nicht mehr ganz junge Menschen gerettete Lebensmittel und gesprochen wird unter anderem über Ernährungssouveränität, Land Grabbing und solidarische Landwirtschaft: An vielen Orten finden immer wieder sogenannte Schnippeldiskos statt.

Dort ist vielen bewusst, dass etwa ein Zehntel der fast acht Milliarden Menschen weltweit hungert, trotz verfügbarer Nahrung für ca. zehn bis zwölf Milliarden – sagt die Wissenschaft: Das Problem ist nicht die zu geringe Menge an Nahrungsmitteln, sondern deren Verteilung. Diese unterscheidet sich heute noch kaum von der aus der Kolonialzeit: Meist werden Rohstoffe aus dem Globalen Süden exportiert und im Norden zu Geld gemacht sowie dort verbraucht.

Nicht zuletzt auch im „Fleischland Niedersachsen“, wo wertvolle Nahrung tagtäglich an etwa 2,5 Millionen Rinder, 8 Millionen Schweine und knapp 86 Millionen Hühner verfüttert wird. Vieles davon kommt aus dem Globalen Süden über Europas führenden Importhafen für Futtermittel in Brake an der Weser hierher und findet dann seinen Weg in die ganze Republik.

Gegen dieses Ernährungsregime regt sich Widerstand: Wie viele andere auch fordert die „Slow Food Jugend“ faire Wertschöpfungsketten im Rahmen der Kampagne #OurFoodOurFuture. Ähnlich positionieren sich zahlreiche Ernährungsräte für Soziale Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit, Zukunftsfähigkeit und Krisenbeständigkeit. Kleinbäuer*innen brauchen Zugang zu Land, Wasser und Saatgut sowie machtsensible Handelsabkommen und eine gerechte Förderpolitik – wie vom International Peasants’ Movement La Via Campesina oder auch der Nyéléni-Bewegung für Ernährungssouveränität gefordert.

Über solche Ansätze lässt sich vortrefflich in öffentlichen Gemeinschaftsgärten diskutieren. Während hier im Hintergrund Bienen summen und im Vordergrund Menschen mit vielfältigen Identitäten zusammen Obst und Gemüse pflanzen wird deutlich: Ein sozial-ökologisches Ernährungssystem ist möglich.

Einen satten und geschmackvollen Frühlingstart wünschen

Chris Herrwig und das EPIZ-Team!

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