Blick in Rechenzentrum, Bild von Ian Battaglia auf Unsplash

Nachhaltigkeit und Digitalisierung: Bewusster Konsum von Online-Anwendungen

Im heutigen Gastbeitrag hinterfragt Karoline ihr digitales Verhalten und die Auswirkungen auf die CO2-Emissionen – und ist davon ganz schön überrascht. Karoline studiert in Erfurt und ist aktuell Praktikantin im Projekt Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung.


Ob die fünf ungelesenen Mails in meinem E-Mail-Ordner wohl Zusagen auf Bewerbungen oder Nachrichten von Freunden sind? Nicht, dass ich in den letzten Jahren besonders viele private E-Mails bekommen hätte – schließlich gibt es ja genügend andere, „bessere“ Kommunikationsmöglichkeiten – doch die Neugier auf meine ungelesenen Nachrichten wird immer wieder aufs Neue geweckt. Die Enttäuschung lässt in der Regel nicht lange auf sich warten: Wer außer meinem E-Mail-Anbieter schreibt mir wohl sonst jeden Tag mehrere Werbebenachrichtigungen? In meinem täglichen Ritual lösche ich Werbebenachrichtigungen und Spams. Ab und zu sind auch wichtige E-Mails darunter (Newsletter, Rundbriefe, etc.), die sich in meinem Account über die Jahre angesammelt haben – daher auch mein ausgelasteter Speicherplatz. Glücklicherweise konnte ich mir eine weitere kostenlose E-Mail-Adresse einrichten, die ich von nun an für sämtliche Logins, Accounts und Newsletter benutze. Letztere sammle ich gerne in meinem extra dafür angelegten Ordner „interessante Hinweise“. Ich habe übrigens keine einzige der darin gespeicherten Nachrichten ein zweites Mal geöffnet, aber darüber denke ich nicht nach. Sicher ist sicher, vielleicht brauche ich eine dieser Mails doch irgendwann noch einmal?

CO2-Emissionen der Digitalisierung

Die Tatsache, dass jede meiner Mails, die auf sämtlichen vergessenen oder bewussten E-Mail-Konten herum liegen, ständig Energie verbraucht, war mir nicht bewusst. In einem Bericht von Arte wird die beim Senden einer E-Mail entstehende Ökobilanz mit der einer Plastiktüte verglichen. In etwa 1.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid entstehen pro Tag in Deutschland allein durch das Schreiben von E-Mails. Sämtliche Daten im Rahmen von Online-Aktivitäten werden in Rechenzentren gelagert. Diese Rechner wiederum brauchen Strom und Wasser für die Kühlung der Server. Durch die ständig ansteigende Nutzung von Online-Angeboten in unserem beruflichen aber auch privaten Leben steigt zwangsläufig auch der damit einhergehende Energieverbrauch. Der Anteil der weltweiten CO2-Emissionen, die durch digitale Technologien entstehen, hat sich von 2,3 % im Jahr 2013 auf 3,7 % im Jahr 2018 erhöht (Tendenz steigend) und hatte damit einen höheren Anteil als die Luftfahrtindustrie mit 2,5 Prozent.

Sich den Folgen seines digitalen Konsums bewusst sein

Auch im Rahmen der aktuellen (zwangsläufigen) Umstellung vieler Menschen auf die Arbeit im „Homeoffice“, kommunizieren Schüler*innen, Angestellte und Studierende fast ausschließlich über E-Mails und Videokonferenzen. Der Weg zu Arbeit, Universität oder Schule fällt zwar weg, aber im Zuge der steigenden Nutzung digitaler Plattformen entstehen im Gegenzug Kosten für die Umwelt, die ein hohes Gefahrenpotential für die Umwelt darstellen. Denn wir sehen sie nicht, wenn wir Filme im Internet streamen, E-Mails schreiben, Dokumente in einer Cloud speichern und Videokonferenzen halten. Umso wichtiger ist es, sich dieser Kosten bewusst zu werden und entsprechende Konsequenzen daraus zu ziehen!

Jede*r kann etwas tun

Für eine bessere Klimabilanz müssten vor allem von Seiten der Unternehmen entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um Rechenzentren energieeffizienter und nachhaltiger zu gestalten. Und was kann jede*r selbst tun? Eigentlich ist es ganz einfach: ausmisten, ordnen, extern speichern. Das spart nicht nur Energie und Ressourcen, sondern sorgt zudem für eine bessere Übersicht! Außerdem gibt es für viele Anwendungen (Browser, E-Mail Anbieter, etc.) bereits „umweltfreundlichere“ Alternativen. Daher gilt: Bewusstsein schaffen für die Kosten und Alternativen von Online-Anwendungen!

-Karoline Keßler-

Für mehr Informationen und die Quellen dieses Beitrages:

https://www.zdf.de/nachrichten/heute/klickscham-wie-viel-co2-e-mails-und-streaming-verusachen-100.html

https://www.deutschlandfunk.de/co2-fussabdruck-energiebedarf-fuer-elektronische-post-enorm.684.de.html?dram:article_id=306123

https://www.heise.de/tp/features/Bitte-denken-Sie-an-die-Umwelt-bevor-Sie-eine-E-Mail-verschicken-4647453.html

https://www.arte.tv/de/articles/die-e-mail-erzeugerin-von-treibhausgasen

https://reset.org/knowledge/der-digitale-fussabdruck#:~:text=Energieverbrauch%20der%20Digitalisierung&text=Der%20Blick%20auf%20einige%20Zahlen,internetf%C3%A4higer%20Ger%C3%A4te%20(Stand%202018).

Das Beitragsbild ist von Ian Battaglia auf Unsplash.

2 Comments
  • Petra
    Posted at 09:23h, 21 Juli Antworten

    Liebe Karoline,

    ein sehr schöner Artikel vielen Dank dafür.

    Ich habe noch einen zusätzlichen Tipp um Strom und Ressourcen zu sparen.
    Ich benutze privat fast nur noch Posteo als E-Mail-Adresse
    https://posteo.de/site/leistungen

    Posteo kostet 12 Euro im Jahr (1 € im Monat) und ist dafür „werbe- und spamfrei“ und „nachhaltig“
    Ich kann es nur empfehlen, denn bei den kostenlosen Anbietern, wird immer schon vor der Anmeldung Werbung mit aufgerufen und dies kostet schon viel Energie, neben den Spam und ungefragten Werbeanzeigen.

    Grüße von Petra

    • EineWeltBlaBla
      Posted at 11:23h, 22 Juli Antworten

      Super, danke für den Tipp!!

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