Feministischer Kampftag – Teil 1

Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Bereits seit mehr als 100 Jahren wird an diesem Tag weltweit auf Frauenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und bestehende Diskriminierungen aufmerksam gemacht. Das Motto der UN für den Weltfrauentag 2021 lautet Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world („Frauen in Führungspositionen: Für eine ebenbürtige Zukunft in einer COVID-19-Welt“). Die Notwendigkeit für dieses Motto ist so erschreckend wie frustrierend.

Verfestigung statt Umbruch

Das Motto soll hervorheben, dass die Aufgabenlast der Frauen, während der Covid-19-Pandemie, deutlich gestiegen ist: Frauen stellen das Gros des Personals in sozialen und Pflegeberufen – von den 5,65 Millionen Beschäftigten m Gesundheitsbereich in Deutschland sind 76 % Frauen. Zudem übernehmen Frauen auch im häuslichen Umfeld primär die (unbezahlte) Pflege- und Betreuungsarbeit. In einer Studie des WSI/Hans-Böckler-Stiftung gaben 54 % der befragten Frauen an, den überwiegenden Teil der Kinderbetreuung zu übernehmen, 12 % der Männer stimmten der Aussage über diese Aufgabenverteilung zu. Die Verfestigung alter Rollenbilder und Geschlechterstereotype zeigte sich ebenso in einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem international tätigen Marktforschungsunternehmen Ipsos – Frauen übernehmen überproportional sowohl die Hausarbeit, die Kinderbetreuung als auch das Homeschooling. Die Studie der UN ermittelte, dass Frauen im Vergleich zu Männern etwa das Dreifache der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen.

Gewaltzunahme in Zeiten der globalen Pandemie

Hinzu kommt in dieser anhaltenden Pandemie-Situation der extreme Anstieg an häuslicher Gewalt an Frauen. Frauenhäuser und Notrufnummern für Opfer häuslicher Gewalt melden seit Beginn der Pandemie einen Anstieg der Hilferufe. Der Lockdown verschärft die Bedrohungslage für viele Frauen. Über die Situation von häuslicher Gewalt in Zeiten von Corona berichteten bereits im ersten Lockdown ARTE-Reporter aus Mexiko, Russland, Algerien, Iran und Malaysia sowie von der Elfenbeinküste.

Mehr zu dem Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen findet ihr hier in einer Zusammenstellung von ARTE.

Weltweite Positionierungen zum 8. März

Dieses Datum, den 8. März, erklärte die UNO im Rahmen des „Internationalen Frauenjahrs“ 1975, zum International Women’s Day (IWD). Zwei Jahre später, im Dezember 1977, proklamierte ihn die UNO-Generalversammlung offiziell als „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ und forderte, dass er künftig jährlich in jedem Mitgliedsland begangen werden soll.

In den folgenden Ländern ist der 8. März tatsächlich ein gesetzlicher Feiertag, zum Teil nur für Frauen (♀): Angola, Äquatorialguinea, Aserbaidschan, Berlin, Burkina Faso, Volksrepublik China (♀), Eritrea, Georgien, Guinea-Bissau, Kasachstan, Kambodscha, Kirgisistan, Laos, Madagaskar (♀), Moldau, Mongolei, Nordkorea, Nepal (♀), Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Uganda, Ukraine, Usbekistan und Weißrussland.

Das Land Berlin führte 2019 den „Frauentag (8. März)“ als gesetzlichen Feiertag ein, als einziges deutsches Bundesland.

In der Autonomen Region Kurdistan (Irak) beschloss die Regierung im Jahr 2012, am 8. März einen „Tag des traditionellen kurdischen Kleides“ als alternatives Angebot zum Frauentag zu veranstalten.

Anhaltende Ungleichheiten

In vielen Ländern der Welt werden die reproduktiven Rechte von Frauen, wie sie von den Vereinten Nationen 1994 formuliert wurden, immer noch nicht hinreichend beachtet. Zu ihnen gehört etwa das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben, auf den Zugang zu effektiven Verhütungsmitteln sowie auf Gesundheitsvorsorge für eine sichere Schwangerschaft, Geburt oder Abtreibung. Die Folgen sind sonst ungewollte Schwangerschaften, eine hohe Müttersterblichkeit und sexuell übertragbare Infektionen wie HIV.

Aber auch Armut spielt immer noch eine Schlüsselrolle bei den erschwerten Bildungszugängen für Mädchen. Denn diejenigen, die in Armut hineingeboren werden, haben einem Bericht der Vereinten Nationen zufolge fast keine Chance, ihr zu entkommen. Die Politik, so fordert UN Women, müsse dafür sorgen, dass dieser Teufelskreis endlich durchbrochen werde. Also her mit den Investitionen in Bildung, in Kinderbetreuung und her mit wirksamen Antidiskriminierungsgesetzen!

Auch die politische Repräsentation von Frauen weltweit und somit der Anteil an weiblichen Abgeordneten in nationalen Parlamenten liegt bei nur 24,9 %. Das ist, wenn man es genau nimmt, noch nicht mal ein Viertel – geschweige denn die Hälfte. Deswegen ist dieser heutige Tag umso wichtiger, um gegen die anhaltende Verfestigung von veralteten Rollenbildern anzukämpfen und darauf aufmerksam zu machen, dass patriarchale Strukturen immer noch zu sehr unsere Gesellschaft prägen!

Ausblick

Ende der Woche berichten wir in einem Teil 2 über verschiedene Aktionen, die anlässlich des Frauenkampftages weltweit stattgefunden haben.

 

– Ronja –


Das Beitragsbild ist von lucia auf Unsplash.

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