Einsatz mit Grenzenlos: Perspektivwechsel in der Schule

Heute erzählt Laurens, Praktikant bei unserem Schwesternprojekt Grenzenlos, von seinen Erfahrungen im Einsatz für Globales Lernen in der beruflichen Bildung.


„100 Prozent! Auch wenn unsere Lehrerinnen und Lehrer gut sind, das Engagement für diese Themen wäre ohne die Lehrkooperation nicht so dabei gewesen“, so ein Schüler der Elisabeth-Knipping-Schule Kassel über die Lehrkooperation am 19.05.2022.

Während Sabita Pathak mittlerweile eine erfahrene Grenzenlos-Aktive ist, ist es für Jinu George die erste Lehrkooperation im Auftrag von „Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“  vom World University Service. „Grenzenlos“ richtet sich an berufsbildende Schulen in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. An dem 19.05. geht es nach Kassel, wo Jinu und Sabita für 90 Minuten im Englisch-Unterricht von Frau Kempe-Grieß und Frau Heinze erwartet werden. Auf dem Weg von Frankfurt nach Kassel bietet sich mir als aktuellem Grenzenlos-Praktikanten die Möglichkeiten, die beiden und ihre Konzepte und Methoden für ihre Lehrkooperationen etwas näher kennenzulernen.

Sabitas Thema: Geschlechtergerechtigkeit

Ein eigener Nepal-Aufenthalt bringt Sabita und mich schnell ins Schwärmen über die Vielseitigkeit ihres Heimatlandes Nepal. Dass Sabita allerdings heute neben mir sitzt und Lehrkooperation für WUS durchführt, war so nicht immer abzusehen. Um studieren zu dürfen, musste die Informatikstudentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main auf die Erlaubnis ihres Vaters hoffen. Patriarchalische Strukturen, so erzählt sie mir, prägen die Perspektiven von vielen jungen nepalesischen Frauen. Auch wenn sie familiäre Unterstützung erhalten hat, so sind es doch viele Frauen in Nepal, denen – ohne wirkliches Mitspracherecht – eine frühe Heirat und Hausarbeit blühen. Sabita liebt die Frankfurter Skyline, die für sie sinnbildlich für ihre erarbeiteten Möglichkeiten im Job und im Privaten steht. SDG 5 „Gender-Gleichheit“ ist das Über-Thema ihrer heutigen Lehrkooperation, in der unter anderem erfolgreiche nepalesische Frauen zur Sprache kommen.

Nach einem interaktiven Quiz leitet Sabita ein Rollenspiel an, bei dem jede Schülerin und jeder Schüler eine Rolle zugewiesen bekommt wie „Alleinerziehende Mutter in den Favelas von Brasilien“. Spielerisch werden die Schülerinnen und Schüler in ihrer zugewiesenen Rolle für Benachteiligungen sensibilisiert.

Jinus Thema: Ungleichheiten

Innerhalb der 90 Minuten springe ich zwischen den Klassenzimmern und den beiden Lehrkooperationen. Jinu begeistert mit seiner lebendigen Vortragsweise. Durch sein Studium der Sozialen Arbeit an der University of Applied Science in Frankfurt ist es für ihn nicht das erste Mal, dass er mit Schülerinnen und Schülern arbeitet. Seinen Vortrag hält er inmitten des Stuhlkreises der Klasse. Diese Dynamik spiegelt sich ebenfalls in den vorbereiteten Gruppenaktivitäten wider. In einem Rollenspiel müssen sich die Schülerinnen und Schüler je nach Antwort in zwei Lagern aufstellen. Fragen wie „Hast du blaue Augen?“ oder „Hast du mehr als ein Geschwisterkind?“ schaffen Mehrheitsverhältnisse und sollen dafür sensibilisieren, wie es sich anfühlt in der Unterzahl zu sein. Das SDG 10 „Ungleichheiten“ prägt seinen Vortrag, bei dem er auch über stereotypisierte Darstellungen seines Heimatlandes Indien spricht.

Spaß und gutes Essen

Ich bin überrascht, wie engagiert und interessiert die Schülerschaft dabei ist. Speziell an den Rollenspielen haben sie sowohl bei Jinu als auch bei Sabita sichtlich Spaß. „Warum fügt man sich manchen Gruppen hinzu? Warum ist das überhaupt so? Dass wir uns selber einer Norm zuordnen“, klingt bei der Schülerschaft nach, wie mir später im persönlichen Gespräch gesagt wird. Die Lehrkooperationen werden als wichtiger Perspektivwechsel wertgeschätzt: „Ich würde mich freuen, wenn solche Themen noch weiter thematisiert werden und noch mehr Leute von den Themen und dieser Lehrkooperation erfahren.“ Im Anschluss an die Vorträge stehen Jinu und Sabita noch mit einigen Schülerinnen und Schülern zusammen und führen lockere Unterhaltungen. Ein gemeinsames Mittagessen mit Hummus, Oliven und Bulgursalat, aufbereitet von Frau Kempe-Grieß und Frau Heinze, bietet eine tolle Gelegenheit, einander noch besser kennenzulernen und sich über die Lehrkooperation auszutauschen.

Für Anfang Juni werden Jinu und Sabita direkt wieder für eine Lehrkooperation angefragt und wir zur Documenta in Kassel eingeladen. Wir Angereisten sind uns einig, die Lehrkooperation an der Elisabeth-Knipping Schule war ein voller Erfolg.

„Grenzenlos – Globales Lernen in der beruflichen Bildung“ ist ein Projekt des World University Service (WUS) und wird vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, den Ländern Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie von ENGAGEMENT GLOBAL im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gefördert. In Hessen ist das Projekt Teil der Dachmarke „Nachhaltigkeit Lernen in Hessen“ des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

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