Ein Weltacker in Landshut, Bayern

Seit diesem Sommer gibt es in Landshut, Bayern den fünften Weltacker Deutschlands. Beim Weltacker handelt es sich um eine Idee der Zukunftsstiftung Landwirtschaft . Im Jahr 2014 wurde der erste Weltacker in Berlin eröffnet, nun gibt es auch einen in Bayern. Dabei soll aufgezeigt werden, wie viel Ackerland jedem einzelnen Menschen pro Jahr zur Verfügung steht, wenn die globale Ackerfläche unter der Weltbevölkerung gerecht aufgeteilt würde.  Bei 1,4 Milliarden ha Ackerfläche weltweit und 7 Milliarden Menschen sind das 0,2 ha. Auf dieser Fläche, 2000 m² wächst alles, was ein Mensch zum Leben braucht: Lebensmittel, Futter für Schweine und Hühner, Baumwolle für Kleidung, Tabak und Energie. Auf dieser Fläche werden die zur Zeit wichtigsten Kulturpflanzen der Welt  – vor allem Getreide, Wurzel-, Hülsen-und Ölfrüchte und Gemüse im Maßstab zu ihrer Anbaufläche auf der Welt angebaut. Weltweit gibt es 15 Weltäcker, v.a. in Europa (Schweiz, Luxemburg, Frankreich, Liechtenstein, Österreich und Deutschland), aber auch in Afrika (Kenia und Kongo).

Über Konsumverhalten nachdenken – Der Weltacker als Lernort

Der Weltacker ist ein internationaler Lernort. Er soll Wissen über die globale Landwirtschaft  vermitteln und  über die Beziehung zwischen Ernährung, Konsum und Lebensstilen aufklären und  Interessierte anregen, über das eigene Konsumverhalten nachzudenken. Eine wichtige Fragestellung hierbei ist, ob die Qualität und Quantität des globalen Anbaus in der Lage ist, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Es wird erläutert, welchen Einfluss der Konsum des Einzelnen, auf den globalen Ackerbau hat und wie die Ackerbewirtschaftung mit Ernährungssicherheit und -souveränität, Generationengerechtigkeit, aber auch Klimaerwärmung und Erhaltung der Biodiversität zusammenhängt. Diese Themen werden auf dem Weltacker Landshut mit Schautafeln  verständlich dargestellt. Zusätzlich werden Führungen für verschiedene Altersgruppen durchgeführt.

Was wächst denn da? Überraschende Erkenntnisse garantiert

Bei einem Besuch des Weltackers ist man erstaunt wie viel auf 2000m2 eigentlich wachsen kann. Weizen für 250kg Brot, Mais für 2000 Kolben Zuckermais, Hafer für 90 kg Haferflocken oder Soja für 57 kg Tofu usw. Viele Botschaften können bei einer Führung über den Weltacker transportiert werden. Zum Beispiel die : Baut man auf dem gesamten 2000m2 Raps an und macht daraus Biodiesel, kann man damit etwa 4000 km autofahren ( der Durchschnittsdeutsche fährt pro Jahr 14000 km mit dem Auto ) und hat dann noch den Presskuchen zum Verfüttern an Kühe, die dann etwa 100 l Milch im Jahr mehr geben, also 4000km autofahren und 100 l Milch, aber sonst nichts. Oder: Bis zwei Schweine ihr Schlachtgewicht erreichen, haben sie den ganzen Acker leergefressen. Für diesen Zweck wäre nur Mais, Soja und Getreide darauf angebaut worden. Die zwei Schweine decken nur knapp den jährlichen Schweinefleischverbrauch von fünf Deutschen. Oder: Mehr als ein Fünftel der Ackerfläche von Deutschland werden zur energetischen Nutzung angebaut. Oder: Wir Europäer leben über unsere Verhältnisse. Obwohl wir fruchtbare Böden, gutes Klima und genug Niederschläge haben, beanspruchen wir noch 700 zusätzliche Quadratmeter pro Kopf. Wer hat denn eigentlich all diese Quadratmeter nicht zur Verfügung, die wir zu viel verbrauchen? Solcherlei Fragen tauchen auf, wenn man sich mit dem Weltacker beschäftigt.

“ Der Acker soll etwas im Kopf bewegen “ sagt sein Erfinder Benedikt Haerlin von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft „. Er hilft, mir klarzumachen, dass mehr als diese Fläche für mich eigentlich nicht zur Verfügung steht. Mit dieser Erkenntnis wird hoffentlich niemand mehr so unbekümmert Lebensmittel wegwerfen, denn etwa ein Drittel von allem was auf dem Acker wächst wird weggeschmissen. Nach einem Rundgang durch den Weltacker wird schnell klar: Wir essen zu viel Fleisch, kaufen zu viele Klamotten und verschwenden zu viele Ressourcen. Eine gute Nachricht für die Fleischesser können wir von einer Führung durch den Weltacker aber auch noch mitnehmen: Neben den 2000m2 Ackerflächen stehen jedem Menschen noch mehr als doppelt soviel Flächen, nämlich 4500m2 als Grünland zur Verfügung. Dieses Grünland können wir für den Menschen nur nutzbar machen wenn wir davon Wiederkäuer ( Rind, Schaf, Ziege, Büffel, Kamel, Lama oder Yaks ) ernähren. Allerdings sollten wir diese Tiere dann nur von Gras und Heu ernähren, wofür diese Tiere auch bestens geeignet sind und was diese Tiere auch gesund leben lässt und die Produkte dieser Tiere auch für uns Menschen wesentlich gesünder wären, als wenn wir die Tiere mit Hochleistungsfutter vom Acker ernähren. Zusätzlich würde noch Kohlenstoff im Humus des Grünlands aufgebaut und somit CO2 langfristig gespeichert. Weitere Informationen finden sich auch auf der Website.

-Klaus Karg, Weltacker Landshut e.V.-


Das Foto im Beitrag stammt von Heini Inkoferer

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