Ein Lieferkettengesetz: Ein Gesetz für gerechteres Wirtschaften und was Du damit zu tun hast

Ein Lieferkettengesetz soll her. Der Jugendbeirat von Plan International e. V. sagt euch worum es dabei geht und wie ihr eine zukunftsfähige Umsetzung des Gesetzes unterstützen könnt. In unseren alten Beiträgen zum Lieferkettengesetz und Kinderarbeit findet ihr noch mehr Hintergrundinfos.


Stellt euch vor, wir könnten das Leben von einem Viertel der Weltbevölkerung verbessern. Wie? Durch existenzsichernde Löhne: Ca. 340 Millionen Arbeiter*innen erhalten für ihre Arbeit nur 1,90 US-$ (also ca. 1,60 Euro) oder weniger als Lohn pro Tag. Sie leben also mit ihren Familien trotz ihrer Arbeit in extremer Armut – so wird international die Situation von Menschen genannt, die nicht die nötigen Mittel haben, um Grundbedürfnisse – gesundes Essen, Wohnen, grundlegende Gesundheitsversorgung etc. – zu finanzieren. Wenn wir die nächsten Angehörigen wie Kinder und Ehepartner*innen dieser Arbeiter*innen dazu rechnen, kommen wir auf 2 Milliarden Menschen, deren Leben wir im Sinne der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen nachhaltig verbessern könnten, wenn sie endlich gerecht bezahlt werden (Shiftproject).

Produktion im Ausland

Viele transnationale Firmen und Unternehmen lassen ihre Produkte in Ländern produzieren, in denen es niedrige Sozial- und Umweltstandards gibt, um Geld zu sparen. Damit gehen sie aber das Risiko ein, dass ihre Produkte auf Grundlage von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung produziert werden. Während einige schreckliche Beispiele wie der Brand in einer Textilfabrik, die für KiK und C&A produzierte oder das Massaker in einer Mine, aus der der Chemiekonzern BASF Edelmetalle bezog, in den Medien vorkommen, bleiben die Stimmen und Geschichten vieler anderer Menschen ungehört.

Was ist beispielsweise mit den 152 Millionen Kindern weltweit, die Kinderarbeit verrichten müssen? Ihre Stimmen und Forderungen werden viel zu häufig nicht wahrgenommen (International Labour Office). Ebenso wie die Stimmen von Mädchen und Frauen, die neben der ökonomischen Benachteiligung häufig auch noch sexistische Benachteiligung erfahren. So kritisierte der UN-Fachausschuss 2017, dass in Deutschland ansässige, transnationale Unternehmen zu Rückschritten in der Gleichberechtigung und der Wahrung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen beitragen würden (Plan International).

Profit vor Menschenrechtsschutz

Auch in Deutschland ansässige Unternehmen profitieren also von dem globalen Machtgefälle. Im Februar dieses Jahres lieferte das zweite Monitoring zum Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte ein erschreckendes Ergebnis: Obwohl die Teilnahme an der Umfrage freiwillig war, zeigte sich, dass nur ca. ein Fünftel der Unternehmen, die teilgenommen hatten, Menschenrechte in ihren Lieferketten schützen (Business and Human Rights Resource Center).

Da also freiwillige Selbstverpflichtungen von Unternehmen zum Schutz der Menschenrechte nicht ausreichen, erarbeitet die Bundesregierung nun ein Gesetz, dass Unternehmen ab einer bestimmten Größe dazu verpflichten soll, Maßnahmen zu treffen, um Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten entgegen zu wirken.

Und an dieser Stelle kommst Du ins Spiel. Dass wir als Zivilgesellschaft in diesem Prozess für mehr Menschenrechtsschutz eine wichtige Rolle spielen, zeigt sich schon daran, dass zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen, wie die Initiative Lieferkettengesetz, dazu beigetragen haben, dass ein solches Gesetz überhaupt möglich geworden ist und nun endlich umgesetzt wird. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass es auch weitreichend genug wird. Denn nur wenn in dem Gesetz konkrete Maßnahmen stehen, die die Unternehmen auch tatsächlich zum Umdenken zwingen, wird sich etwas verändern. Aber einige Unternehmens- und Industrieverbände sind nicht sonderlich begeistert von dem Gesetz und versuchen, die Bundesregierung dazu zu bringen, es abzuschwächen. Sie argumentieren, dass sie gerade jetzt in der Corona-Krise nicht noch zusätzliche Belastung gebrauchen können. Wir sollten uns allerdings fragen, welche Prioritäten wir setzen wollen: Wollen wir wirklich um jeden Preis wirtschaftliches Wachstum, auch wenn es Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung bedeutet? Oder wollen wir die Krise nutzen, um an einer solidarischen Welt zu bauen und ein paar grundlegende Probleme zu korrigieren? Und macht die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards Unternehmen nicht auch zukunftsfähiger und innovativer darin, tatsächlich für das Wohl der Menschen zu arbeiten?

Jede Stimme zählt!

Wenn du wie wir vom Jugendbeirat von Plan International Deutschland e. V. der Meinung bist, dass es Zeit ist global Verantwortung für ein besseres Wirtschaften zu übernehmen, kannst du mithelfen, unserer Regierung Rückenwind für ein wirklich nachhaltiges und zukunftsfähiges Gesetz zu geben. Jede Stimme zählt! Mach Menschen in deinem Umfeld aufmerksam, schreib deinem*deiner Abgeordneten und schicke gemeinsam mit uns einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel! Denn wir vom Jugendbeirat der Kinderrechtsorganisation Plan International Deutschland e. V. haben einen Brief an die Bundeskanzlerin verfasst, in dem wir sie auffordern, sich für ein ambitioniertes Lieferkettengesetz einzusetzen. Auf der Website von Plan International Deutschland kannst du den Brief lesen und gerne auch in deinem Bekanntenkreis und/oder auf deinen sozialen Medien teilen, damit mehr Menschen auf das Thema aufmerksam werden: https://www.plan.de/news/detail/lieferkettengesetz-offener-brief-an-bundeskanzlerin-merkel.html

Lass uns gemeinsam laut für ein besseres Morgen nach der Corona-Krise sein!

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