Die Waldzerstörungs-Weltrangliste – warum wir endlich handeln müssen

Der WWF hat am 14. April 2021 eine Waldzerstörungs-Weltrangliste veröffentlich, die die Konsequenzen von Handelsbeziehungen auf Umweltzerstörung und Abholzung der Wälder im Zeitraum von 2005 bis 2017 analysiert. Dabei schnitt die EU und besonders Deutschland alles andere als gut ab: Im internationalen Vergleich belegt die EU mit 16 Prozent der globalen Tropenwaldrodung verursacht durch weltweiten Handel den zweiten Platz. Lediglich China mit rund 24 Prozent liegt noch vor der EU. Deutschland belegt mit einem Negativrekord an importierter Entwaldung innerhalb der EU den ersten Platz. Jährlich ist Deutschland für durchschnittlich 43.700 Hektar zerstörten Wald verantwortlich. So viel zur Vorstellung: Diese Fläche ist mehr als 20-mal so groß wie der Frankfurter Flughafen. Wenn man dies auf den untersuchten Zeitraum hochrechnet, hat Deutschland von 2005 bis 2017 Wald im Ausmaß der 1,5-fachen Größe Mallorcas für deutsche Importe zerstört.  

Was hat eigentlich unsere Ernährung mit der Waldrodung zu tun?

Laut des WWF-Reports führten vor allem die Importe von Soja, Palmöl und Rindfleisch zur enormen Tropenabholzung, aber auch Holzprodukte, Kakao und Kaffee tragen einen großen Teil zur Zerstörung bei. Doch was haben Soja, Rindfleisch und Co. mit der Waldrodung zu tun?

Der Soja-Anbau

Der Soja-Anbau ist vor allem für eins wichtig: Tierfutter. Rund 80 Prozent des weltweiten Soja-Anbaus wird für Tierfutter verwendet. Dies hat vor allem mit unserem enormen Fleischkonsum zu tun. Ohne Soja könnte kein Huhn und kein Schwein innerhalb kürzester Zeit Schlachtniveau erreichen. So braucht ein Kilo Hühnerfleisch ebenso ein Kilo Sojafutter. In Deutschland selbst wird kaum Soja angebaut. Dies liegt vor allem an der Befreiung von Zöllen für Sojaimporte aus Brasilien oder Argentinien. Fast all das Sojafutter wird also importiert, da es schlicht günstiger ist. So muss immer mehr tropischer Wald dem Anbau von Soja weichen.

Palmöl

Doch auch die Produktion von Palmöl trägt maßgeblich zur Tropenwaldzerstörung bei. Da Ölpalmen nur in feucht-warmen Tropen nahe dem Äquator angebaut werden können, verschwindet auch hier immer mehr Wald für den Anbau. Dies zerstört aber nicht nur Wald an sich, sondern bedroht auch seltene Tierarten wie den Sumatra-Tiger, Orang-Utans oder den Borneo-Zwergelefant. Außerdem werden im Zuge der Rodung zunehmend Kleinbäuer*innen und die indigene Bevölkerung von ihrem Land vertrieben. Dies hat mit unserer enormen Nachfrage nach Palmöl zu tun – das Pflanzenöl ist mittlerweile in jedem zweiten Produkt im Supermarkt zu finden. Palmöl steckt nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Waschmittel, Schminke und Co. Fast 44 Prozent der Palmölimporte werden für Biodiesel und Strom- und Wärmeerzeugung verwendet.

Rindfleisch

Auch Rindfleisch importieren die EU und Deutschland wie Soja aus Brasilien oder Argentinien. In Brasilien grast die größte Rinderherde der Welt mit mehr als 230 Millionen Tieren. Ein einzelnes Rind benötigt dabei bis zu einen Hektar Weideland. Warum deswegen Regenwald zerstört wird, ist also selbsterklärend. Zusätzlich wird durch den Rindfleischkonsum die Umwelt in besonderem Maße beeinträchtigt. Rinder stoßen Methan aus, was als besonders klimaschädlich gilt.

Das muss sich ändern!

Auch wenn jede*r im Kleinen versuchen kann, das eigene Konsumverhalten zu ändern, braucht es vor allem im großen Stil Reformen, um den Regenwald zu retten. Dafür fordert WWF die Bundesregierung auf, sich bei der EU-Kommission für ein EU-Gesetz für nachhaltige Lieferketten stark zu machen. Diese müssen vor allem entwaldungsfrei sein. Die WWF-Expertin für nachhaltige Lieferketten, Christine Scholl, sagt dazu: „Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung. Sie sind Klimaretter, eine Schatzkammer der Artenvielfalt und ein Bollwerk gegen künftige Pandemien. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im globalen Handel: Produkte, die auf dem europäischen Markt landen, dürfen nicht auf Kosten von Natur und Menschenrechten produziert werden.“

Das kannst du tun, um den Regenwald zu schützen

Aber auch du selbst kannst einen Teil dazu beitragen, dass mehr Regenwald erhalten bleibt. Vor allem der eigene Fleischkonsum sollte dafür hinterfragt werden. Würde sich laut WWF der Fleischkonsum aller Deutschen um die Hälfte reduzieren – also auf 470 Gramm in der Woche – verringert sich dadurch auch der ernährungsbedingte Flächenbedarf um nahezu 3 Millionen Hektar. Die Devise muss also lauten: lieber einmal in der Woche teures, aber gutes Fleisch, als täglich billiges Fleisch, das zur Zerstörung des Regenwaldes beiträgt. Versuche also vor allem Fleisch zu kaufen, bei dem die Herkunft klar ist, wie beispielsweise bei regionalen Biohöfen.

Wie auch bereits in unserem letzten Blogbeitrag deutlich geworden ist, brauchen wir dringend nachhaltige Lieferketten, um Mensch und Umwelt zu schützen. Dafür hat die Bundesregierung vor kurzem ein Lieferkettengesetz vorgelegt. Um mehr über das Lieferkettengesetz zu erfahren kannst du dir eine kurze Folge des Podcast-Radio detektor.fm anhören. Dort wird unter anderem mit der Initiative Lieferkettengesetz über den Nachbesserungsbedarf des Gesetzes gesprochen. Auf der Website der Initiative kannst du dich außerdem mit dem Lieferkettenbrief direkt an deine Wahlkreisabgeordneten wenden und Nachbesserungen fordern.

Wenn du dich dafür einsetzen möchtest, dass sich in der Politik etwas ändert, kannst du dich auch an Petitionen beteiligen. Auf der Website von Rettet den Regenwald e.V. könnt ihr verschiedene Petitionen einsehen und unterschreiben. Wenn du für den Erhalt des Regenwaldes spenden möchtest, kannst du dies beispielsweise bei WWF oder Greenpeace tun.

-Leah-


Das Foto wurde aufgenommen von James Cheung und auf Unsplash.com hochgeladen.

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