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Die Ökostrom-Lüge

Wer Ökostrom kauft, fördert die Energiewende – das glauben zumindest viele Verbraucher*innen. Doch was tatsächlich aus der Steckdose fließt, ist oft ein Erzeugnis aus Atom- oder Kohlekraftwerken. Der wirkliche grüne Strom kommt noch dazu meistens aus dem Ausland.

Das Problem der Herkunftsnachweise für Ökostrom

In Deutschland darf Ökostrom nur als solcher vermarktet werden, wenn es dafür einen Herkunftsnachweis gibt. Jedoch ist Strom nun mal nichts Greifbares und die Herkunftsnachweise können nicht direkt an den Ökostrom angeheftet werden. Der Nachweis beschreibt also eher eine bestimmte Menge an elektrischer Energie, die aus erneuerbaren Energien erzeugt wurde. Somit könnten Herkunftsnachweise sehr unabhängig vom eigentlichen Strom gehandelt werden.

Etikettenschwindel der Stromanbieter

In Norwegen stammt fast aller erzeugte Strom aus nachhaltiger Wasserkraft. Das hat zur Folge, dass die Siegel so verbreitet sind, dass Hersteller diese ins europäische Ausland verkaufen. Deutsche Stromanbieter gehören zu den Abnehmern, kaufen sich aber zusätzlich billigen Atom- oder Kohlestrom dazu und tadaaa – fertig ist dein Ökostrom-Paket! Echt grünen Ökostrom gibt es trotzdem immer öfter in unseren Strommixen, er ist nur nicht als solcher gekennzeichnet.

Grünstrom wird Graustrom

Um das zu verstehen, müssen wir uns den deutschen Strommarkt ansehen.  Wer in Deutschland Ökostrom produziert, erhält eine sogenannte Einspeisevergütung. Das ist eine staatliche Unterstützung, die den Herstellern bei der Energiewende unter die Arme greifen soll. Die Netzbetreiber*innen, die den Strom abkaufen, dürfen den Strom daraufhin allerdings nicht mehr als Ökostrom vermarkten, um eine Doppeltsubventionierung zu verhindern. Vermarkteter Ökostrom erhält nämlich für gewöhnlich ebenfalls einen Preisaufschlag. Die Hersteller sind aber meistens auf die Finanzierungshilfe angewiesen. Das Ergebnis ist, dass echter grüner Strom ungekennzeichnet als Graustrom verkauft wird.

Grünstrom ist nicht immer nachhaltig

Auf europäischer Ebene mag das Ergebnis gleich wirken: Wir bezahlen für echten Ökostrom. Nachhaltig ist das Ganze deshalb aber noch nicht – denn der Gewinn wird nicht in den Ausbau von erneuerbaren Energien gesteckt, der einen der Pfeiler nachhaltiger Energie bildet.

Ist Ökostrom dann sinnlos?

Trotz allem ist es sinnvoll in grünen Strom zu investieren, denn Nachfrage und Angebot regeln sich bekanntlich gegenseitig. Wenn irgendwann die Nachfrage für Ökostrom zu hoch für die derzeitigen Kapazitäten ist, muss zwangsläufig in den Ausbau von Ökokraftwerken investiert werden. Deine Unterstützung hat also im Moment auch einen symbolischen Wert. Ein bisschen Einfluss kannst du damit aber auch üben: Du kannst dich für einen Anbieter entscheiden, der selbst in Ökokraftwerke investiert oder zumindest garantiert die gleiche Menge an grünem Strom herzustellen, wie du verbrauchst. Außerdem gibt es vier Siegel, die du bedenkenlos unterstützen kannst: Grüner Strom, ok-power, EcoTopTen und TÜV Nord/Süd. Hier erhältst du außerdem einen Vergleich von Ökostromanbietern mit transparenten Kriterien.

Hier und hier gibt es übrigens sehr lesenswerte Kurzgeschichten zum Thema „Die Welt unter Strom“.

Beitragsbild: Photo by Diz Play on Unsplash

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