Die FAIRWANDLER 2021 – Nidisi baut eine Straße aus Kunststoffmüll

Was tun mit nicht recyclebarem Kunststoffmüll? Diese Frage hat Studierende aus Nepal und Deutschland, die im gemeinnützigen Verein Nidisi tätig sind, intensiv beschäftigt. Herausgekommen ist dabei die Idee, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem Plastikmüll so aufbereitet wird, dass er als Zuschlagsstoff für den ressourcenintensiven Straßenbau genutzt werden kann. Erste Pilotprojekte in Deutschland und Nepal sind bereits gestartet. Für diese innovative Idee wurde Nidisi auch mit einem der begehrten FAIRWANDLER Awards 2021 ausgezeichnet. Doch auch die anderen Projekten, die von Nidisi initiiert und unterstützt werden, stehen ganz unter dem Motto: Humanity Can Do Better!

Die Entstehungsgeschichte von Nidisi

Seinen Ursprung fand Nidisi 2015 direkt nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal. Eines der Gründungsmitglieder, Fabien, war zu dieser Zeit vor Ort und erlebte das Erdbeben nicht nur persönlich, sondern organisierte gemeinsam mit seiner Gastfamilie Katastrophenhilfe, um besonders den Menschen in den entlegenen Bergregionen Lebensmittel und Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Nach der Gründung von Nidisi im Jahr 2016, damals noch NePals e.V., folgten weitere Projekte im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, wie Häuserbau, ein Krankenhausprojekt und ein Bildungsprojekt, das bis heute fortgeführt wird. Im Rahmen der Projekte ist der Organisation jedoch auch bewusst geworden, dass Abhängigkeiten geschaffen werden. Da Nidisi sich als Ziel gesetzt hat, Menschen zu befähigen, sprachen diese Abhängigkeiten jedoch konkret gegen die eigene Vision. So überdachten sie die eigene Herangehensweise und entwickelten neue Projekte. Diese verfolgen einen sozialunternehmerischen Ansatz, sollen Menschen befähigen und keine Abhängigkeiten schaffen, da die Menschen vor Ort die Projekte finanziell selbst tragen können.

Das Recyclingprojekt

Mit dem Recyclingprojekt hat sich Nidisi eine Alternative für den konventionellen Straßenbau überlegt. Normalerweise ist dieser sehr ressourcenintensiv und benötigt viel Rohöl. Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut hat Nidisi jedoch ein Verfahren entwickelt, das Plastikmüll zu hochwertigem Straßenbelag verarbeitet. Das Verfahren verhindert dabei auch gezielt, dass durch die Müllverbrennung klimaschädliche Gase freigesetzt werden. Durch diese Idee wird der Straßenbau nicht nur ressourcenschonender und ökologischer. Erste Pilotprojekte haben auch gezeigt, dass dieser neue Straßenbelag gleichzeitig sogar noch robuster und somit langlebiger ist. 2021 möchte Nidisi mit dem Team Pilot Roads fünf Pilotstraßen in Nepal unter verschiedenen topographischen Bedingungen bauen. Nur so ist es ihnen möglich, zu testen, ob der Straßenbau wirklich in ganz Nepal umsetzbar ist. In Deutschland macht sich das Schwesterunternehmen EcoPals ebenso weiter an den Straßenbau. In Brandenburg entsteht bereits die zweite Pilotstrecke, weitere sind in Planung.

Weitere Projekte von Nidisi

Doch Nidisi arbeitet nicht nur intensiv an ihrem Recyclingprojekt. Es gibt außerdem noch drei weitere große Projekte, die von Nidisi initiiert wurden. Als eines der ersten Projekte des Vereins ermöglicht das Bildungsprojekt Kindern einen besseren Zugang zu Bildung und somit bessere Chancen und Möglichkeiten. Mit dem Menstruationsprojekt möchte der Verein Mädchen und Frauen mit bezahlbaren und biologisch abbaubaren Binden während ihrer Menstruation unterstützen. Diese Binden sollen ausschließlich aus regionalen nepalesischen Materialien hergestellt werden. Zusätzlich werden Frauen in den Herstellungsprozess integriert, um ihnen ökonomische Unabhängigkeit zu ermöglichen. Da das Grundwasser in Nepal von sehr schlechter Qualität ist, hat Nidisi das Wasserprojekt ins Leben gerufen. Das Ziel ist dabei, einen bezahlbaren Zugang zu sauberem Trinkwasser für jeden zu ermöglichen. Dies möchte Nidisi durch den Aufbau eines riesigen Wasser-Netzwerks erreichen, das von Nepales*innen selbst betrieben wird und auch ländliche Regionen erreicht.

Der FAIRWANDLER-Award 2021

Mit dem Recyclingprojekt war Nidisi einer der diesjährigen Preisträger des FAIRWANDLER-Awards der Karl Kübel Stiftung. Dabei verleiht die Stiftung seit 2016 jährlich den Award an engagierte Menschen, die sich für eine gerechtere Welt, in der Fairness, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zum Tragen kommen, einsetzen. Neben Nidisi erhielten vier weitere Ideen einen Award. So entwickelte das Startup Kulero essbares Besteck. Das Projekt Spatz in der Hand verwendet bereits vorhandenes Filmmaterial und spart damit Zeit, Geld und Ressourcen. Mit der Broschüre Zwischenräume wurde Bridging Gaps für Bildungsarbeit gegen Rassismus ausgezeichnet. Drei Student*innen haben gemeinsam mit Greenpeace und Seawatch Materialpakete und Handreichungen für kommerzielle Handelsschiffe zur Seenotrettung entwickelt. Alle fünf ausgezeichneten Projekte haben den FAIRWANLDER-Award mit ihren innovativen Ideen für eine bessere Welt wirklich verdient!

Du willst mehr erfahren?

Auf der Website von Nidisi erhältst du alle wichtigen Informationen über die Organisation und die Projekte. Außerdem ist Nidisi auf Instagram, Facebook und LinkedIn vertreten, wo du mit allen wichtigen Updates zu den Projekten versorgt wirst. In einem Video der Karl Kübel Stiftung stellt sich Nidisi vor und berichtet vom Recyclingprojekt. Außerdem findest du auf dem YouTube-Kanal der Karl Kübel Stiftung alles rund um die diesjährige Preisverleihung und die Preisträger*innen.

-Leah-


Das Beitragsbild wurde uns mit freundlicher Genehmigung von Nidisi zur Verfügung gestellt und zeigt das Team von Pilot Roads in Nepal.

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