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Bildung für alle?

Bereits 1948 wurde das Recht auf Bildung in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte niedergeschrieben. Bis zum Jahr 2015 solle jedes Kind weltweit die Möglichkeit haben, zur Schule zu gehen, so das gesetzte Ziel auf der Millenniumskonferenz der UN im September 2000. „Bildung für alle – inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten (…)“, das ist der Wortlaut des vierten der siebzehn Ziele der 2015 verabschiedeten Agenda 2030. All diese Zielsetzungen sollten zu mehr Bildung führen. Doch bis jetzt wurde Bildungsgerechtigkeit nicht erreicht. Wie sieht die Bildungssituation heute aus?

Die Bildungssituation weltweit

Bereits vor der Covid-Pandemie war Bildung weder gerecht verteilt noch für jede:n zugänglich. Nach Schätzungen der UNESCO konnten 2018 weltweit ca. 17 Prozent der Kinder und Jugendlichen keine Schule besuchen. 258 Millionen Kindern wurde nicht nur ihr Recht auf Bildung verwehrt, vielerorts bedeutet ein Schulbesuch auch bezahlbares Essen, eine sichere Umgebung und soziale Unterstützung. Die Coronakrise hat uns alle getroffen. Doch besonders Kinder und Jugendliche werden die Auswirkungen dieser Krise auch in vielen Jahrzehnten noch spüren. Denn viele Lebenswege werden jetzt entschieden. Zum Höhepunkt der Corona-Pandemie waren 1,5 Milliarden Heranwachsende von Schulschließungen betroffen. Bestehende Bildungsungleichheiten verschärfen sich weltweit massiv. Folgen der Schulschließungen äußern sich in Ausbeutung, erhöhter Gewalt, Zwangsehen und ungewollten Schwangerschaften. Jahrzehntelange Fortschritte wurden und werden zunichte gemacht. Deshalb ist es wichtig jetzt zu handeln. Die Folgen der Bildungskrise dürfen auch über die Coronakrise nicht vergessen werden.

Corona – ein hoher Preis auch für die Bildung

Doch für mehr Bildungsgerechtigkeit braucht es nicht nur politische Unterstützung – auch finanzielle ist gefragt. Bereits vor Covid betrug die jährliche Finanzierungslücke für Bildung in Ländern mit geringerem Einkommen 148 Milliarden US-Dollar. In Folge der Pandemie werden viele dieser Staaten Haushaltskürzungen vornehmen müssen, die insbesondere das Bildungssystem betreffen werden. Aufgrund dieser Entwicklung schätzt die UNESCO, dass die jährliche Finanzierungslücke für Bildung auf fast 200 Milliarden Dollar ansteigen wird. Im Weltbildungsbericht von 2011 ging die UNESCO noch von einer damaligen Finanzierungslücke von 16 Milliarden US-Dollar für die 46 einkommensschwächsten Länder aus. Hätten alleine die wohlhabenden Staaten den Gegenwert ihrer Militärausgaben von sechs Tagen in die Grundbildung  dieser Staaten investiert, hätte bis 2015 jedem Kind ein Schulbesuch ermöglicht werden können, so die damaligen Berechnungen.

Und was trägt Deutschland bei?

Deutschland hat sich bereits 1972 dazu verpflichtet, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in die internationale Entwicklungszusammenarbeit zu investieren. Bis 2019 wurde dieses Ziel lediglich ein Mal erreicht. Und auch in den Wahlprogrammen für die kommende Bundestagswahl ist das Ziel einer globalen Bildungsgerechtigkeit eher unscheinbar. Während SPD und CDU im Rahmen bilateraler Zusammenarbeit zumindest weiterhin 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens in die gesamte Entwicklungszusammenarbeit investieren wollen, planen die Grünen, diese Quote erst 2025 zu erreichen. Die FDP hingegen möchte auf eine Europäische Entwicklungsbank setzen, genaue Zahlen zu Deutschlands finanziellem Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit der nächsten Jahre sucht man jedoch vergeblich. Inhaltlich setzt auch die Linke auf eine „flächendeckende öffentliche, gebührenfreie und qualitativ hochwertige Grundbildung für alle Menschen“, doch auch sie gehen nicht genauer auf die ODA-Quote ein.Hier gibt es einen Link zu allen Wahlprogrammen der Bundestagswahl 2021. Doch wenn die Parteien dem globalen Recht auf Bildung, welchem sich auch die Bundesrepublik verpflichtet hat, maximal das Mindestmaß an Unterstützung zugestehen (welches bereits in der Vergangenheit nicht ausreichte), wie soll der Rückschritt der Pandemie dann aufgeholt werden?    

Wir brauchen mehr als das altbekannte „Weiter so!“

Um auch aktuelle Politiker:innen und zukünftige Mitglieder des Bundestages, daran zu erinnern, dass mit den bisherigen Anstrengungen auch 2030 noch zu vielen Kindern das Grundrecht auf Bildung verwehrt bleiben wird, haben wir, die Jugend-Task-Force der Globalen Bildungskampagne, deshalb einen Mail-Generator ins Leben gerufen.

Der Generator ermittelt durch die angegebene Postleitzahl die zugehörigen Wahlkreiskandidat:innen. Anschließend werden diese durch die Mail-Aktion aufgefordert, sich im Bundestag für globale Bildung einzusetzen. Indem sie die so genannte „Pledge“ (Versprechen) unterschreiben, verpflichten sie sich dazu, das Recht auf Bildung weltweit zu stärken.

Wir fordern die Auseinandersetzung und Bekämpfung der durch Corona verursachten weltweiten Bildungsnachteile. Die kommende Bundesregierung muss ihre Anstrengungen maßgeblich intensivieren, das Mindestmaß sollte jedoch die Erfüllung der 0,7 %- Quote sein. Denn aktuell ist Bildung ein Privileg, kein öffentliches Gut. Wir brauchen mehr als das altbekannte „Weiter so!“. Was es braucht, ist eine krisenfeste Bildung für alle.

-Die Jugend-Task-Force der globalen Bildungskampagne –


Das Beitragsbild stammt von kyo azuma auf Unsplash.com.

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