Barrierefreies Kommunizieren mit Alltagsmasken? Gar nicht so einfach!

Die Mundnasenschutzmaske, irgendwie gehört sie zum Alltag schon fast dazu. Letztes Jahr war es noch ein merkwürdiges Gefühl, ein bisschen wie im Film. Inzwischen haben sich viele an den Anblick und das Tragen der Masken gewöhnt. Natürlich empfinden einige die wichtigen Helfer im Kampf gegen die Pandemie noch immer als störend. Doch für manche Menschen sind die Masken weitaus mehr als lästig.

Besonders belastend ist der Alltag mit Maske zum Beispiel für gehörlose Menschen. Neben der Hand- und Fingerbewegung ist das Lippenlesen für sie ein wichtiger Teil der Gebärdensprache und der täglichen Kommunikation. Das macht vieles schwieriger. Nicht richtig kommunizieren zu können, das bedeutet immerhin oft eine eingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Doch wie können wir Kommunikation in Corona Zeiten barrierefreier gestalten?

Nachhaltig und Inklusiv

Diese Frage hat sich auch Juliet Namujju gestellt. In einem Artikel der Deutschen Welle wird über die erfolgreiche Modedesignerin aus Uganda berichtet. Sie ist Gründerin des ugandischen Fashionlabels Kimuli Fashionability und hat das Masken-Problem in Angriff genommen. Gemeinsam mit ihrem Team designen sie Alltagsmasken mit Sichtfenster aus recyceltem Plastikabfall. Das gefällt vielen und die Masken kommen super an! Doch wie kam sie auf die Idee?

Schon lange ist Inklusion für Frau Namujju ein Anliegen. Als sie noch ein Kind war, verlor ihr Vater beide Beine. Früh lernt sie, wie schwer es ist, mit einer Behinderung in der Gesellschaft zurecht zu kommen. Für ihr Modelabel stellt sie Menschen mit Behinderung ein und bildet sie aus. Durch ihre Teammitglieder, von denen viele gehörlos sind, wurde sie auf das Problem der Alltagsmasken aufmerksam und feilte gemeinsam im Team an einer Lösung.

Doch das Modelabel ist nicht nur inklusiv, sondern auch nachhaltig. Juliet Namujju nutzte bereits als kleines Mädchen Stoffreste ihrer Oma und Plastikmüll um Spielsachen herzustellen. Müll ist für sie nicht einfach nur Abfall, sondern etwas Schönes, aus dem etwas Neues entstehen kann. Heute kämpft sie für die Umwelt gegen das Plastikproblem, indem sie aus Dingen, die andere wegwerfen, Kleidung entwirft, oder eben Alltagsmasken mit Sichtfenster herstellt.

„Waste is not waste, not until you waste it and disability is not inability! “meint sie in einem Video der Social Innovation Academy (SINA). Das bedeutet in etwa: „Müll ist nur dann Müll, wenn du ihn verschwendest, und Behinderung bedeutet keine Unfähigkeit“. Das macht Sinn, oder?

Nachhaltigkeit und das Empowerment von Menschen mit Behinderung sind für das Modelabel zentral. Juliet Namujju schafft es, beide wichtige Themen zu verbinden.

Es bleibt kompliziert: Barrierefreie Kommunikation weiterdenken!

Ganz so einfach ist es mit den Masken leider auch nicht, denn das Sichtfenster beschlägt oft. Fragt man die Mitarbeiterin Rose Nakangu ist es dennoch eine große Verbesserung zu den herkömmlichen Masken.

Probleme mit barrierefreier Kommunikation gibt es auch in Deutschland. (Mehr dazu kannst du in diesem Artikel auf rbb 24 nachlesen) Was wir bei den Diskussionen um die Masken nicht vergessen sollten, ist die Zielgruppe, denn um das Kommunikationsproblem zu lösen, müssen natürlich auch hörende Menschen spezielle Masken tragen. Das Lippenlesen ist für Gehörlose auch gerade deshalb so wichtig, da viele Menschen keine Gebärdensprache sprechen. Sie sind deshalb oft auf andere Personen angewiesen. Barrierefreie Kommunikation ist also gar nicht selbstverständlich, sondern ein strukturelles Problem. Doch solange öffentliche Kommunikation ein Privileg bleibt, laufen Gehörlose und andere Minderheiten Gefahr, keinen Zugang zu Beratung oder wichtigen medizinischen Informationen zu haben. Das kann im schlimmsten Fall gefährlich werden!

Menschen wie Juliet Namujju sind deshalb inspirierend, weil sie Probleme erkennen und Lösungen finden! Diese Einstellung ist wichtig, um tiefliegende Herausforderungen in der Gesellschaft aufzudecken.  Das bedeutet auch, dass die Diskussion zur barriereUnfreien Kommunikation nicht bei der Beschaffung inklusiver Masken aufhören darf!

Denn Ausnahmesituationen wie Corona zeigen uns noch etwas: bereits existierende, strukturelle Probleme und welche Menschen bei Entscheidungen zu wenig Beachtung finden.

Juliet Namujju zeigt, wie es gehen kann. Sie ist ein großartiges Vorbild, wenn es um innovative Projekte geht, die gleich mehrere Probleme angehen! Ich hoffe ihre Geschichte und ihr Einsatz inspirieren dich! Hast du auch Ideen, die unsere Gesellschaft besser machen könnten? Welche Probleme würdest du gerne lösen? Ich bin gespannt!

-Jules-


Das Beitragsbild stammt von Adam NieściorukM auf unsplash.com.

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