Amazonas – Die „Lunge der Erde“ brennt

Jede*r der dem Internet nicht entfliehen konnte, hat es wahrscheinlich schon mitbekommen: der Amazonasregenwald brennt! Auf der ganzen Welt gab es in letzter Zeit Waldbrände. Einer der größten Brände findet noch im Amazonasgebiet statt. Doch wieso brennt es überhaupt?

Gründe für die Brände

Es mag uns dank der plötzlichen medialen Aufmerksamkeit auf die Katastrophe wie ein aktuelles Ereignis vorkommen, doch so ist es nicht. Der tropische Regenwald wird seit Jahrzehnten strukturell abgebrannt, um an Bodenschätze zu kommen oder landwirtschaftlich von den Böden zu profitieren. Doch laut der brasilianischen Weltraumagentur (INPE) haben die Brände im Amazonasgebiet seit Januar 2019 um 82% zugenommen.

Teils sind es Brände mit natürlichen Ursachen ohne menschlichen Einfluss. Viele sind jedoch absichtlich von Bauern gelegt worden, um Acker- und Weideland zu gewinnen.

Die Folgen

Wie die Hobby-Biologen/Umweltforscher unter uns twitterte sogar der französische Präsident Emmanuel Macron, dass der Brand des Regenwaldes einen Notfall darstellt, da dort 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs produziert werden. Die Aussage entspricht aber laut Yadvinder Malhi, dem Direktor des Oxford Centre for Tropical Forests, nicht der Wahrheit. Focus zufolge „stammt fast der gesamte atmungsaktive Sauerstoff der Erde aus den Ozeanen. Wie Forscher der NASA und der University of Bergen in der Vergangenheit bewiesen hatten, erzeugen Wasserorganismen wie Phytoplankton mindestens 50 Prozent des Sauerstoff unserer Atmosphäre.“ Der Journalist und Biologe Christian Schwägerl schätzt den eigentlichen Wert der Sauerstoffproduktion durch den Regenwald auf 6%.

Puh! Wir haben also noch genug Sauerstoff. Die 20 Prozent beziehen sich eher auf den bereits gerodeten Anteil des Waldes. Der Umweltschutzorganisation WWF zufolge sind „im August 2019 im brasilianischen Amazonasgebiet 24,944 Quadratkilometer Wald verbrannt. Das sei mehr als viermal so viel wie in den vorherigen Jahren, berichten die Naturschützer. Insgesamt seien Schätzungen zufolge im Jahr 2019 mehr als 43 Quadratkilometer Amazonasregenwald durch Feuer zerstört worden.“

Abgesehen vom Waldverlust an sich, wirken sich die Brände auch negativ auf den Wasserhaushalt ganz Südamerikas aus. Auf kurzfristige Sicht kann Angebautes wachsen, aber es wird aufgrund des Wassermangels zu langfristigen Ernteausfällen kommen. Des Weiteren sind laut Dieter Anhuf, Professor für Physische Geographie an der Universität Passau, mehr als die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten weltweit im Amazonasgebiet beheimatet. Bis jetzt sind jedoch schon 140 Tierarten ausgestorben. Auch verstärkt das ausgestoßene Kohlendioxid die Erderhitzung. Die Brände stellen eine direkte Gefahr für Menschen dar, weil es viele im Regenwald lebende indigene Kulturen gibt. Ebenso leidet die restliche Bevölkerung unter Erkrankungen, die durch die giftigen Schwermetalle und die Pestizide aus der industrialisierten Landwirtschaft verursacht werden.

Warum die Regierung zögert

Es ist kein Geheimnis, dass Jair Bolsonaro, der Staatspräsident Brasiliens, eher die Interessen einflussreicher Akteure wie die der Lobbyisten oder Unternehmen vertritt. Diese wiederum denken nur an den Profit aus der Soja-, Fleisch- und Holzwirtschaft. Abgesehen davon sieht er den Amazonasregenwald nicht als „globales Naturerbe“  und behauptet unter anderem, dass Umweltschützer die Waldbrände selbst gelegt haben könnten. Erst Ende August hatte Bolsonaro die Brandrodung für zwei Monate verboten und ließ Löschflugzeuge fliegen. Das Verbot und die Flugzeuge waren aber nicht wirklich wirksam.

Das Angebot ausländischer Hilfe bei der Brandbekämpfung lehnte Bolsonaro anfangs ab. Im G7-Gipfel 2019 baten jedoch viele Länder, unter anderem auch Deutschland, fast 18 Millionen Euro an, die der brasilianische Präsident nur zögerlich und gegen Bedingungen annehmen wollte. Angesichts der anhaltenden Brände trafen sich die Staatschefs der Region am 6. September, um strategisch dagegen vorzugehen. Nach adveniat weigerte sich Jair Bolsonaro, zum Amazonas-Schutz bei der nationalen Souveränität Abstriche zu machen und beschuldigte zudem seine linken Vorgängerregierungen, für die Vernichtung des Regenwaldes Verantwortung zu tragen.

Das können wir tun

Wie der Abbildung oben auch entnommen werden kann, wird der Wald für den Soja-Export abgerodet. Europa importiert Soja als Tierfutter, weil anderes Futter für unsere industrialisierte Massentierhaltung nicht mehr ausreicht. Brasilien ist aber auch bekannt für seinen Fleischexport. Schwägerl erklärt: „In einem Brief an das Wissenschaftsmagazin Science legten mehr als 600 Forscher im April 2019 dar, dass der Import von Fleisch aus Brasilien allein im Jahr 2011 zu einer Zerstörung von Wald im Umfang von 300 Fußbaldfeldern täglich geführt hat.“ Wie jeder mittlerweile weiß, ist es am besten ganz auf Fleisch zu verzichten. Wer dies jedoch nicht kann oder möchte, sollte zumindest kein Fleisch und keine Milchprodukte aus der Massentierhaltung konsumieren. Nach Schwägerl ist „bei diesen Produkten – im Gegensatz zu heimischer Weidehaltung – die Wahrscheinlichkeit am größten, dass man sein Geld auch in die brasilianische Waldzerstörung investiert.“

Außerdem können auch Geldspenden an Projekte wie  WWF oder Organisationen wie Regenwald.org oder Oro Verde getätigt werden. Was auch sehr wichtig ist: die Aufmerksamtkeit aufrecht erhalten! In unserer heutigen sehr vernetzten Gesellschaft ist es recht schwer, dass ein Thema in einer Woche nicht an Aktualität verliert. Aber durch anhaltende mediale Berichterstattung und Anteilnahme könnten wir Druck auf Staaten ausüben, zu handeln.

Was tut ihr eigentlich für den Regenwald? Lasst es uns wissen!

Beitragsbild: Bild von pixundfertig auf Pixaybay.com

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