27 Jun 2018 Weltwärts: Interview mit Asmae
Heute haben wir wieder Erfahrungen aus erster Hand für euch: Asmae erzählt von ihrem weltwärts-Freiwilligendienst in der Dominikanischen Republik.
Was war deine Motivation einen Freiwilligendienst zu machen und warum hast du dich gerade für weltwärts entschieden?
Meine Motivation für den Freiwilligendienst entsprang aus meinem Interesse für andere Kulturen. Ich wollte einmal längere Zeit am Alltagsleben eines fremden Landes teilhaben und neue Sprachen lernen. Zudem ist es meiner Meinung nach die beste Möglichkeit der Völkerverständigung, denn hier in der Dominikanischen Republik habe ich viele Freundschaften geschlossen. Ich wollte aber insbesondere lernen, in schwierigen Situationen alleine klarzukommen und dadurch meine Selbstständigkeit und mein Selbstbewusstsein zu stärken. Einfach mal aus meiner Komfortzone ausbrechen und meine Grenzen testen. Für weltwärts entschied ich mich, weil es mir überhaupt die Chance gab für ein Jahr ins Ausland zugehen, ohne ein Vermögen ausgeben zu müssen. Zeitgleich kann ich mich engagieren, da weltwärts mit Projekten in verschiedenen Bereichen (Arbeit mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen, Bildungsprojekten, Gesundheitsprojekten, Verwirklichung von Menschenrechten und Umweltschutz) überzeugen kann.
Warum hast du dich für die Dominikanische Republik entschieden?
Ich habe mich für die Dominikanische Republik entschieden, weil mir einerseits der Projektplatz so gut gefallen hat, andererseits kannte ich beinahe nichts über dieses Land, geschweige denn von der Karibik. Ich wusste, dass es ein beliebtes Urlaubsziel ist und wollte, so neugierig wie ich bin, mehr darüber erfahren.
Wie sieht dein Alltag in der Dominikanischen Republik aus? Was sind deine täglichen Aufgaben?
Morgens um 8 Uhr geht es mit meiner Gastmutter Dolores nach dem Frühstück zum katholischen NGO FUNDASEP (Fundación de Desarollo de Azua, San Juan y Elías Piña), auch Obispado (Bistum) genannt. Es findet ein Gottesdienst statt, bevor alle um 9 Uhr an die Arbeit gehen. Ich arbeite für die Abteilung Bildung. Dort gebe ich einen Alphabetisierungskurs für Erwachsene, und denke mir Bastel- und Spielideen für die Kinder (3–14) der Ludoteca aus. In diese Kitas kommen Kinder, die zu Hause keine Spielsachen haben und die Platz zum Spielen brauchen. Sie kommen aber auch, um ihre Schulkenntnisse zu verbessern. Zudem wird auf diesem Weg versucht, Kinderarbeit zu verhindern. Nachmittags gehe ich dann dorthin und auf Wunsch der älteren Kinder (10–14 Jahre) gebe ich dort zusätzlich einmal die Woche einen Englischkurs. Abends treffe ich mich dann meistens mit den anderen Freiwilligen, die mit mir in der Stadt San Juan de la Maguana leben und gemeinsam reflektieren wir unsere Erlebnisse.
Seit wann bist du da? Wie lange bleibst du noch vor Ort?
Mittlerweile bin ich seit acht Monaten hier und in vier Monaten ist Ausreise.
Und wie klappt’s mit dem Spanischen? Hast du schon vorher Spanisch gekonnt?
Eine meiner größten Ängste war, die Sprache nicht korrekt zu lernen, da ich nicht sonderlich sprachbegabt bin. Anfangs habe ich es etwas bereut, dass ich mich im Spanischunterricht in der Schule nicht mehr reingehängt habe. Ich bemerkte schnell, dass mir mein Wissen über Chiles Diktatur nicht viel bringt, wenn ich noch nicht mal äußern konnte, dass ich Bauchschmerzen habe. Mit viel Geduld und Ehrgeiz hat es sich jedoch stückchenweise verbessert. Mittlerweile verstehe ich beinahe alles und kann richtige Gespräche führen. Es ist nur schwierig, wenn die Dominikaner in ihrem Slang sprechen. Zudem findet man leider auch einzelne Wörter, die nur hier verwendet werden, in keinem Wörterbuch.
Woher hast du von weltwärts erfahren?
Von weltwärts erfuhr ich durch eine Informationsveranstaltung (Abi, was dann?), die in der Schule stattfand. Dort stellten sich ehemalige weltwärts-Freiwillige mit Projektplätzen aus verschiedenen Ländern vor. Daraufhin besuchte ich die weltwärts-Website.
ecoselva e. V. ist eine der Entsendeorganisationen, die sich in der Schule bei der Informationsveranstaltung vorgestellt haben. Sie erschienen mir von Anfang an sympathisch und sind in Reichweite, was meinen Eltern wichtig war. Zudem wollte ich meine Spanisch-Kenntnisse aufbessern und ecoselva sendet Freiwillige in Spanisch sprechende Länder wie Peru und die Dominikanische Republik. Dann ist da noch die Arbeit in den Ludotecas (Kindertagesstätte), von der ich sofort begeistert war.
Hast du dich schon vor weltwärts (sozial/ökologisch etc.) engagiert? Wie?
Zusammen mit meiner Mutter habe ich im benachbarten Flüchtlingsheim ausgeholfen. Neben einem Deutschkurs haben wir als Dolmetscher bei verschiedenen Ämtern fungiert und Ausflüge gemacht.
Wer hat dich bei deiner Entscheidung unterstützt, dich ermutigt?
Als 12-jährige habe ich das Lesen für mich entdeckt. Ich las viele Romane von mutigen Personen, die ihr Abenteuer im Ausland fanden. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich in die Idee verliebt für eine geraume Zeit ist ins Ausland zu gehen, sobald ich älter bin. Dann waren da noch die Schulen, die ich besuchte, mit besonderen Lehren, die meine Mitschüler und mich immer mit ihren Erfahrungen ermutigt haben, auch mal ins Ausland zu gehen, um Neues zu entdecken.
Was haben deine Freunde und Familie gesagt, als du ihnen erzählt hast, dass du einen Freiwilligendienst machen möchtest, also ein Jahr ins Ausland gehst und dich für „die gute Sache“ engagierst?
Viele meiner Freunde haben sich ebenfalls für ein halbes oder ein ganzes Jahr auf der Welt verteilt, demnach waren sie begeistert, dass auch ich meinen Traum verwirkliche. Bei meinen Eltern musste ich einiges an Überzeugungsarbeit leisten. Vor allem, da es meiner Erfahrung nach in arabischen Familien eher unüblich ist, längere Zeit von zu Hause weg zu sein. Dazu kamen noch die Sorgen wegen meiner Diabetes-Erkrankung. Doch inzwischen unterstützen mich meine Eltern, wo sie nur können.
Kanntest du aus deinem persönlichen Umfeld jemanden, der einen Freiwilligendienst oder sogar weltwärts gemacht hat?
Nein, leider nicht.
Wie hast du dich auf den Freiwilligendienst vorbereitet?
Erst habe ich all meine alten Spanischunterlagen aus dem Unterricht rausgesucht, habe angefangen Vokabeln zu pauken und mich auf Online-Plattformen zum Spanischlernen registriert. Außerdem haben wir Freiwillige einen Monat vor Ausreise ein zehntägiges Vorbereitungsseminar absolviert, mit verschieden Schwerpunkten wie Kultur, Geschichte, Politik etc. Durch das Seminar konnte ich auch meine Vorgängerin kontaktieren und ihr Fragen zum Einsatzort, dem Projektplatz, der Gastfamilie und ihren Erfahrungen im Allgemeinen stellen.
Worauf bist du stolz?
Ich bin stolz darauf diesen Freiwilligendienst gewagt zu haben. Ein ganzes Jahr weit weg von Familie, Freunden und gewohnter Umgebung, ist schwer für mich. Jedoch kann ich mir so später keine Vorwürfe machen und ich weiß, auf was ich mich für meine nächste große Reise gefasst machen muss.
Worauf sind deine Eltern/deine Mutter stolz?
Meine Eltern sind stolz, dass ich mein Leben in die Hand nehme und meinen eigenen Weg gehe. Dass ich neue Sprachen lerne und Erfolg in meinem Projekt habe.
Was waren bisher deine tollsten Erfahrungen im weltwärts-Dienst?
Neben Wochenendausflügen mit den anderen Freiwilligen und vielen köstlichen Gerichten, die ich jetzt zubereiten kann, habe ich meine tollsten Erlebnisse auf der Arbeit gemacht. Seit Anfang des Jahres gebe ich in der Ludoteca einen Englischunterricht und einen Alphabetisierungskurs für Erwachsene im Bistum. Ich freue mich über jeden Lernerfolg und bin fasziniert wie offen die Menschen für Neues sind. Es zeigt mir, dass auch ich gebraucht werde und die Fähigkeit habe mein Wissen erfolgreich zu teilen, was ich mir vorher nicht zugetraut habe.
Was würdest du anderen entgegnen, die sich kritisch über weltwärts äußern?
Ich leugne nicht, dass wir Freiwilligen hier zu Lande viel reisen. Wir wollen auch so viel wie möglich von diesem schönen Land sehen. Aber das ist dann meist nur an den Wochenenden möglich. Unter der Woche gehen wir unseren Projekten nach. Die einen geben Unterricht, die anderen bessern Schulgärten auf und wiederum andere helfen Kaffeebauern ihre Produkte erfolgreicher an den Markt zu bringen.
Wie hat dich weltwärts (bisher) verändert? Was hast du an Erfahrungen gesammelt und dazugelernt? Welche Veränderungen spürst du in deinem Denken, Handeln, etc.?
Durch die Lebensart und die Arbeitsmoral hier in der Dominikanischen Republik bin ich gelassener geworden. Ich habe gelernt geduldig und spontan zu sein. Hier gibt es keine Fahrpläne, die ansagen wann der nächste Bus (hier Guagua genannt) kommt. Ich habe hier auch gelernt, verantwortungsvoll mit Ressourcen wie Wasser und Strom umzugehen.
Hast du schon Ideen, Träume, Wünsche, was du nach deinem Freiwilligendienst machen möchtest? (z.B. eine Ausbildung anfangen, studieren, etc.) Was hat deine Wahl beeinflusst bzw. deine Entscheidung beeinflusst?
Meine Auslandserfahrung hilft mir herauszufinden, was ich später mal machen möchte. Mittlerweile spreche ich neben Deutsch, Englisch und Arabisch auch noch Spanisch. Diese Kenntnisse möchte ich gerne beruflich nutzen. Am liebsten in einem Job, in dem ich auch viel reisen kann. Derzeit bewerbe ich mich für duale Studiengänge im Bereich International Business.
Vielen Dank, liebe Asmae, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst!
Beim weltwärts Kompetenzzentrum für Menschen mit Migrationshintergrund könnt ihr euch informieren, wenn ihr selbst eine Einwanderungsgeschichte habt und ins Ausland gehen wollt. Hier findet ihr noch mehr allgemeine Infos zu Freiwilligendiensten.
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