30 Apr. 2025 Saatgutbanken – Ein Grundpfeiler für resiliente Ernährungssysteme?
Was sind Saatgutbanken?
Hast du dich schon einmal gefragt, mit welchem Saatgut die Lebensmittel angepflanzt werden, die du tagtäglich isst? Saatgut ist die Grundlage für fast alle Lebensmittel. Ohne Saatgut ‑ für Getreide und Gemüse, das wir essen, oder für Futtermittel für Tiere ‑ würde auf dem Acker nichts laufen. Damit ist Saatgut eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Ressourcen, die geschützt und erhalten werden muss. Hier kommen Saatgutbanken ins Spiel.
„Was genau sind denn Saatgutbanken?“, fragst du dich jetzt vielleicht. „Saatgutbanken“, „Saatgut-bibliotheken“ oder offiziell meist „Genbanken“ – es gibt viele Bezeichnungen für diese Einrichtungen, die im Kern ein Ziel haben: das Bewahren und Bereitstellen von einer Vielfalt an Pflanzensorten.
Saatgutbanken gibt es verteilt auf der ganzen Welt. Eine der größten ist der Saatguttresor in Norwegen, der Svalbard Global Seed Vault. Auch in Deutschland gibt es mehrere. Ein wichtige ist z.B. die Genbank Gatersleben, die über 150.000 Saatgutmuster von ca. 3000 Arten verschiedener Kulturpflanzen erhält.
Was wird in Saatgutbanken gemacht?
In Saatgutbanken wird Saatgut einerseits gekühlt gelagert, um seine Keimfähigkeit zu bewahren. Andererseits wird Saatgut für verschiedene Zwecke weitergegeben. Es wird z.B. zur pflanzengenetischen Forschung oder zur Züchtung neuer Sorten genutzt. Im Saatguttresor in Svalbard wird Saatgut nur eingelagert. Dort können Saatgutbanken quasi Notfallkopien aus ihren Beständen sichern. In anderen Saatgutbanken wird gelagertes Saatgut regelmäßig auf seine Keimfähigkeit getestet, denn die nimmt je nach Sorte innerhalb von 10 bis 100 Jahren ab. Nach einiger Zeit muss es also durch Anpflanzen neu geerntet werden. Das Erhalten von Saatgut in der Natur bzw. auf dem Feld, wird „in-situ“ (lat.) genannt, was so viel heißt wie „am natürlichen Ort“. Die Bewahrung außerhalb des natürlichen Kontextes, z.B. durch gekühlte Einlagerung, wird als „ex-situ“ (lat.) bezeichnet.
Wieso genau gibt es Saatgutbanken?
Aber wieso genau wird Saatgut in Saatgutbanken erhalten und nicht einfach nur „in-situ“?
Ein Hauptgrund ist die Sicherung von anpassungsfähigen Ernährungssystemen. Angesichts des Klimawandels wird es nötig, Sorten zu nutzen, die klimatisch besser angepasst sind. Je mehr unterschiedliche Sorten (und entsprechend genetische Vielfalt) zur Verfügung stehen, desto größer sind die Chancen gut auf klimatische Veränderungen reagieren zu können. Das heißt resiliente Ernährungssysteme brauchen eine möglichst große Sortenvielfalt.
Diese Sortenvielfalt wird mitunter durch Biodiversitäts- bzw. Artenverlust bedroht. Während die Wildpflanzenvielfalt durch den Verlust und die Störung natürlicher Ökosysteme abnimmt, leidet die Vielfalt der Kulturpflanzen vor allem dadurch, dass bestimmte Sorten weniger genutzt werden als andere. Problematisch ist in dieser Hinsicht, dass Agrarkonzerne zunehmend Patente auf Pflanzen mit bestimmten Genen anmelden. Dadurch wird die genetische Vielfalt eingeschränkt, auf die Züchter zurückgreifen können, was die Entwicklung sicherer Ernährungssysteme gefährdet.
Die Saatgut-Patentierung birgt außerdem soziale Risiken. Besonders in Ländern des globalen Südens in denen Menschen Saatgut zur Selbstversorgung auf eigenen Feldern gewinnen und mit Nachbarn tauschen. Solche informellen Saatgutsysteme bilden eine wichtige Lebensgrundlage. Sie sollten nicht durch Eigentumsansprüche von Konzernen auf bestimmte Gene von Pflanzen eingeschränkt werden dürfen. Der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen wie Saatgut muss gerecht sein.
Ein Grundpfeiler für resiliente Ernährungssysteme?
Auch Saatgutbanken stehen vor der Herausforderung einen gerechten Zugang zu ihrem Saatgut zu gewährleisten. Denn nicht alle Bauern und Bäuerinnen und Züchter*innen haben das Wissen und die gleichen Möglichkeiten, um das Angebot von Saatgutbanken zu nutzen. Bemühungen diesen Zustand zu verbessern, stecken noch in den Kinderschuhen.
Nichtsdestotrotz leisten Saatgutbanken einen wichtigen Beitrag dazu die Sortenvielfalt zu schützen und um Landwirtschafts- und Ernährungssysteme zukunftsfähig zu gestalten.
Saatgut-Comic „Food Rebellion“
Zu dem Thema Saatgut und Gerechtigkeit haben wir den Comic „Food Rebellion“ herausgebracht, der veranschaulicht welche Probleme mit zu großer Konzernmacht einhergehen können, und wie wichtig deshalb ein gerechter Zugang zu Saatgut ist.
Schaut gerne online rein oder bestellt ihn euch kostenlos nach Hause.
Text: Paula Weber, Praktikantin bei der Agrar Koordination/ Biopoli
Quelle:
Welthungerhilfe(2022) „Internationale Saatgutbanken: ‚viel mehr als ein Museum‘ “: https://www.welthungerhilfe.de/welternaehrung/rubriken/agrar-ernaehrungspolitik/wie-der-crop-trust-globales-saatguterbe-bewahrt (zuletzt abgerufen 07.03.25).
Weitere Links:
Infos zu Saatgutbanken:
Nationales Inventar Pflanzengenetischer Ressourcen (PGRDE)
Crop Trust (Global Crop Diversity Trust) – die Organisation, die internationale Saatgutbanken finanziert
Infos zu Saatgut-Patenten vom Bündnis No Patents On Seeds (2024)
„in-situ“ Ansätze zum Erhalt von Sorten, z.B. von „Let’s Liberate Diversity“
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