fairer Sport EM 24

Fairer Sport? Na klar! Aber für alle!?

Dieser Text ist Teil der Reihe „Unser Blickpunkt“ des EPIZ Entwicklungspolitisches Informationszentrum Göttingen.


Wir wollen uns ungetrübt auf dieses Sportereignis freuen – es soll Fairness geben, nicht nur auf dem Fußballplatz. Es sollen faire Spiele werden. Und wir wollen auch, dass es Heimspiele für Menschenrechte werden.“ – Ambitionierte Worte von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil im Rahmen der Menschenrechtserklärung (Achtung Downloadlink) des Deutschen Fußball Bundes (DFB) und der Union of European Football Associations (UEFA).

Darin bekennen sich beide Verbände zu gerechten Lebens- und Arbeitsbedingungen rund um die laufende Männer-Fußball-EM in Deutschland. Es soll also alles anders werden als bei anderen großen Sportveranstaltungen wie in Südafrika 2010 (Achtung Downloadlink), Katar 2022 oder in Paris 2024: Immer wieder wurde über Menschenrechtsverletzungen berichtet, vor allem beim Bau von Stadien und anderer Infrastruktur.

Häufig werden große Sportevents auch dazu genutzt, das Ansehen des Veranstaltungsorts zu verbessern. Diese Strategie wird auch als „Sportwashing“ bezeichnet. Neben bekannteren Beispielen wie Saudi Arabien versucht beispielsweise der ruandische Diktator Paul Kagame durch das Straßenradrennen „Tour de Rwanda“ sein internationales Ansehen zu verbessern, indem er sich unter anderem mit bekannten Sportler*innen fotografieren lässt. Dass Kagame politische Gegner*innen verfolgen und verhaften lässt, wird dagegen verschwiegen. Verhält es sich da mit der Situation bei uns in Sachen Sportwashing nicht ähnlich? Während die Fussball-EM ein sauberes Image bekommt, enthält sich Deutschland bei der Abstimmung zum Lieferkettengesetz auf EU-Ebene.

Doch es gibt auch positive Nachrichten: Bauarbeiter*innen ohne Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis in Paris haben sich erfolgreich gegen gefährliche Arbeitsbedingungen eingesetzt. Mit der Unterstützung von Gewerkschaften streikten sie für ein Bleiberecht und Arbeitsverträge. Auch das Bündnis Sport handelt fair richtet sich in einem offenen Brief (Achtung Downloadlink) an adidas, den Hauptsponsor der diesjährigen EM. Das Bündnis fordert menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle Arbeiter*innen, die an den Vorbereitungen und in der Lieferkette beteiligt sind. Außerdem weisen sie auf die Bedeutung effektiver Beschwerdekonzepte sowie auf ökologische Bedenken hin. Adidas wird auch vom Aktionsbündnis „The Yes Men“ kritisiert: In einer als Adidas-Show getarnten Inszenierung auf der Berliner Fashion Week warfen die Aktivist*innen Adidas vor, nichts gegen die schlechten Arbeitsbedingungen von Näher*innen in Südostasien zu tun.

Diese und Aktionen wie Pubquize zu Menschenrechten, die auf den Zusammenhang von Menschenrechten und Sportevents hinweisen, wünschen wir uns auch in diesem Jahr noch mehr.

Ein gutes Beispiel für die Verbindung von politischem Engagement und Sport bietet der SC Hainberg in Göttingen. Der Verein positionierte sich unter dem Motto #Sportgegenrechts für eine vielfältige und respektvolle Demokratie. Weitere Engagementmöglichkeiten bietet außerdem das Bündnis Sport handelt fair mit Workshops rund um fairen Handel und Nachhaltigkeit im Sport an.

Einen bewegten Sommer wünschen

Magdalena Gerste, Chris Herrwig und das EPIZ-Team


Bildquelle: EPIZ Göttingen

1 Comment
  • Naomi Weber
    Posted at 21:21h, 16 Juli Antworten

    Ich frage mich ja, ob es wirklich so Großereignisse wie die EM braucht. Ja, die Fans aus den verschiedenen Ländern zu Gast zu haben, war schön. Aber wie nachhaltig ist das Ganze. Morgen sind doch die alten Probleme wieder da und ich erinnere mich übermorgen nicht mal mehr, welches Land die EM gewonnen hat. Aber gut, Sport erreicht Menschen und wenn es zu Verbesserungen führt, wie im Text beschrieben, dann ist das ja eine gute Sache.

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