Wie verändert die Corona-Pandemie die Entwicklungszusammenarbeit?

Die Corona-Pandemie stellt die ganze Welt vor besondere Herausforderungen. Dennoch sind Länder in unterschiedlichem Maße von der Pandemie betroffen. Besonders die Abschottung vieler Länder des Globalen Nordens führt zu massiven sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen. Die Folgen bekommen Menschen in den Ländern des Globalen Südens unmittelbar zu spüren: Preisschocks bei Rohstoffen, die Unterbrechung von Lieferketten und die global einsetzende Rezession treffen die ärmeren Länder am stärksten. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Veränderungen muss sich auch die Entwicklungszusammenarbeit anpassen. Doch welche Auswirkungen hat Corona genau auf die Entwicklungzusammenarbeit?

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit während Corona

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist in verschiedenen Sektoren von der Pandemie betroffen. Besonders die Gesundheitssysteme in Ländern des Globalen Südens brauchen große Unterstützung. Auch soziale Folgen müssen von der Entwicklungszusammenarbeit abgefangen werden und gerade dafür sind finanzielle Mittel immens wichtig.

Die Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme

Besonders fragile Gesundheitssysteme werden während der Pandemie in hohem Maße belastet und auf die Probe gestellt. So möchte sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) besonders für die Gesundheitsinfrastruktur sowie für eine gerechte Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten einsetzen. Im Rahmen des globalen Corona-Sofortprogramms stellt das BMZ eine große Summe an finanzieller Unterstützung zur Verfügung. Dennoch macht sich zunehmend Kritik breit, dass es zu einem Impfstoffnationalismus kommt und gerade ärmeren Ländern zu wenig Impfstoff zur Verfügung gestellt wird. Ein großes Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit muss also vor allem in der gerechten Verteilung von Impfstoffen liegen, um Gesundheitssysteme zu unterstützen und die medizinische Versorgung in den Ländern zu gewährleisten.

Die Notwendigkeit finanzieller Hilfen zur Bekämpfung von sozialen Folgen

Zusätzlich zur Gefährdung der Gesundheitssysteme droht die Corona-Pandemie jedoch auch, bereits gemachte Fortschritte in der Armuts- und Hungerbekämpfung zunichte zu machen. Im zweiten und dritten Quartal 2020 verloren beispielsweise in Subsahara-Afrika 80 Millionen Menschen pandemiebedingt ihren Arbeitsplatz. Außerdem ergeben sich durch Schulschließungen Bildungsungleichheiten, deren Ausmaß erst in Jahren wirklich sichtbar sein wird. Als Folge finanzieller Nöte steigt auch die Zahl der Kinderarbeit und frühen Heirat junger Mädchen. Die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der UN bis 2030 wird durch die Pandemie so deutlich erschwert. So ist auch dort Unterstützung dringend nötig, um soziale Folgen abzufangen.

Spendenbereitschaft der Deutschen

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung von November 2020 spenden große Unternehmen leider zunehmend weniger Geld. Im Vergleich zu 2018 fiel der Anteil an Unternehmen, die regelmäßig Geld spenden, von 54 auf 37 Prozent. Im Gegensatz dazu waren Deutsche 2020 mit privaten Spenden dennoch selten so spendabel. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Spendenniveau um 5 Prozent. Die ausbleibende große Weihnachtskollekte durch wenige Gottesdienstbesucher reißt dennoch ein großes finanzielles Loch in die Budgets der Hilfsorganisationen.

Neue Wege in der Entwicklungzusammenarbeit

Die verschiedenen Faktoren wie Impfstoffnationalismus, geschlossene Grenzen und finanzielle Engpässe zwingen Menschen in den Ländern des Globalen Südens so zu neuen Ansätzen und gegenseitiger Unterstützung. Schon vor der Pandemie zeigte sich Entwicklungszusammenarbeit lange nicht mehr nur in Nord-Süd Kooperationen. Die Corona-Pandemie verstärkt diese zunehmenden Süd-Süd Kooperationen.

Ein Beispiel für eine gelungene Kooperation der Länder des Globalen Südens ist die 2002 gegründete Afrikanische Union. Sie ist ein Zusammenschluss aller 55 afrikanischen Staaten mit dem Ziel Frieden, Sicherheit und Stabilität sowie wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt auf dem Kontinent zu fördern. Mit der Agenda 2063 haben sich alle Mitgliedstaaten 2013 für diese Entwicklung eingesetzt. Auch in der Corona-Krise hat sich die AU als handlungsfähig bewiesen. Unabhängig von der internationalen COVAX-Initiative hat sich die AU mehrere Millionen Impfdosen gesichert und verteilt diese an die Mitgliedstaaten.

Doch auch im Kampf gegen Corona haben viele Länder des Globalen Südens Initiativen entwickelt, um die Pandemie einzudämmen. Ghana entwickelte beispielsweise bereits im April 2020 eine App zur Kontaktnachverfolgung, Südafrika einen Corona-Chatbot für WhatsApp. In Kenia haben Studierende die ersten heimischen Beatmungsgeräte entwickelt, die in Krankenhäusern eingesetzt werden können. In einer Bildergalerie der Deutschen Welle könnt ihr euch verschiedene Erfindungen und Innovationen anschauen, die im Zuge der Pandemie in afrikanischen Ländern entstanden sind. Auf dem Global Corona Blog könnt ihr viele spannende Beiträge von jungen Menschen aus der ganzen Welt lesen.

-Leah-


Das Beitragsbild ist von Hannah Busing auf Unsplash.com.

No Comments

Post A Comment