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Internationaler Welttag der Migrant*innen und Flüchtlinge

Migration ist fest in der Natur des Menschen verankert

Migration gab es schon immer und ist fest in der Menschheit veranlagt. Seit Anbeginn waren wir in Bewegung, zogen dorthin wo wir Nahrung und Wasser finden konnten. Einem besseren Leben hinterher. Von Afrika aus verbreiteten wir uns auf der Erde, immer auf der Suche nach Ackerland. Von Afrika nach Asien bis zu den Britischen Inseln, von dort aus nach Mitteleuropa und schließlich nach Übersee: Amerika, Australien. Schon damals gab es Einheimische, mit denen um das gewünschte Gebiet gekämpft werden musste und trotzdem scheinen die heutigen Grenzen härter, höher, schwerer zu überwinden. 

Reisepässe als Indizien der Macht

Das Erstarken des Nationalstaats errichtet höheren Barrieren für Migrant*innen und Flüchtlinge. Manche dürfen kommen, andere sind unerwünscht. Herkunft ist dabei das zentrale Merkmal, an dem der Nutzen eines Menschen für die Gesellschaft gemessen wird. Wir mit unserem deutschen Reisepass dürfen fast überall einreisen, meistens sogar ohne Visum. Die Absurdität der Einreisebestimmungen ist in diesem Beitrag sehr ausführlich dargestellt. Die Website „Passport Index“  zeigt anschaulich das Ranking aller Reisepässe gemessen an ihrer „Macht“, d.h. daran, wie leicht es den Reisepass-Besitzer*innen gemacht wird in die verschiedenen Länder einzureisen. Deutschland ist auf Platz zwei gelistet. Und dann sind da noch Menschen aus Ländern des Globalen Südens, die fast nirgendwo erwünscht sind. Schon gar nicht, wenn sie auf der Flucht sind. In dem oben genannten Ranking finden sich genau die Staaten auf den untersten Plätzen, deren Bürger*innen es am schlechtesten geht: Afghanistan, Irak, Syrien, Somalia, Pakistan, Jemen. Die Nachricht ist deutlich: Wer nichts hat, ist unerwünscht. Dabei schien es mal so, als hätten wir dazu gelernt.

Globaler Rechtsruck

Und heute? Nachrichten von rechter Gewalt machen weltweit Schlagzeilen. Anschläge auf Synagogen, Hetzjagden und Hassreden begegnen uns immer wieder und, wie es scheint, immer öfter. Das Netz ist voll von rechter Meinungsmache. Populistische Regierungen kommen an die Macht, Trump baut eine Mauer zwischen Mexiko und den USA, der Brexit ist entschieden. Die Australische Regierung hält Geflüchtete Menschen auf Inseln gefangen, damit diese bloß nicht auf das Festland kommen. Alles Maßnahmen, um Menschen auf der Flucht fernzuhalten. Und die Liste ist noch lange nicht vollständig.

Europäischer Grenzschutz

Auch Europa zeigt sich in keinster Weise solidarischer: Auf dem Mittelmeer bezahlt die EU die Libysche Küstenwache, um fliehende Menschen wieder einzufangen. Parallel dazu wird Seenotrettung kriminalisiert und die Kapitän*innen angezeigt. Auf der anderen Seite Europas erhält die Türkei EU-Gelder, um Menschen auf dem Weg nach Europa zurückzuhalten. Wer es doch auf eine der griechischen Inseln geschafft hat, sitzt dort in überfüllten Lagern auf unabsehbare Zeit fest. Wie kann es sein, dass alle Lehren der Geschichte vergessen scheinen und Phänomene wie Rassismus, Antisemitismus und koloniale Denkstrukturen immer noch in den Köpfen der Menschen verankert sind?

Fluchtursachen

Heute ist die Arbeit des UNHCR so nötig wie noch nie. Klimawandel, Landraub, Glaube, Krieg, Geschlecht – alles Gründe, warum 70 Millionen Menschen aktuell auf der Flucht sind. Und die Hauptaufnahmeländer sind nicht wie oft vermittelt europäische Staaten, sondern die Türkei, Pakistan, Uganda und Sudan. Staaten, die Geflüchteten keine gute Lebensperspektive bieten können. „Klima“ ist übrigens bisher keine anerkannte Fluchtursache für die Genfer Flüchtlingskonvention. Menschen, die vor den Auswirkungen des Klimawandels fliehen, haben keinen Anspruch auf Hilfeleistungen. Ähnlich geht es Menschen, die der Armut entkommen wollen, sie gelten als Migrant*innen und genießen ebenfalls keinen besonderen Schutz. „Fluchtursachen bekämpfen“ bedeutet auch unseren Beitrag zu diesen anzuerkennen und zu stoppen. Beiträge wie Waffenlieferungen, unfaire Handelsbedingungen, unser Leben in der Wohlstandsblase. Wir alle sind Menschen einer Welt und es ist höchste Zeit zu erkennen, dass unser Handeln direkte Folgen auf Menschen in anderen Teilen der Welt hat.

Beitragsbild von Matteo Paganelli auf Unsplash

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