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Steht bio drauf, ist bio drin?

Artgerecht, nachhaltig und umweltschonend – das versprechen uns Bio-Siegel und werben dabei mit Bildern von glücklichen Kühen und grünen Wiesen. In Deutschland gibt es über 100 solcher Siegel und Ökolabels, deren Kriterien oft zu wünschen übrig lassen.  Eine gesunde Portion Misstrauen ist da durchaus angebracht und doch gibt es einige Bio-Siegel, die es lohnt zu unterstützen. In diesem Beitrag stelle ich euch die wichtigsten vor und gebe euch einen Leitfaden an die Hand, was sich nur „bio“ anhört.

Die Bio-Siegel

Naturland

Der Verband Naturland 
zeichnet seit 1982  Lebensmittel, Textilien und Holzprodukte aus. Das Bio-Siegel setzt hohe Standards für deren Erzeugung und Verarbeitung, die über die EU-Öko-Verordnung hinausgehen. Die strengen Richtlinien umfassen den Weg der Ware vom Anbau bis in den Handel und kontrollieren damit Erzeuger aus 46 Ländern.  2010 hat der Verband mit Naturland Fair eine Zusatzzertifizierung eingeführt, die Öko und Fair in einem Siegel auszeichnet.

GÄA e.V.

Auch die Richtlinien des Verbands GÄA e.V. übersteigen die EU-Öko-Verordnung. Deutschlandweit zeichnet das Bio-Siegel seit 1989 hohe Standards für Betriebe aus, die sich auf Gemüse-, Beeren- und Kräuteranbau, Saatgutvermehrung und Teichwirtschaft spezialisiert haben.

Bioland

Bioland ist wahrscheinlich der größte ökologische Anbauverband Deutschlands, dessen Standards für Bio-Siegel ebenfalls über die EU-Öko-Verordnung hinausgehen. 1976 gegründet fokussiert sich der Anbauverband auf langfristige Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch das System eines geschlossenen Betriebskreislaufs. Sowohl Futter als auch Produktionsmittel stammen zum Großteil aus eigenen Erzeugnissen. Bei Erkrankung von Tieren werden diese bevorzugt mit naturheilkundlichen Methoden behandelt, insbesondere mit Homöopathie und Phytotherapie. Trotz der strengen Auflagen geriet Bioland 2014 kurzzeitig in Verruf, aufgrund vom Einsatz unerlaubter Antibiotika. Das Unternehmen berief sich auf eine Ausnahmegenehmigung.

Demeter

Demeter ist der älteste und strengste Anbauverband in Deutschland. Bereits seit 1928 arbeitet die Gemeinschaft nach der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners, der auch der Begründer der Waldorfschule ist. Das Konzept ist eine bio-dynamische Landwirtschaft, die den Hof als Kreislauf wahrnimmt. Aus Mist, Heilpflanzen und Mineralien stellen die Betriebe Präparate her, die langfristige Bodenfruchtbarkeit garantieren sollen. Das Bio-Siegel gibt es für Lebensmittel, Kleidung, Reinigungsprodukte und Kosmetik. Kritiker verweisen jedoch auf die Richtlinien als „Soll-Vorschriften“.

Biopark

Biopark ist ein 1991 gegründeter Verband mit ca. 700 Mitgliedern, wovon einige Flächen in Naturschutzgebieten bewirtschaften. Wie auch bei anderen Öko-Verbänden verzichten die Landwirt*innen auf synthetischen Stickstoffdünger, Chemie und Gentechnik. Jedoch gehen auch hier die Richtlinien über die EU-Öko-Verordnung hinaus. Das Tierfutter stammt aus eigenem Anbau und beinhaltet keine Leistungsförderer oder tierische Basis, wie es auch generell bei Bio-Siegeln verboten ist.

EU-Bio-Siegel

Das EU-Bio-Siegel und das ältere sechseckige Deutsche Bio-Siegel sind in den Supermärkten wahrscheinlich am meisten vertreten. Sie zeichnen Lebensmittel aus, die keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen oder Farbstoffe beinhalten. Das verwendete Tierfutter muss ökologisch sein und der Einsatz von Antibiotika ist begrenzt. Höchstens 5% konventionell angebaute Bestandteile dürfen in den Waren enthalten sein.

EU-Richtlinien für die Benennung „bio“ oder „öko“ sind:

  • artgerechte Tierhaltung
  • ein festgelegtes Maximum an Tieren pro Quadratmeter
  • Futter aus biologischem Anbau
  • die Beschränkung des Einsatzes von Antibiotika auf medizinische Zwecke
  • der Verzicht auf chemische Pflanzen- und Düngemittel
  • der Verzicht auf Gentechnik
  • die Beschränkung von maximal 49 Zusatzstoffen in Lebensmitteln

Das Bio-Logo wird dann vergeben, wenn 95% dieser Anforderungen erfüllt sind.

Kritik

In Kritik steht das EU-Bio-Siegel vor allem für die Tierhaltung. Lange Transportzeiten von Tieren und der mit großer Verletzungsgefahr einhergehende Spaltenboden für Mastschweine sind teilweise erlaubt. Routinemäßig verboten hingegen sind das Kupieren von Schwänzen, Nasenringe und das Abkneifen der Zähne.

Ebenfalls kritikwürdig ist der Aspekt der Nachhaltigkeit. Bei dem Kauf solltest du unbedingt auf die Herkunft schauen und zusätzlich wird gerne unnötig Plastik als Verpackung eingesetzt, um die Ware von herkömmlicher zu unterscheiden. Meiner Meinung nach fraglich, ob dieses Argument das Einschweißen einer einzelnen Gurke rechtfertigt.

Nachhaltige Fischerei?

Der MSC (Marine Stewardship Council) ist eine unabhängige Organisation, die Betriebe auf deren Nachhaltigkeit kontrolliert. Sie hat strenge Auflagen für die Vergabe des MSC-Siegels mit dem Ziel durch umweltverträgliche Fischerei die Fischbestände weltweit zu erhalten. Aktuell sind ca. 370 Fischereien zertifiziert, die rund 15 Prozent der weltweiten Fangmenge ausmachen. Ob Fischerei angesichts der extremen Überfischung überhaupt vertretbar ist, kann jede*r für sich selbst entscheiden.

Kein bio drin!

Vorsicht ist geboten bei den folgenden Formulierungen. Denn sie vermitteln ländliche Idylle, sagen jedoch nichts über Erzeugung oder Tierhaltung aus.

  • aus kontrolliertem Anbau
  • aus umweltschonendem Anbau
  • von staatlich anerkannten Bauernhöfen
  • aus Vertragsanbau
  • unter unabhängiger Kontrolle
  • aus integrierter Landwirtschaft
  • aus alternativer Haltung
  • ungespritzt / ohne Spritzmittel

Du willst auch bei anderen Siegeln wissen, was dahinter steckt? Siegelklarheit hilft dir da bestimmt weiter.

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