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Die hässliche Seite der Blumen

Blumen sagen mehr als tausend Worte – so wirbt die Blumenindustrie pünktlich zum morgigen Valentinstag. Viele Blumen zeugen jedoch nicht von der Liebe der Menschen zueinander, sondern von den ausbeuterischen Bedingungen unter denen Arbeiter*innen diese produzieren. Leider verrät oft nichts deren Hintergrund.

Die Herkunft der Blumen

Schon mal überlegt woher die Blumen aus unseren Geschäften kommen? Und warum diese bereits vom Grünzeug befreit, passend zugeschnitten und in Bünden zusammengepackt sind? Es sind nicht die fleißigen Heinzelmännchen, die nachts in die Häuser kommen und alle Aufgaben verrichten, solange niemand sie sieht. Wobei – ungesehen sind Arbeiter*innen der Blumenindustrie zumindest von uns als Endverbraucher*innen weitgehend.

Wegen den klimatischen Bedingungen eignet sich der Anbau für Blumen besonders in Ländern am Äquator: es ist warm und lange hell. Spitzenreiter sind dabei Länder wie Kenia, Ecuador, Kolumbien oder Äthiopien. Mit Malaysia wird mittlerweile auch Asien für die Blumenproduktion erschlossen. Für die Erzeugerländer ist der Blumenexport einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Ausländische Konsument*innen profitieren besonders von den niedrigen Preisen der Exportblumen. Gerade mal 3€ verlangt Aldi für einen Strauß. Die Kehrseite bilden Lohndumping und bedenkliche Arbeitsbedingungen.

Schlechte Arbeitsbedingungen, wenig Lohn

Tausende Arbeitskräfte sind nötig für Aufzucht, Ernte, Zuschneiden und Verpacken der Blumen. Wie am Fließband in einer Fabrik sind die Schritte mechanisiert und angepasst. Noch dazu ist das Geschäft sehr saisonabhängig: Besonders zum Valentinstag steigt die Nachfrage stark an, aber auch zu Weihnachten und Muttertag. In diesen Spitzensaisons sind zwölfstündige Arbeitstage von den Angestellten gefordert. Der entstehende Leistungsdruck ist enorm.

Die Arbeiter*innen arbeiten in Hallen, die wegen der Empfindlichkeit der Rosen auf wenige Grad Celsius herunter gekühlt sind. Die körperliche Belastung ist sehr hoch: ständiges Stehen in gebückter Haltung, dazu kaum Pausen. Auch Sperrzeiten werden oft nicht eingehalten. Gesundheitliche Probleme sind da vorprogrammiert und werden noch verstärkt durch den Einsatz von Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung. Es gibt unzählige dokumentierte Fälle, in denen Arbeiter*innen in Schutzanzügen giftige Pestizide spritzen, während andere  in der Nähe ungeschützt Rosen ernten.

Unterdrückung von Widerstand

Wegen der unfairen Löhne, miserablen Wohnverhältnisse und des mangelhaften Gesundheitsschutz kommt es in den Fabriken immer wieder zu Streiks. Doch statt auf die Arbeiter*innen einzugehen, werden diese einfach gefeuert. Die Erzeugerländer weisen allesamt eine hohe Arbeitslosigkeit auf. Die dadurch bedingte große Nachfrage an Arbeitsplätzen ermöglicht die schlechte Arbeitssituation: Für jede*n gefeuerte*n Arbeitnehmer*in stehen schon andere Menschen bereit, die aus Not oftmals sogar bereit sind für noch schlechteren Lohn zu arbeiten. Und das obwohl in vielen Ländern nicht einmal der Mindestlohn existenzsichernd ist.

Auswirkungen auf lokale Natur

Die rücksichtslose Produktion von Blumen ist nicht nur auf sozialer Ebene höchst kritisch. Ökologische Nebenwirkungen bilden  die Spitze des Eisbergs. Ursache ist die große Wasserentnahme der Farmer, die den Grundwasservorrat angreift und zu regionaler Wasserknappheit führt. Zur Veranschaulichung der Dimensionen: Für die Produktion einer kenianischen Rose wird knapp 4 Liter Frischwasser verbraucht. Gleichzeitig benötigen makellose Rosen massenweise Pestizide. Das Abwasser davon wird oft ungefiltert in Seen oder Flüsse eingeleitet und so Böden und Wasser vergiftet.

Vom Äquator in unsere Geschäfte

Ganz vorne bei den Abnehmerländern der Blumen ist Deutschland. Die deutsche Blumenproduktion kann die heimische Nachfrage nicht befriedigen, weshalb ganze 80 Prozent der verkauften Schnittblumen importiert werden.

Die Verlagerung der Blumenproduktion aus dem Norden in den Süden setzte bereits in den 1980er Jahren vor allem durch holländische Unternehmen ein. Und auch heute kommt ein Großteil der afrikanischen Blumen über Amsterdam nach Europa. Dabei dienen die Niederlande häufig nur als Zwischenstation: Als holländische Blumen werden diese weiterverkauft ohne eine Spur des eigentlichen Herkunftslandes.

Warum Fair-trade

Für Erzeugerländer bildet die Blumenindustrie einen wichtigen Markt. Sie bringt dringend benötigte Devisen ein und schafft tausende Arbeitsplätze. Fairtrade unterstützt darum Blumenfarmen in Kenia, Äthiopien, Tansania, Uganda, Simbabwe, Ecuador, El Salvador, Sri Lanka und Costa Rica. Seit 2005 sind Fairtrade-Blumen aus den Herkunftsländern Äthiopien, Kenia, Tansania auch in Deutschland verfügbar. Jedoch machen diese immer noch nur einen Marktanteil von ca. 28 % aus, Tendenz steigend. Fairtrade setzt sich weltweit ein für Arbeitsschutz und -sicherheit, strenge Umweltkriterien und gerechten Löhnen. Mehr über das Siegel und sein Wirken auf den Blumenhandel findest du hier.

Wer also zu spät dran ist mit dem Valentinstags-Geschenk kann trotzdem getrost zum (Fairtrade-)Blumenstrauß greifen. Und damit schadest du nicht einmal der Umwelt: Laut WWF verbraucht eine Rose, die in Kenia gezüchtet wird, weniger Energie und CO2-Emissionen als eine Rose aus einem europäischen Gewächshaus. Auch (Fairtrade-)Schokolade lässt sich weiterhin super verschenken. Jedoch lohnt es sich vorher diesen Artikel zu lesen, um die Hintergründe des Kakaoanbaus herauszufinden.

Beitragsbild von Hudsoncrafted auf Pixabay.

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